AllergieGemüse-Allergien: Sellerie birgt Risiko schwerer allergischer Reaktionen

Sellerie bildet eine Hauptursache für Gemüse-Allergien. Das Gemüse birgt das Risiko schwerer allergischer Reaktionen, insbesondere bei Menschen mit Beifußpollen-Sensibilisierung.

Selleriewurzel mit Blättern, freigestellt vor weißem Hintergrund
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Sellerie (Apium graveolens) ist eine der wichtigsten Ursachen für Nahrungsmittelallergien gegen Gemüse.

Eine klinische Studie weist auf eine wichtige Rolle von Defensin als kreuzreaktives Allergen in Beifußpollen (Art v 1) und Sellerie (Api g 7) und seine Verbindung mit schweren und potenziell lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen auf Sellerie hin. Die IgE-Testung auf Api g 7 könnte ein wichtiger Biomarker sein, um Personen mit erhöhtem Anaphylaxie-Risiko zu erkennen. 

Nahrungsmittelallergien gegen Gemüse

Sellerie (Apium graveolens) ist eine der wichtigsten Ursachen für Nahrungsmittelallergien gegen Gemüse. Sie betrifft rund eine von 200 erwachsenen Europäer*innen (Prävalenz 0,45 %). Die mit einer Sellerieallergie verbundenen Symptome reichen von lokalen Reaktionen im Mundbereich bis hin zu schwerer Anaphylaxie.

Das Europäische Anaphylaxie-Register NORA (Network for Online-Registration of Anaphylaxis) identifizierte Sellerie als auslösendes Lebensmittel in 6 % der registrierten Fälle bei Erwachsenen. Darüber gehört Sellerie zu den Lebensmitteln, die häufiger Anaphylaxie verursachten, als aufgrund der Prävalenz der Sellerie-Allergie erwartet wurde.

Sellerie – kritisch bei bestehender Allergie

Die beiden am häufigsten verzehrten Selleriesorten sind die Wurzel (Apium graveolens var. rapaceum, Knollensellerie) und der Stengel (Apium graveolens var. dulce, Staudensellerie). Die Anaphylaxie auf Sellerie wird am häufigsten auf Knollensellerie zurückgeführt.

Sellerie: Potenzielles "verstecktes" Allergen

Die Selleriewurzel wird roh oder gekocht verzehrt. Sie wird auch als Gewürz in industriell hergestellten zusammengesetzten Lebensmittelprodukten verwendet. Damit ist sie als potenzielles "verstecktes" Allergen bedeutsam.

Das Risiko für Allergiker*innen wird zusätzlich durch die Tatsache verschärft, dass der ED10-Wert, also die niedrigste Dosis, die erforderlich ist, um bei 10 % der allergischen Bevölkerung eine allergische Reaktion auszulösen, 10-mal geringer ist als der ED-10-Wert bei Erdnussallergie. Zudem sind Sellerieallergene stabil gegenüber Hitze bei der Nahrungsmittelverarbeitung.

Damit ist Sellerie ein kritisches Lebensmittel für Menschen mit bestehender Allergie. Sellerie und seine Erzeugnisse unterliegen in der Europäischen Union der Kennzeichnungspflicht für Lebensmittelallergene.

Auslöser für Sellerie-Beifuß-Syndrom

Klinische Beobachtungen zeigten, dass schwere systemische allergische Reaktionen auf Sellerie hauptsächlich bei Menschen mit Beifußpollen-Sensibilisierung auftreten. Beifuß (Artemisia vulgaris) ist eine der Hauptursachen für Unkrautpollenallergien in Europa. Allerdings sind die relevanten kreuzreaktiven Allergene, die die molekulare Grundlage des Sellerie-Beifuß-Syndroms erklären, nach wie vor nicht eindeutig identifiziert.

In früheren Arbeiten hatte eine internationale Forschungsgruppe vom Paul-Ehrlich-Institut bereits das Defensin Api g 7 als mögliche Ursache für die Kreuzreaktivität zwischen Knollensellerie-Allergie und Beifußpollen-Sensibilisierung ausgemacht. Defensine sind kleine Polypeptide, die in allen tierischen Organismen und höheren Pflanzen zur Abwehr von mikrobiellen Erregern vorkommen.

Studie: Zusammenhang zwischen IgE-Antikörpern und Allergie-Schweregrad

Jetzt hat eine Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Stefan Vieths und Prof. Barbara Ballmer-Weber (Zürich / St. Gallen) eine umfassende diagnostische Studie bei Betroffenen mit einer bestätigten Allergie gegen Sellerieknolle durchgeführt. Ziel war, die molekulare Basis des Sellerie-Beifuß-Syndroms zu entschlüsseln und die Bedeutung von Api g 7 zu überprüfen.

Studiendesign

79 Patient*innen mit Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie gegen Sellerie unterzogen sich einer standardisierten Befragung und medizinischen Untersuchungen. Die wichtigsten Einschlusskriterien waren:

  • eine positive Reaktion nach Gabe von kleinen Mengen Sellerie unter kontrollierten Bedingungen oder
  • eine eindeutige Anamnese einer schweren Anaphylaxie.

Im Blutserum wurden IgE-Antikörper gegen 7 Sellerieallergene und 3 Beifußallergene bestimmt.

30 der 79 Studienteilnehmenden litten unter leichten Symptomen im Mund-Nasen-Augenbereich und 49 Personen unter systemischen, d.h. potenziell den ganzen Organismus betreffenden Reaktionen. 68 % hatten Immunglobulin E (IgE) gegen Sellerieextrakt, 80 % gegen Birkenpollen und 77 % gegen Beifußpollen.

Ergebnisse

Bei 52 % der Patient*innen wurdn IgE gegen Api g 7 nachgewiesen. Diese korrelierten eng mit IgE gegen Art v 1 aus Beifußpollen. Das Chancenverhältnis für eine schwere anaphylaktische Reaktion und nicht nur leichte orale Symptome war etwa 6-mal höher für Personen, die gegen Api g 7 sensibilisiert waren im Vergleich zu Personen ohne Sensibilisierung geben Api g 7.

Die diagnostische Sensitivität der IgE-Messung auf Sellerie betrug in der Studienpopulation 68 % und schien durch die Unterrepräsentation von Api g 7 im Allergenextrakt begrenzt zu sein. Durch Einsatz einer Kombination von gereinigten Einzelallergenen stieg die Sensitivität auf über 90 % an.

Fazit

Die Ergebnisse bestätigen die wichtige Rolle von Defensin als kreuzreaktives Allergen in Beifußpollen (Art v 1) und Sellerie (Api g 7) und weisen auf seine Verbindung mit schweren und potenziell lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen auf Sellerie hin.

Ob Homologe von Api g 7 eine ähnliche Rolle bei schweren Beifußpollen-assoziierten Gewürzallergien spielen, muss in zukünftigen Studien untersucht werden.

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut

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