KnieschmerzenPeriphere Neurostimulation gegen Knieschmerzen

Die periphere Nervenstimulation kann eine effektive Option bei bleibenden Knieschmerzen nach Verletzungen oder Operationen sein.

Repro: Knieschmerz, männliche Person hält sich das rot eingefärbte Kniegelenk
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Bleiben Knieschmerzen trotz OP kann die periphere Nervenstimulation eine Therapie-Option sein.

Mit der peripheren Neurostimulation können chronische Knieschmerzen gelindert werden. In Einzelfällen kann der Schmerz persistieren. Diese Therapieoption kommt grundsätzlich bei allen chronischen Schmerzen nach Nervenverletzungen durch Unfälle oder Operationen an Armen und Beinen infrage.

Periphere Neurostimulation bei chronischen Knieschmerzen

Die periphere Nervenstimulation (PNS) bietet eine Möglichkeit, den Schmerz direkt auszuschalten. Die Methode wird u.a. am Uniklinikum Dresden eingesetzt. Dr. David Martin von der Klinik für Neurochirurgie setzt die PNS ein, wenn Nervenschädigungen nach Verletzungen oder Operationen aufgetreten und klar umschriebene Schmerzbereiche entstanden sind.

Bei der direkten Neurostimulation wird der betroffene Nerv kontinuierlich durch elektrische Impulse stimuliert. Als besonders wirksam hat sich diese Art der Neurostimulation bei Knieschmerzen erwiesen. Dafür wird in einer OP eine dünne Elektrode direkt auf dem unter mikroskopischer Sicht freigelegtem Nerv platziert.

Statt der Schmerzen spüren die Patient*innen anschließend ein minimales angenehmes Kribbeln. Die Stärke des Kribbelns können die Betroffenen selbst regulieren. Ein Großteil der Patient*innen berichtet eine Schmerzreduktion von über 50 Prozent. Daraufhin könne häufig die Schmerzmedikation reduziert werden. In einzelnen Fällen sei sogar eine komplette Schmerzfreiheit möglich.

Einfacher Test ermittelt Erfolgsaussichten

Um eine unnötige OP zu vermeiden, kann ein einfacher Test helfen, die Erfolgsaussichten für die PNS einzuschätzen.

Martin berichtet: Dabei wird der infrage kommende Nerv mittels Lokalanästhetikum für wenige Stunden betäubt. Funktioniert diese Nervenblockade, d.h. sind die Schmerzen unterdrückt, ist der „richtige“ Nerv gefunden und die Weiterleitung der Knieschmerzen in das Gehirn wird ausgeschaltet. Auf diesem Nerv wird die dünne Elektrode implantiert. Ein leichter Stromimpuls kann nun wie ein „Störsignal“ die Knieschmerzen dauerhaft unterbrechen.

Grundsätzlich kommt die PNS bei allen chronischen Schmerzen nach Nervenverletzungen durch Unfälle oder Operationen an Armen und Beinen infrage.

Hintergrund: Bleibende Schmerzen nach Knie-OP

In Deutschland erhalten jährlich rund 150.000 Patient*innen ein künstliches Kniegelenk. Grund dafür sind häufig eine fortgeschrittene Arthrose oder eine Knieverletzung. Nicht immer mindert der Eingriff die Schmerzen. Für die Betroffenen beginnt meist eine Odyssee von einem Behandlungsansatz zum nächsten. Die meisten unterziehen sich weiteren Operationen am Kniegelenk, was aber selten zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt.

Sind alle operativen Möglichkeiten ausgeschöpft, kommen oft starke Schmerzmedikamente zum Einsatz. Diese können allerdings nicht gezielt am Knieschmerz eingesetzt werden. Zudem wird im Schnitt nur bei einem von fünf Betroffenen eine Verringerung der Schmerzen erreicht. Zusätzlich überwiegen die oft heftigen Nebenwirkungen den eigentlichen Effekt.

„Die periphere Nervenstimulation hat sich als effektive Therapie bei Schmerzpatient*innen etabliert und sorgt für wesentlich mehr Lebensqualität bei den Betroffenen“, sagt Prof. Ilker Eyüpoglu von der Dresdner Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie.

Quelle: Universitätsklinikum Dresden