
Die DGU fordert ein organisiertes Prostatakrebs-Screening für Männer zwischen 50 und 65 Jahren ohne familiäre Vorbelastung
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) begrüßt den transparenten Umgang von König Charles III. mit seiner Prostataoperation: Diese Transparenz rücke Erkrankungen der Prostata verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Eine Studie zeigt, dass sich viele Männer sorgen machen, auch wenn eine vergößerte Prostata häufig eine gutartige Veränderung zurückzuführen ist.
Aufklärung und Prostatakrebs-Screening seien demnach hilfreiche Instrumente, Ängste abzubauen und mögliche Krebserkrankungen in gut behandelbaren Stadien zu erkennen.
Benigne Prostatahyperplasie (BPH)
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) betrifft einen von 2 Männern im Alter von über 60 Jahren. Bei den über 80-Jährigen sind 4 von 5 Männern betroffen.
Bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Die Häufigkeit dieser Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Die Prostata ist eine Drüse, die sich unterhalb der Blase befindet und z.B. an der Produktion der Samenflüssigkeit beteiligt ist.
Eine BPH kann zu Symptomen führen wie
- vermehrter Harndrang,
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen,
- schwacher Urinfluss oder
- häufiges nächtliches Wasserlassen.
„Die BPH ist zwar keine lebensbedrohliche Erkrankung, allerdings können die Symptome die Lebensqualität stark beeinträchtigen und eine Behandlung erforderlich machen“, sagt Prof. Maurice Stephan Michel von der DGU. Es gebe mittlerweile verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für die BPH, darunter Medikamente.
In einigen Fällen mit stark eingeschränkter Möglichkeit des Wasserlassens bleibe jedoch nur die Operation zur Behandlung. Bei den operativen Eingriffen wird Prostatagewebe entfernt, damit der Urin besser aus der Blase abfließen kann. Zu den heute meist minimalinvasiven Verfahren gehören die transurethrale Prostataresektion, Lasertherapien und z.B. die robotisch gesteuerte Entfernung von Prostatagewebe durch einen Hochdruckwasserstrahl.
Die DGU empfiehlt betroffenen Männern eine fachärztliche Abklärung ihrer Symptome, um eine Diagnose und eine darauf abgestimmte Behandlung erhalten zu können.
Studie: Prostatavergrößerung macht Männern Sorge
Obwohl die beschriebenen Symptome häufig auf eine gutartige Prostatavergrößerung zurückgehen, schüren sie nicht selten Ängste vor einem Krebsrisiko bei betroffenen Männern. In der PROBASE-Studie der TU München untersuchten Forschende, wie Männer mittleren Alters – ab ca. 45 Jahren – ihr Prostatakrebs-Risiko selbst einschätzten und ob sie sich deshalb vermehrt Sorgen machten.
„Im Ergebnis sahen wir, dass sich Männer mit Symptomen des unteren Harntraktes oder früher aufgetretenen Prostatakrebsfällen in der Familiengeschichte tendenziell mehr Sorgen machten. Wichtig ist aber, dass Symptome des unteren Harntraktes nicht direkt mit einem höheren Prostatakrebsrisiko verbunden sind – eine BPH stellt also keine Krebserkrankung dar, auch wenn ihre Symptome im Alltag sehr belastend sein können“, erklärt der Urologe Prof. Jürgen E. Gschwend.
Fachgesellschaft empfiehlt Prostatakrebs-Screening zulasten der GKV
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Mit beinahe 70.000 Neuerkrankungen jährlich und etwa 15.000 Todesfällen ist der Prostatakrebs die mittlerweile am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Die DGU unterstreicht die Bedeutung einer rechtzeitigen Diagnose und angemessenen Behandlung, um Leben zu retten und fortgeschrittene Stadien der Erkrankung zu vermeiden.
Die Fachgesellschaft fordert ein organisiertes Prostatakrebs-Screening für Männer zwischen 50 und 65 Jahren ohne familiäre Vorbelastung. Der risikoangepasste PSA-Test ermöglicht eine gezielte Früherkennung, ohne Überdiagnostik und Übertherapie.
Hierfür empfiehlt die Fachgesellschaft, den entsprechenden EU-Ratsentschluss umzusetzen, der ein organisiertes Prostatakrebs-Screening zulasten der gesetzlichen Krankenkassen vorsieht. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Empfehlungen ist ein von der DGU entwickelter risikoadaptierter Algorithmus, der auf der Messung des prostataspezifischen Antigens (PSA) basiert. Dieser Algorithmus soll eine gezielte Früherkennung ermöglichen, um unnötige Eingriffe zu reduzieren und die Wirksamkeit der Behandlung zu verbessern.
Das vorgeschlagene Screening umfasst:
- den risikoangepassten PSA-Test für Männer zwischen 50 und 65 Jahren ohne familiäre Vorbelastung.
- Liegt deren PSA-Wert z.B. bis 1,0 ng/ml, so soll der Test nach fünf Jahren wiederholt werden;
- bei einem PSA-Wert zwischen 1–3 ng/ml nach zwei bis vier Jahren.
- Bei PSA-Werten über 3 ng/ml erfolgt die weitere Risikoabschätzung per transrektalem Ultraschall und zusätzlichen Parametern.
- Liegt danach ein Prostatakrebsrisiko vor, wird eine multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) angeschlossen, um einen möglichen klinisch signifikanten Prostatakrebs zu entdecken.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Urologie