Würden sich Menschen überwiegend pflanzlich ernähren, wäre der Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche deutlich geringer. Das könnte nach einer Studie der Universität Hamburg auch den Verlust der biologischen Vielfalt bremsen.
Rund um den Globus gibt es 35 Biodiversitäts-Hotspots, die sehr artenreich, aber auch stark gefährdet sind. So umfasst jede dieser Regionen mehr als 1500 Pflanzenarten, die ausschließlich dort vorkommen. Gleichzeitig haben sie bereits einen Großteil der ursprünglichen Vegetation verloren. Für ihre Studie berechneten die Forschenden für jeden dieser „Brennpunkte der Biodiversität“, welche Auswirkungen der Klimawandel bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf die landwirtschaftliche Produktivität hat, und ob der Nahrungsmittelbedarf der wachsenden Bevölkerung gedeckt werden kann.
Wenn sich der Lebensstandard erhöht, nimmt meist auch der Verzehr tierischer Lebensmittel und damit der Flächenbedarf für die Erzeugung von Futtermitteln zu. Es wurden verschiedene Szenarien verglichen:
- wenn sich Ernährung und Anbaumethoden nicht ändern,
- wenn sich die Menschen nachhaltig und gesund ernähren und
- wenn gleichzeitig die Landwirtschaft durch Düngung und Bewässerung intensiviert beziehungsweise zusätzlich besser angepasste Feldfrüchte angebaut werden. Für die Berechnungen nutzten die Wissenschaftler die Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission für eine umweltverträgliche Ernährung, die zu 80 bis 90 Prozent auf Pflanzen basiert und durchschnittlich 2.500 Kilokalorien enthält.
Wenn sich eine überwiegend pflanzliche Ernährung durchsetzen würde, ließen sich bis zum Jahr 2050 in 16 bis 21 Hotspots die verbliebenen Naturräume schützen.
Wenn sich eine überwiegend pflanzliche Ernährung durchsetzen würde, ließen sich bis zum Jahr 2050 in 16 bis 21 Hotspots die verbliebenen Naturräume schützen, ist im Journal „Global Ecology and Biogeography“ zu lesen. Ohne eine Änderung von Ernährung und Anbaumethoden wäre das nur in sechs Hotspots möglich. In fünf Regionen würde sich die Situation durch eine Ernährungsumstellung allerdings verschlechtern – etwa in den Küstenwäldern Ostafrikas oder in Sri Lanka. Das liegt daran, dass deren Grundernährung bisher die täglichen 2500 Kilokalorien noch nicht erreicht. Bei wachsender Bevölkerung müsste für eine gesündere Kost sogar mehr Fläche bewirtschaftet werden. Die Naturflächen können nur erhalten werden, wenn die Landwirtschaft durch Dünger und Bewässerung den Ertrag erhöht und klimatisch gut angepasste, kalorienreichere Pflanzen anbaut.
Eine überwiegend pflanzliche Ernährung ist gut für die Gesundheit, schützt den Planeten und die Artenvielfalt. „Unsere Studie zeigt, was maximal möglich wäre. In der Realität liegt die Lösung sicher irgendwo dazwischen“, erklärt Dr. Livia Rasche von der Universität Hamburg. So haben Kleinbauern oft nicht den Zugang oder die finanziellen Mittel, um mehr Dünger zu kaufen oder Bewässerungsanlagen zu installieren. Auch kommt es darauf an, ob die lokale Bevölkerung ihnen bis dahin fremde Feldfrüchte als Grundnahrungsmittel akzeptieren würde.
Quelle: Heike Kreutz/www.bzfe.de