Diabetes und HitzeHitze verändert die Insulinwirkung

Insulin, Blutzuckermessgeräte, Glukosesensoren und Insulinpumpen können bei hohen Temperaturen unzuverlässig funktionieren. Wie Diabetiker*innen gut durch den Sommer kommen.

Diabetes: Schriftzug und Insulinspritze unter einer Lupe
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Bei hohen Temperaturen sollten die Blutzuckerwerte häufiger kontrolliert werden.

Insbesondere Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus sollten an heißen Tagen auf Hitzeschutz achten. Eine Expertin gibt wichtige Tipps, wie Betroffene gut durch die Sommerhitze kommen.

Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) rät Diabetiker*innen zu erhöhter Vorsicht:

  • Insulin und Hilfsmittel wie Blutzuckermessgeräte, Glukosesensoren und Insulinpumpen können bei hohen Temperaturen unzuverlässig funktionieren.
  • Insbesondere wenn auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen, sollten Diabetiker*innen besonders aufmerksam sein.

So kann z.B. eine Polyneuropathie die Adaptation der Gefäßweite, die für die Temperaturregulation unerlässlich ist, stören. Außerdem haben viele Menschen mit Diabetes eine schlechtere Durchblutung des Herzens. Gepaart mit einem Flüssigkeitsverlust kann dies zu einem Blutdruckabfall und Kreislaufkollaps führen. „Besprechen Sie daher vor Hitzeperioden unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob und wie Entwässerungstabletten oder Blutdrucksenker eingenommen werden sollen“, rät Schoppe.

Insulin wirkt an heißen Tagen mitunter schneller

Eine besondere Problematik bei Hitze ist nicht nur ein hoher, sondern auch ein zu niedriger Blutzuckerwert. Insulin kann nach der Injektion deutlich schneller wirken, da die Haut zur Wärmeabgabe stärker durchblutet wird. Damit besteht die Gefahr von Unterzuckerungen. Symptome einer Unterzuckerung können mit Hitzesymptomen (z.B. Schwitzen, Erschöpfung) verwechselt werden. Theresia Schoppe empfiehlt:

  • Den Blutzucker bei hohen Temperaturen häufiger kontrollieren bzw. regelmäßig die Glukose-Sensorwerte ansehen – insbesondere vor, während und nach körperlicher Betätigung. 

Bei körperlichen Aktivitäten auf Unterzuckerungen achten

Auch beim Schwimmen besteht das Risiko, Unterzuckerungen zu übersehen oder falsch zu interpretieren. So könne Zittern ein Zeichen der Unterzuckerung, aber auch der Unterkühlung beim Baden sein. Schoppe rät, beim Badeausflug öfter als üblich den Glukosespiegel zu messen und gegebenenfalls die Insulinmenge anzupassen. Sie hat 4 Tipps parat:

  • Die Hände vor der Messung gründlich abtrocknen, da Wasser das Messergebnis beeinflussen kann.
  • Bei leichter Unterzuckerung empfehlen sich schnelle Kohlenhydrate wie Traubenzucker,
  • bei schwerer Unterzuckerung die Applikation von Glukagon (z.B. als Nasenspray).
  • Bei körperlicher Anstrengung sollten schnellwirksame Kohlenhydrate in flüssiger Form konsumiert werden. 

Insulin und Technik vor Sonne schützen

Auch das Insulin muss vor der Hitze geschützt werden:

  • „Insulin muss bei Temperaturen zwischen 2°C und 8°C gelagert werden, da ansonsten seine Wirkung herabgesetzt sein kann“, so Schoppe.
  • Der in Gebrauch befindliche Pen kann bis zu 30°C aushalten, sollte aber nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein, um einen Wirkverlust zu vermeiden.
  • Die gleiche Sorgfalt gelte auch für CGM-Sensoren, Blutzuckermessgeräte und -teststreifen sowie Insulinpumpen.

Schoppe: „Verwenden Sie kein Insulin, das ausgeflockt ist oder eine bräunliche Färbung aufweist“. In der Praxis haben sich spezielle Boxen oder Taschen zur Aufbewahrung von Insulin und dem Diabetesbedarf bewährt. Diese halten die Utensilien auch unterwegs im richtigen Temperaturbereich, ohne dass Strom oder Kühlelemente benötigt werden. Wem keine solchen Boxen oder Taschen zur Verfügung stehen, kann auch eine Isolierflasche verwenden. „Zu tief gekühlt können die Utensilien allerdings an Messgenauigkeit einbüßen und Insulin kann in seiner Wirkung geschädigt werden, daher sollten diese Taschen unbedingt ohne Kühl-Akkus verwendet werden“, ergänzt Schoppe. 

Viel Trinken

Wichtig bei Hitze ist ausreichende Flüssigkeitszunahme: „Bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr steigen die Blutzuckerwerte. Mehr Zucker wird über den Urin ausgeschieden und noch mehr Flüssigkeitsbedarf entsteht“, erklärt Schoppe. Eine schlechte Blutzuckereinstellung verstärkt diese Effekte und kann den Wasserhaushalt stören, was zu Stoffwechselentgleisungen und Organschäden führen kann.

Empfehlenswert sind: Leitungswasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder Saftschorlen aus Fruchtsaft und Wasser (zum Beispiel 1 Teil Saft, 3 Teile Wasser).

„Als Faustregel sollten Erwachsene mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen, bei starkem Schwitzen deutlich mehr. Die Zugabe einer Scheibe Zitrone, etwas frischem Ingwer oder frischer Pfefferminze kann das Wasser geschmacklich abrunden und bietet sogar noch nützliche Mikronährstoffe. „Vermeiden Sie alkoholische Getränke, da diese den Wasserhaushalt und die Blutzuckerregulation stören können.“ 

Allgemein empfiehlt Schoppe: „Sprechen Sie Ihr Diabetesteam auf Tipps zum Diabetesmanagement und bei Unsicherheiten zur Dosisanpassung von Insulin im Rahmen einer Hitzewelle an. Tragen Sie lockere, leichte und helle Kleidung, verwenden Sie einen Sonnenschutz und gehen Sie nicht barfuß, insbesondere bei Nervenfunktionsstörungen.“

Mehr Infos zu Hitze bei Diabetes finden Sie hier: https://www.diabinfo.de/leben/diabetes-im-alltag/hitze.html

Quelle: Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland