HerzgesundheitHerzinfarkt-Verdacht: Was tun bei akuten Brustschmerzen?

Akute Brustschmerzen sind ein ernstes Warnsignal für einen Herzinfarkt und andere lebensbedrohliche Komplikationen. Die Deutsche Herzstiftung erklärt, was bei Brustschmerzen zu tun ist und welche Rolle „Chest Pain Units“ (CPU) in Krankenhäusern spielen.

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Herzinfarkt-Verdacht: Sofort den Rettungsdienst (112) alarmieren

Bei Verdacht auf Herzinfarkt sollte sofort der Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 alarmiert werden. Zeitverluste durch zögerliches Verhalten können fatale Folgen haben. Jede Minute zählt! Ein Herzinfarkt führt zum Absterben von Herzmuskelgewebe im betroffenen Bereich des verschlossenen Herzkranzgefäßes. Wird der Infarkt nicht unverzüglich behandelt, droht eine ausgeprägte Herzschwäche. Zudem kann der Infarkt jederzeit in bösartige Herzrhythmusstörungen übergehen, wie Kammerflimmern (über 300 Schläge/Minute), das innerhalb weniger Sekunden zum Herzstillstand führt.

Wichtige Hinweise zur Ersten Hilfe

„Diese Situation – Herzinfarkt und als Komplikation Kammerflimmern – ereignet sich auch häufig zu Hause. Dann muss unmittelbar nach Feststellen des Kreislaufstillstandes die 112 angerufen und danach unmittelbar mit der Herzdruckmassage begonnen werden“, betont der Kardiologe Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Wenn ein zweiter Helfer vorhanden und ein externer Defibrillator verfügbar ist, kann durch Defibrillation wieder ein regelmäßiger Rhythmus hergestellt werden. Wenn dies nicht der Fall ist, muss bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Herzdruckmassage fortgeführt werden. Die Rettungssanitäter führen dann die Defibrillation durch.“

Statistik und Informationsquellen

In Deutschland gibt es jährlich rund 190.000 Klinikeinweisungen aufgrund von Herzinfarkten (Männer: 129.000, Frauen: 61.000; Deutscher Herzbericht – Update 2024). Die Herzstiftung bietet umfassende Informationen rund um den Herzinfarkt unter herzstiftung.de/herzinfarkt-erste-hilfe und berichtet in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift HERZ über einen Tag in der „Chest Pain Unit“ (CPU) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Ein Probeexemplar dieser Ausgabe 2/2025 kann kostenfrei unter herzstiftung.de/bestellung angefordert werden.

Akute Brustschmerzen: Es muss nicht immer gleich ein Infarkt sein

Akute Brustschmerzen können auch von anderen lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen herrühren, die ebenfalls sofortige medizinische Versorgung erfordern. In Deutschland stehen für die Akutversorgung von Patienten mit akuten Brustschmerzen 380 zertifizierte „Chest Pain Units“ (CPU) in Krankenhäusern an 365 Tagen rund um die Uhr zur Verfügung. „Bei akuten Brustschmerzen müssen mit höchster Priorität vor allem drei Erkrankungen ausgeschlossen oder nachgewiesen werden: Herzinfarkt, Lungenembolie und Aortendissektion, ein Einriss der Hauptschlagader“, erklärt der Kardiologe Prof. Dr. Raphael Twerenbold, Leiter der CPU am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Ohne rasches Eingreifen besteht bei diesen Krankheiten Lebensgefahr.

Warnung vor zögerlichem Verhalten

Kardiologen und Notfallmediziner warnen deshalb vor zögerlichem Verhalten oder der Scheu, bei Herzinfarkt-Verdacht die 112 zu rufen: „Bei Beschwerden wie akutem Brustschmerz oder Luftnot rufen Sie sofort den Rettungsdienst unter der 112 und sagen Sie, dass Sie unter diesen akuten Schmerzen leiden. Äußern Sie auch Ihren Verdacht auf einen Herzinfarkt. Fahren Sie weder selbst noch lassen Sie sich von Angehörigen oder einem Taxi bringen“, betont der Kardiologe Prof. Dr. Stefan Blankenberg vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am UKE. Er rät Betroffenen und ihren Angehörigen, „immer aktiv mitzudenken“: „Sagen Sie, dass Sie Brustschmerzen haben und dass Sie in ein Haus mit CPU oder herzzentrierter Versorgung möchten.“ Auch sollten Risiko- und Herzpatienten den nächstgelegenen Standort einer CPU kennen. Zudem sei es für Herzpatienten, die einen Urlaub planen, ratsam, sich vorab über die nächstgelegene CPU oder Klinik mit Kardiologie-Abteilung am Urlaubsort zu informieren. Infos zu den Standorten von Chest Pain Units (CPU) und Brustschmerz-Ambulanzen (BSA) im Bundesgebiet sind abrufbar unter herzstiftung.de/herznotfallambulanz-suche.

Symptome eines Herzinfarkts

Typische Beschwerden bei einem Herzinfarkt sind:

  • Plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten in Ruhe anhalten und überwiegend im Brustkorb oder hinter dem Brustbein auftreten.
  • Schmerzen, die in Körperteile wie Arme (meist links), Oberbauch, Rücken, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen.
  • Ein massives Engegefühl, heftiger Druck oder ein sehr starkes Einschnürungsgefühl im Brustkorb („Elefant auf der Brust“).
  • Heftiges Brennen im Brustkorb (Achtung: Verwechslungsgefahr mit Sodbrennen!).

Vor allem Frauen verspüren eher ein Engegefühl und der Brustschmerz strahlt vorrangig in den Rücken und den Oberbauch aus (Achtung: Verwechslungsgefahr mit Magenschmerzen!).

Begleiterscheinungen eines Herzinfarkts

Auch häufige Begleiterscheinungen wie Luftnot, Schwäche, Kaltschweißigkeit und Übelkeit können auf einen Herzinfarkt hinweisen. „Frauen, ältere Menschen und Diabetiker zeigen diese ,untypischen‘ Symptome besonders häufig, was die Diagnose oftmals erschwert und zeitlich verzögert. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig den Rettungsdienst rufen“, betont der CPU-Leiter am UKE Prof. Twerenbold. 

CPU-Vorteil: Rasche Abklärung auch anderer medizinischer Notfälle

Die über 380 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierten CPUs in Deutschland verfügen über eine 24-Stunden-Herzkatheterbereitschaft an sieben Wochentagen. Für eine rasche Ersteinschätzung bei Patienten mit akuten Brustschmerzen oder anderen Beschwerden mit Verdacht auf Herzinfarkt stehen in einer CPU sämtliche erforderlichen Verfahren der Diagnostik zur Verfügung, wie:

  • 12-Kanal-EKG (erstes EKG erfolgt bereits im Rettungswagen)
  • Bestimmung der Troponin-Spiegel im Blut (Blutmarker zeigt Herzmuskelschädigung an)
  • Herz-Ultraschalluntersuchung (Bildgebung von Bewegungsstörungen der Herzwand, Durchblutungsstörungen)
  • Computertomographie (bei Verdacht auf Aortendissektion)

Während der Untersuchungen beantwortet der Patient je nach Zustand Fragen zu Symptomen und Vorgeschichte.

Abklärung anderer ernsthafter Komplikationen

Die CPU ermöglicht neben der raschen Abklärung eines akuten kardiologischen Notfalls wie Herzinfarkt auch die rasche Abklärung anderer ernsthafter Komplikationen wie die akute Lungenembolie oder die – seltene – Aortendissektion. „Beide weisen Herzinfarkt-ähnliche Symptome wie Brustschmerzen und Luftnot auf. Es besteht also Verwechslungsgefahr“, berichtet Prof. Twerenbold. Das Team der CPU schaffe Klarheit darüber, wer welche Behandlung braucht und vor allem, wie schnell diese erfolgen muss.

Notfallbereitschaft auch an Feiertagen und Wochenenden

Rettungsdienstleitstellen, CPUs und Notaufnahmen der Kliniken stehen auch an Feiertagen, in der Zeit zwischen den Jahren sowie am Wochenende oder nachts rund um die Uhr bereit. „Deswegen besteht auch an Feiertagen und Wochenenden überhaupt kein Grund zur Scheu vor dem Notruf 112“, versichert der Herzstiftungs-Vorstandsvorsitzende Prof. Voigtländer, als Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien CCB in Frankfurt am Main tätig.

Weitere Informationen rund um das Thema Herzinfarkt finden Sie auf der Info-Seite der Deutschen Herzstiftung.

Quelle: Deutsche Herzstiftung

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