Weißer HautkrebsSteigende Erkrankungszahlen bei weißem Hautkrebs

Das Risiko für Hautkrebs steigt mit der lebens­langen UV-Dosis oder wiederkehrender UV-Belastung. Der beste Schutz ist Prävention.

Frau am Strand mit Sonnencreme in Form einer Sonne auf dem Rücken
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Der beste Schutz vor weißem Hautkrebs ist Primärprävention - mit Sonnencreme.

Das Risiko für Hautkrebs steigt mit der lebens­langen UV-Dosis oder mit der wiederkehrenden UV-Belastung, der wir uns aussetzen. Bei einer Bevölkerung mit steigender Lebenserwartung bedeutet das eine steigende Zahl an sonnenbedingten Hautkrebserkrankungen – sofern die Prävention vernachlässigt wird.

Sonnenschutzmittel gehören zur Primärprävention

Der Dermatologe und Dermatopathologe Dr. Stephan Braun vom Uniklinikum Münster beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema heller Hautkrebs.

Sonnenschutzmittel gehören zur Primärprävention. Die Arbeit eines Dermatopathologen beginnt aber dann, wenn der Hautkrebs bzw. Vorstufen des Hautkrebses bereits da sind.

Braun: Das ist richtig. Wir untersuchen und befunden erkranktes Gewebe. Bei uns in der Dermatopathologie in Münster macht heller Hautkrebs bereits 20 Prozent aller Fälle aus – das ist viel, und die Zahl an Neuerkrankungen steigt weiter. In großen dermatopathologischen Praxen wird der Anteil noch viel höher sein.

Warum steigen die Erkrankungszahlen so stark?

Das Risiko für hellen Hautkrebs steigt mit der lebens­langen UV-Dosis. Je älter ich werde, desto mehr hautkrebsfördernde UV-Strahlung hat meine Haut abbekommen und das Hautkrebsrisiko steigt. Das ist im demografischen Wandel und einer immer älter werdenden Bevölkerung eine ganz einfache Rechnung.

Gerade die geburtenstarken Jahrgänge, die heute 65- bis 70-Jährigen, sind zudem meist noch komplett sorglos mit dem Sonnen an Urlaubsstränden und in Solarien umgegangen. Das Ergebnis sehen wir schon jetzt – und in den kommenden Dekaden wird sich das fortsetzen.

Die Pathologie ist insofern involviert, als dass wir diese steigenden Erkrankungs- und Behandlungszahlen histopathologisch stemmen müssen. Ohne Entlastung wird das nicht gehen.

Welche Lösungen für die Entlastung der Pathologie werden diskutiert?

Die beste Lösung wäre Prävention, um die Erkrankungsraten zu senken. Da sich die Menschen jedoch weiterhin nicht konsequent schützen, werden wohl andere Lösungen nötig.

Ein Ansatz, der in den USA weit verbreitet ist, ist die Mohs-Chirurgie. Hier entfernen speziell dafür ausgebildete Chirurgen den Hautkrebs und führen eigenständig die Schnittrandkontrolle am Gefrierschnitt durch. Dieser Prozess dauert etwa eine Stunde, während er herkömmlich mindestens einen Tag in der Pathologie benötigt.

In jüngster Zeit kommen auch neue Techniken wie die Ex vivo konfokale Laserscanmikroskope (ex vivo KLM) zum Einsatz. Sie ermöglichen eine ultraschnelle histopathologische Untersuchung des frischen Gewebes direkt im OP, ohne Schnitt und in hoher Auflösung. Erste Erfahrungen sind auch hier vielversprechend.

Für bestimmte Tumorentitäten wie das solide Basalzellkarzinom (BCC) sind diese Vorgehen sicherlich möglich. Als Dermatopathologe sehe ich diese aber auch kritisch. BCC können beispielsweise infiltrativ-kleinsträngig wachsen, was uns bereits am paraffinfixierten Gewebe Schwierigkeiten bereitet. Außerdem sehen wir nicht selten Kollisionen von verschiedenen Erkrankungen in einem Exzidat. Hierfür braucht es die langjährige Erfahrung von Patholog*innen.

Auch KI-Algorithmen in Assistenztools bringen Zeitersparnis, etwa beim Messen und Auswerten von Tumoreigenschaften sowie bei der automatisierten Befunderstellung. Die heutige KI kann jedoch nicht diagnostizieren, ob es sich um die Metastase eines anderen Tumors handelt oder ob neben dem Basalzellkarzinom ein malignes Melanom liegt; oder ob die eine Zelle am Schnittrand noch Tumor ist oder ein harmloser Rest eines Haarfollikels. Diese Aufgaben erfordern weiterhin die Expertise von Patholog*innen.

„Sonnenschutzmittel gehören zur Primärprävention, doch die Arbeit der Dermatopathologen beginnt, wenn Hautkrebs oder dessen Vorstufen bereits vorhanden sind. Heller Hautkrebs macht bei uns in der Dermatopathologie in Münster bereits 20 Prozent aller Gewebeproben aus – mit steigender Tendenz. Um das zu bewältigen, werden wir in Zukunft neue Lösungen finden müssen, ich tippe mal auf Assistenz durch KI.“

Hintergrund: Weißer Hautkrebs

  • Rund 209.000 Menschen erkrankten 2020 in Deutschland neu an weißem bzw. hellem Hautkrebs (nicht-melanotischer Hautkrebs) [1]. Die tatsächliche Anzahl könnte aber aufgrund von Registrierungsdefiziten deutlich höher sein [2].
  • Etwa 284.800 Menschen werden 2024 nach der neuesten Hochrechnung für Deutschland an hellem Hautkrebs erkranken [3].
  • Die Behandlungsfälle bei hellem Hautkrebs in Krankenhäusern haben sich von 2002 bis 2022 verdoppelt (+109 %) [4].
  • Rund 1000 Menschen sterben jedes Jahr am hellen Hautkrebs [1].
  • Knapp ¾ aller neu Erkrankten haben Basalzellkarzinome [1], die sich in der tiefsten Schicht der Epidermis entwickeln.
  • Rund ¼ der Neuerkrankten hat Plattenepithelkarzinome [1], die in der sehr empfindlichen Stachelzellschicht der Epidermis entstehen.
  • Knapp 1 Prozent aller neu an hellem Hautkrebs erkrankten Menschen haben seltene Krebsentitäten: Merkelzellkarzinome, Dermato­fibro­sarkome und Karzinome der Talg- und Schweiß­drüsen [1].
  • Ursache Nr. 1 ist die lebenslangen Einwirkung ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung) von Sonne, Solarium oder eine anderen UV-Strahlung [1].
  • Weißer Hautkrebs kann nach lang­jähriger Arsen­belas­tung auf strahlen­geschädigter Haut (z.B. nach Strahlen­therapie) oder durch eine Immunsuppression entstehen [1].

Quellen

[1] Robert Koch-Institut
[2] Krebsregister Schleswig-Holstein
[3] S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs, 2021
[4] Statistisches Bundesamt

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Pathologie