
Das Videospiel-basierte System konnte in der Studie Stürze mit einer Genauigkeit von über 80 Prozent vorhersagen.
Intelligente Technologie für die Sturzprävention
Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Magdeburg hat ein neuartiges Videospiel entwickelt, das Sturzrisiken bei älteren Erwachsenen mit Diabetes mit hoher Präzision vorhersagen kann. Die Methode kombiniert Videospiele mit sensorgestützten Einlegesohlen, die detaillierte Bewegungsmuster und Druckverteilungen analysieren. Die Studie, veröffentlicht in EClinicalMedicine, zeigt: Das System kann Stürze mit einer Genauigkeit von über 80 Prozent prognostizieren – eine deutliche Verbesserung gegenüber traditionellen Tests.
Diabetes erhöht das Sturzrisiko
Ältere Menschen mit Diabetes sind besonders gefährdet, da Nervenschäden, Gleichgewichtsstörungen und Muskelkraftverlust ihre Mobilität beeinträchtigen. „Traditionelle Tests wie der sog. ‚Timed-up-and-go-Test‘ übersehen oft subtile Frühwarnzeichen, insbesondere bei Menschen mit Diabetes und Nervenschäden“, erklärt Studienleiter Prof. Peter Mertens. Das neue System bietet eine genauere Einschätzung und wird von Teilnehmenden als motivierend und unterhaltsam empfunden.
Studienergebnisse: Hohe Präzision durch KI-Analyse
An der Studie nahmen 152 ältere Erwachsene mit Diabetes teil. Während einer 15-minütigen Videospiel-Session, die im Sitzen oder Stehen durchgeführt wurde, wurden Reaktionszeit, Gleichgewicht und Muskelkontrolle getestet. Sensorgestützte Einlegesohlen erfassten detaillierte Daten, die mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert wurden. Die Genauigkeit lag bei 82,8 Prozent im Sitzmodus und 88,6 Prozent im Stehmodus – deutlich besser als herkömmliche Tests, die nur etwa 50 Prozent Treffsicherheit bieten.
Praktische Anwendungen und Ausblick
Das System könnte in Zukunft in Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Reha-Zentren eingesetzt werden, um Stürze präventiv zu verhindern und die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern. Es ermöglicht präzise Maßnahmen wie die Anpassung von Medikamentendosen oder die Beseitigung von Stolperfallen im Haushalt.
Das Projekt wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Umwelt und Energie des Landes Sachsen-Anhalt sowie durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziell unterstützt. Perspektivisch soll die Technologie weiter optimiert und zertifiziert werden, um sie breiter einsetzen zu können.
Quelle: Otto von Guericke Universität Magdeburg