
Ein höheres Alter stellte einen Risikofaktor für Verarbeitungsgeschwindigkeit und verzögertes Erinnern dar.
Eine aktuelle Studie des Erlanger Post-COVID-Zentrums belegt Beeinträchtigungen: Bei rund 90 Prozent der Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht haben und auch im Nachhinein noch über Beschwerden klagen, sind tatsächlich kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten festzustellen.
Die Erlanger Forscher*innen rekrutierten zwischen Dezember 2022 und Mai 2023 110 Patient*innen im dortigen Post-COVID-Zentrum. Diese erhielten eine neuropsychologische Untersuchung mit umfangreichen neuropsychologischen Tests. Mit 5 international etablierten Tests wurden 12 verschiedene kognitive Funktionen untersucht. Zudem wurden die Häufigkeit sowie die Risikofaktoren für die kognitiven Beeinträchtigungen evaluiert.
"Bei rund 90 Prozent unserer Proband*innen zeigten sich in mindestens einem Test Defizite; 30,8 Prozent wiesen sogar in mindestens 3 Tests unterdurchschnittliche Leistungen auf“, sagt Studienleiterin PD Dr. Eva Morawa.
Zwölf kognitive Funktionen
Folgende zwölf kognitive Funktionen wurden erfasst:
- Lern- und Wiedererkennensleistung sowie Verlust von Gelerntem nach zeitlicher Verzögerung (verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest, VLMT),
- numerisches Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis (Zahlenspanne rückwärts aus der Wechsler Memory Scale-Revised, WMS-R),
- visuelle Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen (Trail Making Test, TMT, Teil A und B),
- Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit (d2-R-Test) sowie
- sprachliche und inhaltliche Wortproduktionsleistung und Flexibilität (Regensburger Wortflüssigkeitstest, RWT).
Häufigste Beeinträchtigungen
Die häufigsten kognitiven Defizite wurden bei der Wortflüssigkeit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der verzögerten Erinnerung und der Aufmerksamkeit beobachtet.
- Proband*innen mit hohem Bildungsniveau hatten ein geringeres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen.
- Ein höheres Alter stellte einen Risikofaktor für Verarbeitungsgeschwindigkeit und verzögertes Erinnern dar. Es war jedoch gleichzeitig ein Schutzfaktor für die Wortflüssigkeit.
- Klinisch relevante depressive Symptome wiederum waren mit einem erhöhten Risiko für unterdurchschnittliche Leistungen bezüglich einiger kognitiver Funktionen assoziiert.
Fazit
Kognitive Dysfunktionen waren häufig bei Post-COVID-19-Patient*innen. Künftige Untersuchungen sollten auch biologische Krankheitsmarker berücksichtigen wie immunologische Marker oder Veränderungen in der Mikrozirkulation, so die Wissenschaftler*innen.
Quelle: Uniklinikum Erlangen
Literatur
Morawa E, Krehbiel J, Borho A et al. Cognitive impairments and mental health of patients with post-COVID-19: A cross-sectional study. Journal of Psychosomatic Research 2023; doi: 10.1016/j.jpsychores.2023.111441