RheumaRadontherapie reduziert Schmerzen bei Rheumatischen Erkrankungen

Radontherapie im multimodalen Setting kann Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen signifikant und anhaltend reduzieren, insbesondere beim Fibromyalgiesyndrom, zeigt eine Studie.

Tunnel in Salzmine
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Der Aufenthalt in Heilstollen zur Schmerzreduktion bei rheumatischen Erkrankungen wird in Kurorten als ortsgebundenes Kurmittel eingesetzt.

Wie eine multimodale Kurztherapie mit niedrig dosiertem Radon rheumatische Erkrankungen beeinflusst, hat eine Studie in Bad Gastein untersucht. Im Ergebnis zeigte sich: Die Therapie kann signifikante und klinisch relevante Verbesserungen erzielen. Sowohl unmittelbar als auch 3, 6 und 9 Monate nach der Behandlung. Am meisten profitierten Patient*innen mit Fibromyalgiesyndrom.

Studie

Die multizentrische Studie basiert auf prospektiv erhobenen Daten aus dem laufenden Gasteiner Radon-Indikationsregister. Darin werden anonymisiert Daten von Patient*innen mit verschiedenen rheumatischen Erkrankungen gesammelt, die sich einer Kurbehandlung mit Radon in Bad Gastein und Bad Hofgastein unterziehen. Die Patient*innen werden von Ärzt*innen aus teilnehmenden Kurbetrieben in die Registerstudie integriert.

Die Datenerhebung erfolgt mit standardisierten Papierfragebögen, die die Studienteilnehmer*innen vor, während und nach der Behandlung sowie im 3-, 6- und 9-monatigen Follow-up ausfüllen. Zum Zeitpunkt der Analyse umfasste das Radon-Indikationsregister 561 Personen, die die Fragebögen vollständig ausgefüllt hatten.

Die Teilnehmer*innen litten an:

  • Ankylosierender Spondylitis (n=187),
  • Rheumatoider Arthritis (n=49),
  • Kniegelenksarthrose (n=61),
  • Hüftgelenksarthrose (n=16),
  • Rückenschmerzen (n=292),
  • Psoriasis-Arthritis (n=11),
  • Fibromyalgie (n=8). 

Das Alter der Patient*innen betrug im Schnitt 55 Jahre, der durchschnittliche BMI lag bei 26,8. 

Interventionen

Herzstück der multimodale Therapie bildete die niedrig dosierte Radontherapie im Gasteiner Tal in den österreichischen Alpen. Weitere Bestandteile beinhalteten u.a. Bewegungsübungen, Massagen, Lymphdrainage, Fango-Therapie, Ergometrie, aber auch Beratung zu Rückenschmerzprävention, Tabakverzicht, gesunder Ernährung sowie medizinische Untersuchungen und Vorträge. Die niedrig dosierte Radontherapie erfolgte in Form von Radonbädern und/oder einem Aufenthalt im Heilstollen.

Für die Auswertung nutzten die Forschenden lineare Regressionsmodelle, die für den Typ der rheumatischen Erkrankung, Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index standardisiert wurden.

Im Fokus der Analyse standen Schmerzen in Ruhe und Bewegung unmittelbar nach der Therapie sowie 3, 6 und 9 Monate später bei den genannten rheumatischen Erkrankungen.  Die Schmerzen wurden auf einer numerischen Analogskala erhoben, die von 1 (kein Schmerz) bis 10 (schlimmster vorstellbarer Schmerz) reichte.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen signifikante und klinisch relevante Verbesserungen für Ruhe- und Bewegungsschmerzen auf der numerischen Analogskala zu allen Zeitpunkten.

Die größte Schmerzreduktion gaben Patient*innen mit Fibromyalgiesyndrom an. Die Werte auf der numerischen Analogskala betrugen:

  • Ruheschmerz: direkt vor der Intervention (6,0) direkt danach (3,44) sowie nach 3 (3,13), 6 (3,44) und 9 Monaten (3,50). 
  • Bewegungsschmerz: direkt vor der Intervention (7,13) direkt danach (4,56) und nach 3 (3,31), 6 (3,38) und 9 Monaten (3,69).

Die durchschnittliche Schmerzreduktion über alle evaluierten Krankheitsbilder hinweg betrug:

  • Ruheschmerz: direkt nach der Intervention (-1,65) sowie nach 3 (-1,43), 6 (-1,14) und 9 Monaten (-0,88). 
  • Bewegungsschmerz: direkt nach der Intervention (-1,80) und nach 3 (-1,61), 6 (-1,37) und 9 Monaten (-1,13).

Fazit

Die niedrig dosierte Radontherapie als Teil einer multimodalen Kurortbehandlung kann Schmerzen bei Patient*innen mit rheumatischen Erkrankungen signifikant und anhaltend reduzieren, so die Schlussfolgerung der Forschenden. Die Ergebnisse können die Evidenz weiter erhärten, die für medizinische Entscheidungsträger, zuweisende Ärzt*innen und Krankenversicherungen von Bedeutung ist.

Die Stärke der Studie liege u.a. im relativ großen Studienkollektiv und den vorliegenden Daten über einen Zeitraum von 9 Monaten. Die Ergebnisse stützen die Evidenz aus bereits existierenden Studien. Limitationen sehen die Forschenden u.a. darin, dass mögliche Störfaktoren nicht erfasst wurden, z.B. akute Erkrankungen, Traumata, physische Aktivität oder Medikation.

Hintergrund: Radontherapie

Bei der Radontherapie erhalten Patient*innen gezielt kleine Mengen des radioaktiven Gases Radon. Die Applikation erfolgt entweder als Radonbad oder als Inhalationstherapie in Heilstollen.

Die Anwendung erfolgt unter ärztlicher Aufsicht in spezialisierten Kurorten oder Therapiezentren. Erkrankungen des Bewegungsapparats wie rheumatische Erkrankungen sind eine in der Praxis bewährte Indikation für die Radontherapie. 

Ni

Literatur

van der Zee-Neuen A, Fuch J, Wildburger S et al. Improvement of Pain Symptoms in Musculoskeletal Diseases After Multimodal Spa Therapy in the Austrian Gastein Valley—A Study Based on Longitudinal Registry Data. International Journal of Public Health 2023; https://doi.org/10.3389/ijph.2023.1605931

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