MyokarditisHerzschwäche in jungen Jahren: dahinter kann eine Myokarditis stecken

Virusinfekte können eine Herzmuskelentzündung auslösen. Warum Schonung und Verzicht auf Sport bei einem Virusinfekt so wichtig sind.

Rotes Herz mit Stethoskop
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Bei einer Herzmuskelentzündung sind Ruhe und Schonung essenziell.

Eine Herzinsuffizienz bei Jüngeren entsteht häufig durch eine Herzmuskelentzündung als Folge einer Virusinfektion. 

„Neben angeborenen Herzfehlern und genetisch bedingten Herzmuskelerkrankungen, den Kardiomyopathien, sind es entzündliche Herzmuskelerkrankungen wie Myokarditis, die das Herz eines jungen Menschen in seiner Pumpfunktion so weit beeinträchtigen können, dass eine Herzschwäche vorliegt“, so der Kardiologe Prof. Thomas Voigtländer von der Deutschen Herzstiftung.

Wie es zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kommt, wie man sich davor schützt und was beim Sport nach einem Infekt beachtet werden sollte.

Herzschwäche durch Myokarditis

Bei der Myokarditis entzünden sich Zellen des Herzmuskels, in den meisten Fällen durch virale Infektionen. In jedem dritten Fall gelingt es dem Körper nicht, die Entzündung selbst zu kontrollieren. Der Herzmuskel vernarbt und kann nur noch eingeschränkt Blut pumpen.

„Es kommt dann zur Herzinsuffizienz, die sich mit Symptomen wie Kurzatmigkeit schon bei geringer Anstrengung, Leistungseinschränkung und Wassereinlagerungen in Beinen oder Bauch bemerkbar macht.

"Wer an einer Myokarditis erkrankt und rechtzeitig in Behandlung ist, kann durch konsequente Therapie und Schonung meist eine Herzschwäche vermeiden“, erklärt Prof. Thomas Voigtländer.

Virusinfekte oft Auslöser von Myokarditis

Meist sind akute Virusinfekte Auslöser einer Herzmuskelentzündung. Jüngere Männer erkranken häufiger und schwerer als Frauen. Typische Erreger sind v.a. Parvovirus B 19 und Herpes Viren, seltener Influenza- und Coxsackie-Viren. Ebenso kann eine Coronavirus-Infektion das Herz angreifen und zu einer Myokarditis führen. Auch Bakterien und Pilze können, allerdings sehr selten, eine Myokarditis verursachen.

Neben der akuten viralen Myokarditis aufgrund einer Infektion wird in der Medizin noch eine autoimmune (autoreaktive) Myokarditis unterschieden. Hierbei lässt sich kein ursächlicher Erreger für die Entzündungsprozesse im Herzmuskelgewebe finden, sondern körpereigene Immunzellen greifen fälschlicherweise den Herzmuskel an.

Mehrdeutige Symptome

„Ein Problem sind die mehrdeutigen Beschwerden bei der viralen Myokarditis, weil Betroffene Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Kurzatmigkeit auf den Infekt zurückführen, ohne an eine Beteiligung des Herzens zu denken“, berichtet Voigtländer und erklärt: „Schmerzen hinter dem Brustbein und Herzrasen können, müssen aber keineswegs auftreten.“

Anzeichen einer Herzbeteiligung, die am häufigsten anzutreffen sind:

  • Müdigkeit,
  • Abgeschlagenheit,
  • Kurzatmigkeit,
  • Engegefühl in der Brust bzw. Schmerzen hinter dem Brustbein,
  • Herzstolpern (bei etwa jedem fünften Betroffenen).

Bei diesen Symptomen sollte man umgehend zum Arzt, der bei Verdacht auf eine Beteiligung des Herzens neben der Anamnese und einer körperlichen Untersuchung, ein EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Blutuntersuchung vornehmen wird. Lässt sich mit den aufgeführten Untersuchungen eine Beteiligung des Herzens nicht zweifelsfrei nachweisen oder ausschließen, ist als nächster Schritt eine Kernspintomographie (Kardio-MRT) des Herzens erforderlich.

Besondere ärztliche Aufmerksamkeit ist bei Patienten mit Myokarditis und Synkopen (plötzlich kurzzeitige Bewusstlosigkeit), Attacken von Schwindelgefühl, Herzklopfen und Herzstolpern geboten. „Diese Patienten sind besonders gefährdet, einen plötzlichen Herztod zu erleiden“, warnt der Herzspezialist.

Therapie der Myokarditis: Schonen und Ruhe

Patienten sollten während der akuten Phase einer Myokarditis im Bett bleiben und anschließend mindestens 3 Monate auf Sport verzichten. Körperliche Aktivitäten ohne Anstrengung wie Spazierengehen sind möglich.

Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) kann nach 3 Monaten untersucht werden, inwieweit Hinweise für eine akute Entzündung bestehen. Mit diesen Informationen kann dann individuell entschieden werden, wie die Aufnahme von Belastungen erfolgen kann.

„Sport und körperliche Anstrengung sollten erst wieder stattfinden, wenn sich die Herzfunktion komplett erholt hat. Dies sollte die behandelnde Ärztin oder der Arzt mit einer kardiologischen Kontrolluntersuchung, die ein Belastungs-EKG einschließt, bestätigen“, erklärt Voigtländer.

Wann wieder Sport nach einem Infekt?

Damit es gar nicht erst zu einer Herzbeteiligung kommt, sollte man generell auf Sport für die Dauer eines Infekst oder einer Influenza verzichten. Der Körper ist in dieser Phase geschwächt.

„Wie lange die Sportpause sein sollte, lässt sich pauschal nicht sagen, weil jeder Infekt unterschiedlich verläuft und sich jeder Betroffene individuell unterschiedlich schnell erholt“, sagt der Sportkardiologe Prof. Jürgen Scharhag. Meist liege man bei einem gewöhnlichen grippalen Infekt der oberen Atemwege mit einer Pause zwischen 7 und 14 Tagen richtig. Bei einer Influenza sollte man mindestens 14 Tage pausieren.

„Bis zu einem sportlichen Neustart mit zunächst niedrigen Belastungsintensitäten sollten wenigstens 2 bis 3 symptomfreie Tage vorliegen.“

Die meisten Infektionen der oberen Atemwege werden nicht durch Influenzaviren, sondern durch andere Viren wie Adeno- oder Rhinoviren hervorgerufen. Man spricht hier von einem grippalen Infekt im Unterschied zur Grippe (Influenza) – auch wenn mitunter die Symptome ähnlich sind. „Auch diese Viren können eine Herzmuskelentzündung begünstigen, vor allem, wenn sich der Erkrankte nicht genügend schont und auskuriert“, betont Scharhag.

Wichtig besonders für Herzkranke: Grippeimpfung zum Schutz vor Herzbeteiligung

„Eine Grippeimpfung ist gerade für Herzpatienten in jedem Fall ratsam. Denn eine echte Grippe, die Influenza, wirkt sich bei etwa jedem zehnten Erkrankten auch auf das Herz aus. Unter anderem kann eine Myokarditis die Folge sein“, sagt Prof. Scharhag, der die Professur für Sport- und Leistungsphysiologie am Zentrum für Sport- und Bewegungswissenschaft und Universitätssport der Universität Wien innehat. Daher sind ohnehin Herzkranke bei einer Grippe eher gefährdet, dass es zu weiteren Herzproblemen kommt. Mit einer Impfung gegen Grippe (Influenzaviren) lässt sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit oder zumindest die Schwere einer Influenza verringern – und damit auch das Risiko einer Herzmuskelentzündung.

Sport nach Infekt

Generell sind bei Erkältung, grippalem Infekt oder Grippe folgende Punkte zu beachten:

  • Je stärker der Infekt war, desto länger die Pause.
  • Bereits bei leichten Symptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen oder Husten auf Sport und Training verzichten.
  • Bei Gliederschmerzen oder Fieber ist körperliche Schonung erforderlich und Sport absolut tabu.
  • Sind die Beschwerden/Symptome weg und es besteht wieder eine gute Leistungsfähigkeit im Alltag (z.B. erkennbar beim Treppensteigen), kann sanft mit lockerem bzw. erholsamem Training gestartet und behutsam nach Befindlichkeit über 1 bis 2 Wochen gesteigert werden. Dabei immer auf den eigenen Körper achten und z.B. den Puls kontrollieren.
  • Bei Mattigkeit/Energielosigkeit mit dem Sport lieber noch warten. Und bei Unklarheiten hinsichtlich der Belastbarkeit sicherheitshalber beim Arzt vorstellen.
  • Wurde eine Herzbeteiligung/Myokarditis festgestellt, muss mindestens 3 Monate pausiert werden und die Sporttauglichkeit von einem Sportkardiologen u. a. mit Ruhe-EKG, Herzultraschall und Belastungs-EKG beurteilt werden. Bei regelrechten Befunden kann dann wieder mit dem Sport begonnen werden.

Quelle: ne/wi/Deutsche Herzstiftung