
Regelmäßiges moderates Fahrradfahren kombiniert mit Krafttraining sind eine sinnvolle Ergänzung in der Therapie der Herzinsuffizienz.
Wie beeinflussen Ausdauer- und Krafttraining den Verlauf einer Herzinsuffizienz? Dieser Frage ist eine umfangreiche Studie nachgegangen.
Bei Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff zu versorgen. Unabhängig von der Ursache werden 2 Formen unterschieden:
- Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (Heart Failure with reduced Ejection Fraction, HFrEF)
- Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (Heart Failure with preserved Ejection Fraction, HFpEF)
Die HFpEF führt zu ähnlichen Beschwerden und Risiken wie die HFrEF. Jedoch stehen für diese Form der Herzinsuffizienz weit weniger Behandlungsoptionen zur Verfügung.
Einfluss von Bewegung auf die Erkrankung und Lebensqualität
In der Studie haben die Forschenden untersucht, welchen Einfluss gezieltes körperliches Training auf den Erkrankungsverlauf und die Lebensqualität der Patient*innen mit HFpEF hat.
Die Studie wurde an 11 Standorten in Deutschland und Österreich durchgeführt. 322 Patient*innen wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einem 1-jährigen, strukturierten Trainingsprogramm oder der üblichen medizinischen Versorgung zugewiesen. Bezogen auf die Anzahl der Studienteilnehmer*innen und die Beobachtungszeit ist dies die weltweit bisher umfangreichste Untersuchung zu diesem Thema.
Aufbau des Trainingsprogramms
Das Trainingsprogramm bestand aus einer Kombination von Ausdauer- und Krafttraining, bei dem die Teilnehmer*innen 3-mal wöchentlich unter Anleitung trainierten. Zu Beginn umfasste das Training 30 Minuten moderates Fahrradfahren, das über 3 Monate schrittweise auf 60 Minuten gesteigert wurde. Nach 4 Wochen wurde zusätzlich ein Krafttraining für die großen Muskelgruppen integriert.
Erfolgsmessung und Ergebnisse der Studie
Der Erfolg des Trainings wurde primär mit dem modifizierten Packer-Score gemessen. Der Score kombiniert verschiedene Parameter wie Symptome, Belastbarkeit, Krankenhausaufenthalte und allgemeines Wohlbefinden.
Zudem wurden die NYHA-Klasse und die Spitzen-Sauerstoffaufnahme (VO₂) erfasst: Die NYHA-Klasse ordnet Patient*innen je nach Schweregrad ihrer Herzinsuffizienz ein (Klasse I - keine Einschränkungen bis Klasse IV - starke Einschränkungen bei jeder körperlichen Aktivität). Die Spitzen-Sauerstoffaufnahme (VO₂) gibt an, wie viel Sauerstoff der Körper bei körperlicher Anstrengung aufnehmen kann.
Zusammengefasst konnte nach einem Jahr Training bei den meisten Patient*innen zwar keine signifikante Verbesserung des modifizierten Packer-Scores festgestellt werden. Aber:
- Bei der Spitzen-Sauerstoffaufnahme (VO₂) führte das Bewegungstraining bei den HFpEF-Patient*innen zu einer Verbesserung.
- Zudem wurden die Patient*innen der Trainingsgruppe im Schnitt einer höheren NYHA-Klasse zugerechnet. Das weist auf eine gesteigerte Belastbarkeit und höhere Lebensqualität hin.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein gezieltes Trainingsprogramm das Potenzial hat, die Belastbarkeit und Lebensqualität von HFpEF-Patient*innen zu verbessern. Da HFpEF eine systemische Erkrankung ist, die den gesamten Organismus betrifft, sind diese Ergebnisse ermutigend. Sie zeigen, dass Bewegung eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung von HFpEF sein kann“, sagt Studienleiter Prof. Frank Edelmann vom Deutschen Herzzentrum der Charité.
Quelle: Deutsches Herzzentrum der Charité