Zähne und ZahnfleischRatanhia und Myrrhe für kräftige Zähne und gesundes Zahnfleisch

Gesund beginnt im Mund: Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch können Erkrankungen begünstigen. Ratanhia und Myrrhe helfen, die Mundgesundheit zu unterstützen.

Ratanhiastrauch
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Ratanhia (Krameria lappacea).

Ratanhia – kräftige Wurzeln für kräftige Zähne

Besonders eindrücklich sieht Ratanhia (Krameria lappacea) beim ersten Anblick nicht aus: Ein bis zu 1 m hoher Strauch mit kleinen purpurnen Blüten, der an den felsigen Küsten Perus und in den Zentralanden wächst. Die Kraft dieser Pflanze liegt unter der Erde. Bis zu 4 m tief bohrt sich ihre bis zu 10 cm dicke Wurzel in den Boden, wo sie sich weit verzweigt. Das imposante Wurzelsystem sichert Ratanhia nicht nur den Halt in steilem und unwegsamem Gelände. Es ist auch auf Beute aus: Die Pflanze kapert das Wurzelsystem anderer Pflanzen und entzieht diesem dann Nährsalze. Doch Ratanhia nimmt nicht nur, sie gibt auch: Ihr ausgeprägtes Wurzelsystem stabilisiert exponierte Hänge und schützt damit das umliegende Habitat vor Erosion.

Ihr Wurzelwerk kann „zubeißen“ (indem es fremde Wurzelsystem angreift) und Halt geben. Es ist also nicht verwunderlich, dass so eine Pflanze allein aus Sicht ihrer Signatur gut für unsere Zähne und das Zahnfleisch sein könnte. Doch weist nicht nur ihr Erscheinungsbild darauf hin, sondern auch die Zusammensetzung ihrer Wirkstoffe. Die Pflanze hat einen hohen Gerbstoffgehalt (10 %), vor allem oligomere Proanthocyanidine, die sich in der Wurzelrinde finden. Gerbstoffe wirken adstringierend, das heißt sie haben im Mund einen zusammenziehenden Effekt auf die Schleimhaut, da sie sich mit den Proteinen der Schleimhautoberfläche zu Eiweißverbindungen vernetzen. Durch die zusammenziehende Wirkung verringert sich die Blutzufuhr, was Entzündungen, Blutungen und Schmerzen lindern kann. Zudem attackieren Gerbstoffe wichtige Bausteine wie Enzyme oder Membranproteine unserer Mundbakterien, was ihren schädigenden Einfluss auf Zahn und Zahnfleisch hemmen kann [2].

Aufgrund der Wirkung von Ratanhia befürworten die Sachverständigen der Kommission E und der ESCOP ihre Anwendung zur Behandlung leichter Entzündungen im Mund-Rachenraum, u.a. Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis). Gingivitis ist eine milde Form der Parodontitis, bei letzterer ist nicht nur das Zahnfleisch, sondern auch der Zahnhalteapparat von der Entzündung betroffen. Eine unbehandelte Parodontitis kann zum Verlust von Zähnen führen, da die Zähne durch die Erkrankung ihr stützendes Gewebe verlieren.

Myrrhe – die aromatische Ergänzung zu Ratanhia

Myrrhe ist eine bewährte Ergänzung für die Behandlung leichter Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Sie ist das Harz, das aus verschiedenen Arten der Gattung Commiphora (Myrrhensträucher) gewonnen wird – hauptsächlich vom Echten Myrrhestrauch (Commiphora myrrha).

Das Harz des Myrrhenstrauches wirkt durch den hohen Gehalt an ätherischem Öl (bis zu 10 %) antibakteriell, blutstillend, schmerzstillend und lokalanästhetisch. Das könnte bei lokalen schmerzhaften Prozessen Linderung bringen. Das Harz hat zudem eine desodorierende Wirkung und kann damit bei Mundgeruch hilfreich sein, der bei vielen Entzündungen des Mund- und Rachenraumes auftritt [3].

Das Harz des Myrrhenstrauches hemmt auch die Bildung des bakteriellen Biofilms, unter anderem jenen des Bakteriums Streptococcus mutans, das für Zahnkaries verantwortlich ist [4]. Biofilme sind schleimhaltige Schichten, die Bakterienkolonien zu ihrem Schutz bilden. Dadurch sind sie weniger angreifbarer für antibakterielle Wirkstoffe des Speichels oder der Zahnpaste. Unter dem Biofilm können sich Bakterien ungestört vermehren und Erkrankungen wie Karies und Parodontitis auslösen.

In den Monografien von ESCOP und Kommission E findet sich die Anwendung der Myrrhe bei Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut. Ähnliches lesen wir in der Monografie des HMPC, diese listet auch die Behandlung kleiner Geschwüre und Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis, Gingivitis) unter den Indikationen der Myrrhentinktur.

Ratanhia und Myrrhe gemeinsam anwenden

Die gemeinsame Anwendung von Ratanhia und Myrrhe zur Förderung der Mundhygiene hat bereits eine lange Tradition. Besonders praktisch ist die Anwendung als Tinktur, da die Myrrhe sich nicht gut zur Teezubereitung eignet.

In Apotheken sind beide Tinkturen bisweilen als Rezeptur unter dem Namen Ratanhia-Myrrhe-Adstringens als Mischung erhältlich. Wenn nicht, kannst Du Dir beide Tinkturen in folgender Zusammensetzung mischen lassen. Doch beachte: Nicht alle Apotheken haben die beiden Tinkturen vorrätig, am besten Du kontaktierst hierfür eine Apotheke, die ein breites Sortiment an Heilkräutern und Tinkturen bietet.

Ratanhia-Myrrhe-Tinktur

Zutaten
  • 20 ml Ratanhia-Tinktur (Ratanhiae tinctura)
  • 20 ml Myrrhentinktur (Myrrhae tinctura)
Anwendung

Die Mischung eignet sich für die äußerlichen Anwendung, wozu auch die Anwendung im Mundbereich zählt. Für die tägliche Mundhygiene empfehle ich, 1-mal 5 Tr. mit einem Schluck Wasser zu vermischen und damit den Mundraum ausgiebig zu spülen.

Ratanhia und Myrrhe sind kein Ersatz für zahnärztliche Untersuchung und Behandlung

Ratanhia und Myrrhe sind zwei der stärksten antibakteriellen Pflanzen. Doch ihre Wirkstoffe dringen nicht zu allen Bakterien im Mundraum.

Merke: Auch wenn Du mit Ratanhia und Myrrhe gut für Deine Zähne und Dein Zahnfleisch sorgst, solltest Du weiterhin 3-mal täglich Deine Zähne putzen und idealerweise 2-mal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchungen die zahnärztliche Praxis aufsuchen. Bei Schmerzen im Mundbereich oder den Zähnen solltest Du so bald als möglich Deinen Zahnarzt aufsuchen!

Und zum Schluss

Manche Pflanzen sorgen für den richtigen Biss, zwei davon kannst Du gut in Kombination anwenden: Die Wurzel der Ratanhia und das Harz der Myrrhesträucher. Ihre Wirkungen kombiniert hemmen Bakterienwachstum und Biofilmbildung. Das unterstützt die tägliche Zahnhygiene und die Prophylaxe von Entzündungen im Mundraum.

  1. Eisenstein M. Homing in on an oral link to inflammatory disease. Nature Oral Health 2021; DOI: 10.1038/d41586-021-02918-4
  2. Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E et al. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Stuttgart: WVG/Springer; 2014
  3. Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E et al. Commiphora. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Stuttgart: WVG/Springer; 2014
  4. Eid H, Hdban Y, Musa M et al. An exploration of the effects of Commiphora glileadenis on a Streptococcus mutans biofilm. Saudi Journal of Oral Sciences 2015; DOI:10.4103/1658-6816.160767

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Phytotherapie

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