Reproduktive GesundheitDefekter Kalziumionenkanal Ursache für männliche Zeugungsunfähigkeit?

Studie identifiziert mögliche Ursache für unklare männliche Zeugungsunfähigkeit: Der Kalziumionenkanal „CatSper“ könnte bei betroffenen Männern gestört sein.  

3D animierte Spermien
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Bei der Hälfte der Paare, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, liegt die Ursache beim Mann. Eine neue Studie hat den Ionenkanal „CatSper“, der den Kalziumhaushalt von Spermien steuert, als häufige Ursache von bislang unerklärlicher männlicher Unfruchtbarkeit identifiziert.

Demnach kann der defekte Kalzium-Ionenkanal im Spermienschwanz eine Ursache für männliche Unfruchtbarkeit sein. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur die Diagnose verbessern, sondern auch die Erfolgsaussichten von Kinderwunschbehandlungen für betroffene Paare erhöhen.

CatSper-Ionenkanal

Prof. Timo Strünker und ein interdisziplinäres Team vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Uni Münster gingen der Frage nach, warum Männer trotz unauffälliger Ergebnisse bei der Samenprobe keine Kinder zeugen können. Die Forscher*innen vermuteten aufgrund früherer Forschung, dass CatSper eine Rolle spielen könnten.

CatSper ist ein Ionenkanal, der den Kalziumhaushalt von Spermien steuert. Funktioniert CatSper nicht ordnungsgemäß, bleiben die Spermien in der Hülle der Eizelle stecken und können sie nicht befruchten.

Strünker und sein Team konnten bereits vor einigen Jahren zeigen, dass Spermien mithilfe von CatSper Botenstoffe wahrnehmen, die von der Eizelle ausgeschüttet werden. Diese aktivieren CatSper, woraufhin Kalzium in den Spermienschwanz einströmt, was wiederum dessen Schlagmuster verändert. Das ist für die Befruchtung entscheidend, so die Vermutung.

Die Forscher entwickelten einen Test, mit dem sie die Aktivität von CatSper in Spermien von fast 2300 Männern bestimmt haben. Dabei stellte sich heraus, dass etwa jeder hundertste Mann mit ansonsten normalen Samenproben einen Funktionsverlust von CatSper aufweist, häufig aufgrund genetischer Veränderungen an einem der Kanalbestandteile.

Die Studienergebnisse zeigen, dass bei CatSper-bedingter Unfruchtbarkeit herkömmliche Kinderwunschbehandlungen wie Insemination und In-vitro-Fertilisation scheitern, da die Spermien die Eizelle nicht eigenständig befruchten können. Die einzige erfolgreiche Methode ist die ICSI-Methode, bei der ein Spermium direkt in die Eizelle injiziert wird.

Mögliche Früherkennung

Prof. Dr. Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie des CeRA, betont, dass die Studie eine neue Möglichkeit bietet. Es sei nun möglich CatSper-bedingte Unfruchtbarkeit frühzeitig zu erkennen und eine evidenzbasierte Auswahl der notwendigen Kinderwunschbehandlung zu treffen. Dies könne nicht nur das medizinische Risiko minimieren, sondern auch die Erfolgsaussichten erhöhen.

Die Forschungsgruppe "Male Germ Cells" hat nun weitere Proteine im Visier, die das Schlagmuster des Spermienschwanzes beeinflussen könnten. Ihr Ziel ist es, systematisch die Rolle dieser Proteine bei ungewollter Kinderlosigkeit zu erforschen, um die Diagnostik und Behandlung kontinuierlich zu verbessern.

Quelle: Universität Münster