Diabetes-2Diabetes-2 bei Männern: Worauf Sie achten müssen

Männer ein höheres Diabetesrisiko als Frauen, und gehen trotzdem seltener zum Arzt. Achten Sie auf die Signale ihres Körpers!

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Rohes Gemüse auf Tische, Maßand, Blutzuckermessgerät
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Ernährung ist ein großartiger Hebel um mit Diabetes Typ 2 umzugehen.

Zu wenig auf die Signale des Körpers achten, es mit der Gesundheitsvorsorge nicht so genau nehmen und müde Witze über gesunde Ernährung machen – alles typisch Mann. Und Männer und ihr Bauch, das ist sowieso so ein Thema für sich. Wo Frauen um jedes Pfund weniger kämpfen, gehen es Männer im Allgemeinen gerne etwas gemütlicher an. Dass hinter dem Übergewicht gesundheitliche Probleme lauern können, machen sich viele Männer leider nicht bewusst.

Diabetes – was ist das überhaupt?

»Diabetes mellitus« ist ein Überbegriff für eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Insgesamt sind in Deutschland derzeit ca. 8,7 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, dazu kommen ca. zwei Millionen, die davon noch nichts wissen.

Medizinisch wird zwischen mehreren Formen unterschieden. Die beiden Hauptformen des Diabetes mellitus sind die Typen 1 und 2. Nur ca. 350 000 Menschen haben einen Typ-1-Diabetes, das sind fünf bis zehn Prozent aller von Diabetes Betroffenen. Die Masse der Menschen mit Diabetes hat einen Diabetes Typ 2.

Schauen wir uns aber erst einmal kurz den Diabetes Typ 1 an. Diese Form ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die für die Insulinproduktion verantwortlichen Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Die Folge ist ein absoluter Mangel an Insulin, was bedeutet, dass das Hormon Insulin gespritzt werden muss. Dieser Diabetestyp beginnt zu 50 bis 60 Prozent schon in der Kindheit, kann aber auch im späteren Alter noch entstehen.

Der viel weiter verbreitete Typ-2-Diabetes entsteht meist über einen längeren Zeitraum. Dabei spielt die Genetik eine große Rolle. Noch mehr aber bereiten erhebliches Übergewicht, verursacht durch eine  jahrelange ungesunde Ernährung, und Bewegungsmangel den Nährboden für Diabetes Typ 2. Es ist eine Frage der Zeit, bis der Langzeitzucker (HbA1c) bei 5,8 bis 6,4 % liegt, also bis zum Prädiabetes, der Vorstufe. Eine Heilung ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nicht möglich. Ein Leben ohne Medikamente aber schon.

Wie erkennt man Diabetes Typ 2?

Oftmals bleibt die Erkrankung jahrelang unerkannt und wird nur durch Zufall entdeckt. So wie es auch bei mir war. Gerade wir Männer sind wahre Profis, wenn es darum geht, sich vor Vorsorgeuntersuchungen zu drücken. Mein letzter Arztbesuch lag sechs Jahre zurück, bis mein Diabetes entdeckt wurde. Die Symptome sind ja auch eher unspezifisch und lassen nicht unbedingt ahnen, dass eine ernstzunehmende Erkrankung dahintersteckt. Die im Kasten beschriebenen Symptome sind alles Erscheinungen, die nicht unbedingt weh tun und für uns Männer, die wir ja harte Hunde sind, keinen Grund darstellen, sie ärztlich untersuchen zu lassen. Vorsorgeuntersuchungen und Männer, das passt irgendwie nicht zusammen. Die Wenigsten von uns nehmen solche Untersuchungen ernst und wir gehen erst zum Arzt, wenn der Kopf unterm Arm ist.

Klartext, Männer! Typische Diabetessymptome

  • Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit 
  • übermäßiger Durst und häufiges Wasserlassen
  • Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust 
  • Sehstörungen 
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen 
  • Infektionen und Heilungsverzögerungen 
  • Juckreiz

Wie kommt es zum Diabetes Typ 2?

Beim Typ-2-Diabetes handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung. Dabei reagiert der Körper nicht mehr ausreichend auf das Insulinsignal, man spricht dann von Insulinresistenz. Insulin benötigt der Körper aber dringend, denn die Aufgabe dieses Hormons ist es, dem Zucker die Zellen zu öffnen, damit der im Blut zirkulierenden Zucker hineinbugsiert werden kann. Dort sorgt der Blutzucker dann als Energielieferant dafür, dass alle Stoffwechselprozesse ablaufen können und wir funktionieren.

Dieser Blutzucker stammt aus der Nahrung, und zwar aus Kohlenhydraten, die wir so lieben. Brötchen, Nudeln, Pizza, Gummibärchen, Schokolade: Ja, Kohlenhydrate sind lecker. Und Burger ohne Brötchen, Schranke ohne Pommes oder Fußball ohne Knabberkram: undenkbar.

Aber: Jedes Mal, wenn wir Kohlenhydrate essen, werden diese zu Glukose, einem Baustein des Zuckers, abgebaut. Für diesen Fall hat unser Körper ein eigentlich geniales Programm vorgesehen: Überschüssiger Zucker wird in Fett umgewandelt und für schlechte Zeiten eingelagert. Bei uns Männern bevorzugt und unübersehbar in der Körpermitte, wo er nicht nur für die typische Bierwampe sorgt, sondern auch eine Fettleber verursachen kann.

Die dauerhafte Zuckerflut hat aber noch andere Folgen: Sie kann für das Insulin zum Killer werden. Da es immer wieder in großen Mengen sofort zur Stelle sein und die Zellen für den Blutzucker öffnen
muss, macht es über die Zeit schlapp. Es büßt nach und nach seine Wirkung auf den Schließmechanismus ein, die Zellen reagieren kaum mehr auf seine Aufforderung. Über kurz oder lang bedeutet das das Aus für das Insulin: Es wird immer weniger und letztlich gar nicht mehr produziert. So kommt es zur schon genannten Insulinresistenz, der ersten Stufe auf dem Weg zum Diabetes Typ 2.

Ernährung bei Diabetes Typ 2

Neben Bewegung ist die Ernährung einer der besten Hebel, um eine Diabetes-Erkrankung gut zu managen. Dass Essen schmecken muss, ist logisch, denn sonst isst es ja keiner. Aber ausgerechnet Zucker ist  neben Fett und Salz ein Geschmacksträger. Leckerfluffiges Weißbrot, Pasta und Pizza aus Weißmehl – was schließlich auch ein Zucker ist – sind doch einfach ein Träumchen! Darauf soll ich jetzt verzichten? Wenn es um Weißmehlprodukte und reinen Zucker geht: Ja, so ist es. Ganz ohne Änderungen des Lifestyles wird ein gutes Diabetesmanagement nicht funktionieren. Manche Lebensmittel wie hochverarbeitetes Weißmehl und große Mengen Zucker treiben nun einmal den Blutzucker innerhalb kurzer Zeit in ungeahnte Höhen.

Aber ich kann euch beruhigen: Es gibt unendlich viele Lebensmittel und Gerichte, die blutzuckergesund und noch dazu sehr lecker sind und von denen wir uns kaum vorstellen können, sie einfach so aus unseren Essgewohnheiten zu verbannen. Ja, wie sollte sie nun aussehen, die Ernährung von Menschen mit Diabetes? Bunt, abwechslungsreich, ausgewogen, pflanzenbasiert, ab und zu auch mit hochwertigem Fisch und Fleisch.

Am Ende des Essens muss es heißen: Lecker war’s und satt geworden bin ich auch. Na, ist das nicht motivierend? Und noch etwas: Ich erinnere mich immer gern an die Küche meiner Oma. Fleisch und Fisch gab es einmal die Woche. Das war damals meistens üblich und sollte auch heute unser Maßstab sein. Und ja, Männer, auch das ist möglich und nur eine Frage der Gewohnheit. So könnt ihr das Fleisch als etwas Besonderes genießen.

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Wunderwaffe Hafer

Hafer hat auf den Blutzuckerspiegel eine so beeindruckende Wirkung, dass mehrtägige Haferkuren für Menschen mit Diabetes sogar medizinisch angewendet werden. Das verdankt er unter anderem einem besonderen Ballaststoff, dem Beta-Glucan. Hafer ist für Menschen mit Diabetes ein wahres Supergetreide. Er enthält weniger Kohlenhydrate als die meisten anderen Getreide, dafür mehr Fett und Eiweiß und seine Kohlenhydrate sind fast ausschließlich komplexe Kohlenhy drate, die nur langsam abgebaut werden.

Und er hat noch ein Ass im Ärmel: den besonderen Ballaststoff Beta-Glucan. Dieser Ballaststoff kommt in Hafer in besonders hohen Mengen vor. Nur Gerste kann mithalten. In Hafer liegt der Wunderstoff zudem in einer Form vor, die besonders wirksam ist. Beta-Glucan bildet mit der Flüssigkeit aus der Nahrung ein zähflüssiges Gel, das Nahrungsbestandteile und Nährstoffe einschließt. Es sorgt dafür, dass die gesamte Nährstoffaufnahme im Darm und der Nährstofftransport ins Blut verlangsamt werden, also auch die von Glukose. Der Blutzuckerspiegel steigt nur langsam.

Vor Erfindung des künstlichen Insulins war die Hafertherapie in der Medizin eine allgemein anerkannte und angewandte Behandlungsmethode bei Diabetes. Mit der Insulinbehandlung geriet sie dann leider in Vergessenheit. Erst seit kurzem weiß man die Wirkung von Hafer bei Diabetes wieder zu schätzen. Ja, Männer, natürlich seid ihr keine Pferde. Aber was soll’s? Hafer tut euch nicht nur gut, er schmeckt auch noch richtig lecker. Das Müsli oder der Porridge zum Frühstück sind Gold wert!

Vollkornhaferflocken?

Mehl und Flocken von Hafer sind immer ein Vollkornprodukt, weil Hafer anders als andere Getreidesorten aufgebaut ist und beim Mahlen zu Mehl keine Randschichten entfernt werden können, in denen die besten Inhaltsstoffe stecken. Keimling, Samenschale und damit weitgehend alle Nährstoffe bleiben erhalten. Der Begriff »Vollkorn-Haferflocken« ist also Unsinn. Haferflocken unterscheiden sich nur darin, wie stark das Korn vor  dem Quetschen zerkleinert wurde. Die kernigen Sorten sind im Ganzen verblieben. Die Inhaltstoffe sind aber in allen Flockenvarianten die gleichen.

 

Andreas Wartha, bekennender Couch-Potato, Genuss- und Stress-Esser, Antisportler – und mit Mitte 50 »plötzlich« Diabetiker. 5 Jahre nach seiner Diagnose ist er der DIABETES-EXPERTE und coacht Betroffene in ein schlankes, gesundes Leben. Folge ihm auf seinem Weg dorthin – in diesem einzigartigen Buch "Diabetes Typ 2 - Das Männerbuch".

Andreas Wartha erhielt 2018 die Diagnose Diabetes Typ 2, die ihn wie ein Blitz aus scheinbar heiterem Himmel traf. Die „Schockdiagnose“ führte zu einer kompletten Neuorientierung: Seitdem widmet der studierte Jurist sein gesamtes Leben der Aufgabe, Menschen mit Diabetes zu helfen und zu motivieren, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Heute ist er als Ernährungsberater und Personaltrainer für Menschen mit Diabetes und Adipositas unterwegs und bietet sein Wissen unter www.der-diabetes-experte.de an. Er engagiert sich als stimmberechtigtes Mitglied bei diabetesDE Deutsche Diabetes-Hilfe und im Präventionsprojekt „Kochen mit Andreas“ des Diaengel e.V., die Kinder für gesunde Ernährung begeistern will. Mit dem Wunsch, möglichst gut zu leben, testet er regelmäßig neue Produkte und berät die Hersteller - von Lebensmitteln über Fitnesstrends bis hin zu neuen technischen Produkten und digitalen Angeboten. Er lebt mit seiner Familie und den Hunden Venez und Calli in Düsseldorf.