Das Verbundprojekt "Paropaste" verfolgt einen neuen Ansatz bei der Behandlung von Parodontitis: Sie setzen darauf, die krankmachenden Keime nicht abzutöten, sondern unschädlich zu machen. Sollte sich der Ansatz als erfolgreich herausstellen, könnten Millionen Patient*innen profitieren und weitere Antibiotika-Resistenzen vermieden werden.
Enzym schädlicher Keime hemmen
Die Projektpartner setzen auf einen alternativen Ansatz zur Hemmung der krankmachenden Bakterien bei Parodontitis: Sie wollen mit einem speziellen Wirkstoff, der direkt im Mundraum appliziert wird, ein Enzym hemmen, das fast ausschließlich in den Paradontitis verursachenden Bakterien vorkommt. Ohne die Wirkung dieses Enzyms kann das Bakterium mehrere sogenannte Virulenzfaktoren nicht mehr produzieren, und somit letztlich keine Erkrankung beim Menschen mehr hervorrufen.
"Während klassische Antibiotika das grundsätzliche Wachstum aller guten und schlechten Keime hemmen, wollen wir nur die gefährlichen Bakterien in ihrer krankmachenden Wirkung aus dem Spiel nehmen. So kann das natürliche Mikrobiom im Mundraum erhalten oder wiederhergestellt werden, statt das gesamte Keimspektrum zu zerstören", sagt Dr. Mirko Buchholz von PerioTrap, der an dem Projekt beteiligt ist.
An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt beteiligt sind: PerioTrap Pharmaceuticals GmbH, Skinomics GmbH, Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie und das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systeme.
Wenn die Wirksamkeit dieses Ansatzes in klinischen Studien bestätigt wird, könnten allein in Deutschland jährlich rund 20 Millionen Patient*innen von dieser neuen Therapiemethode profitieren. Durch die gezielte Hemmung krankheitsverursachender Bakterien könnte nicht nur die Parodontitis-Behandlung unterstützt werden. Der Ansatz könnte auch dazu beitragen, die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen einzudämmen und die Mundgesundheit zu verbessern, so das Forschungskonsortium.
Hintergrund: Parodontitis
Parodontitis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats. Sie betrifft rund die Hälfte der erwachsenen Deutschen. Die Erkrankung wird meist durch eine Störung des bakteriellen Gleichgewichts im Mundraum und auf den Zähnen ausgelöst.
Die Folgen der Parodontitis beschränken sich nicht nur auf den Mundraum durch Zahnschmerzen, blutendes Zahnfleisch oder Zahnausfall. Parodontitis begünstigt auch die Entwicklung von Krankheiten wie Diabetes, Rheuma, Alzheimer und chronischen entzündlichen Darmerkrankungen.
Die herkömmliche Behandlung von Parodontitis mit Antibiotika birgt jedoch Risiken. Diese Medikamente zielen darauf ab, den bakteriellen Biofilm in den Zahnfleischtaschen zu beseitigen. Doch dabei werden auch nützliche Bakterien im ganzen Körper abgetötet, was die Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen begünstigen kann.
Quelle: Fraunhofer IMWF