PsycheEinsatz von virtueller Realität bei Magersucht getestet

Hilfe für Menschen mit Magersucht: Ein neues Virtual Reality Tool soll die Angst vor Gewichtszunahme reduzieren. Erste Studienergebnisse sind vielversprechend.

Person misst ihren Bauchumfang mit einem Maßband.
Marc Dietrich/stock.adobe.com

Einige Teilnehmerinnen empfanden die virtuelle Umgebung als hilfreich für ihre Genesung.

Der Alltag von Menschen mit Magersucht ist geprägt von der Angst vor Gewichtszunahme und den Maßnahmen, eine Zunahme zu verhindern. Entsprechend schwierig ist es für die Betroffenen, die medizinisch dringend geratene Gewichtszunahme zu erreichen.

Wissenschaftler*innen der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme haben nun ein Virtual Reality Tool entwickelt, mit dem Betroffene sich dem gefürchteten Szenario stellen können.

In der Virtual Reality Umgebung können Betroffene ein beliebiges Körpergewicht anschauen, und zwar sowohl aus der Ich-Perspektive als auch in einem virtuellen Spiegel. „Die Virtual Reality Umgebung ermöglich therapeutisches Arbeiten mit und an einer buchstäblich erweiterten Realität, und durchbricht damit Grenzen der „klassischen“ Körpertherapie“, betont Prof. Katrin Giel, die die Arbeitsgruppe Translationale Psychotherapieforschung leitet.

Virtuelle Umgebung für Genesung förderlich

Für die klinische Pilotstudie haben Behrens und ihr Team 24 Patientinnen mit Magersucht untersucht, die aktuell in stationärer oder ambulanter Behandlung waren. Nach ausführlicher Vorbesprechung folgten vier Sitzungen zu je 30 Minuten, in denen die Patientinnen den gesunden virtuellen Körper betrachteten.

Tatsächlich reagierten die Studienteilnehmerinnen sehr unterschiedlich:

Knapp die Hälfte berichtete von hoher Anspannung, die rasch nachließ. Etwa ein Drittel reagierte zunächst mit geringer Anspannung, die sich aber steigerte, je mehr sie sich auf die Situation einließen. Manche Teilnehmerinnen erlebten den Anblick gar nicht als unangenehm.

„Interessanterweise haben allerdings fast alle Patientinnen rückgemeldet, dass sie die virtuelle Darstellung als sehr hilfreich für ihre persönliche Genesung erlebt haben“, erläutert Dr. Simone Behrens, Psychotherapeutin und Projektleiterin.

An diesen Ergebnissen möchte die Arbeitsgruppe nun anknüpfen und im nächsten Schritt Mechanismen während der virtuellen Körperexposition genauer untersuchen.

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen

Bei akuten Krisen:

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