ÜbergewichtAdipositas erhöht Krebsrisiko früher als gedacht

Adipositas erhöht das Krebsrisiko bereits bevor die typischen Folgeerkrankungen wie Insulinresistenz oder Fettleber auftreten. 

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Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und erhöhtem Krebsrisiko ist gut belegt.

Forschende der Uni Regensburg haben das Krebsrisiko übergewichtiger Personen untersucht. Sie verglichen Übergewichtige ohne und mit klinischen Störungen der Stoffwechsel- und Organfunktion. In der prospektiven epidemiologischen Studie erfassten sie dazu Daten von über 450.000 Erwachsenen aus der UK Biobank. Diese teilten sie in 3 Gruppen ein: 

  • Präklinische Adipositas: Übergewicht ohne nachweisbare metabolische oder organfunktionelle Störungen
  • Klinischer Adipositas: Übergewicht in Kombination mit Organfunktionsstörungen
  • Kontrollgruppe: Kein Übergewicht

Krebsentstehung bereits vor Stoffwechselstörungen

Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von knapp 12 Jahren wurden 47.060 Krebsfälle registriert. Die Forschenden fanden heraus, dass Personen mit präklinischer Adipositas bereits ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko hatten. Bei Personen mit klinischer Adipositas, war das Krebsrisiko noch höher. Insgesamt war präklinische Adipositas für schätzungsweise 5,5 % und klinische Adipositas für 4,3 % der Adipositas-assoziierten Krebsfälle verantwortlich.

Die Ergebnisse unterstreichen, dass sowohl ein Überschuss an Körperfett als auch entsprechende metabolische Folgestörungen zur Krebsentstehung beitragen. Sie könnten nationale und internationale Bestrebungen unterstützen, metabolische Gesundheitsparameter stärker in die Routineversorgung zu integrieren, mit dem langfristigen Ziel, die Krebslast in der Bevölkerung im Zusammenhang mit Adipositas zu reduzieren.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Adipositas die Krebsentstehung bereits vor klinisch messbaren Veränderungen antreibt“, sagte Prof. Michael Leitzmann, Erstautor der Studie. „Das unterstreicht die Notwendigkeit, zwischen präklinischer und klinischer Adipositas zu unterscheiden, um Risikopersonen frühzeitiger zu identifizieren und präventive Maßnahmen gezielter einzusetzen.“

Hintergrund

Die Studie knüpft an die jüngsten Empfehlungen der Lancet Diabetes & Endocrinology Commission an: Sie empfiehlt eine differenziertere Klassifikation von Adipositas, die auf dem metabolischen Gesundheitszustand und nicht nur auf dem Body-Mass-Index (BMI) basiert. Bisherige Krebsrisikoeinschätzungen beruhten fast ausschließlich auf BMI-Werten, die jedoch keine Aussage über Organfunktionen ermöglichen.

Quelle: Universität Regensburg