Übungen nach SchlaganfallSchlaganfall: 5 Übungen für die Feinmotorik

Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln gefragt. Sowohl bei der ersten Diagnose, als auch bei der Rehabilitation. Diese Übungen könne der erste Schritt zur Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten sein.

Eine Person hält einen grünen Igelball in der Hand, während eine weitere Person sie dabei mit beiden Händen unterstützt.
js-photo/stock.adobe.com

Physiotherapeutin macht Übungen mit Igelball

Viele Erwachsene haben in ihrem Umfeld schon von einer Person gehört, die einen Schlaganfall erlitten hat. Tatsächlich ist in Deutschland jede 40. erwachsene Person davon betroffen. Jährlich treten hierzulande rund 200 000 erstmalige sowie 70 000 wiederholte Schlaganfälle (Rezidive) auf, in der Schweiz und Österreich sind es etwa 21 000 bzw. 25 000 erstmalige Schlaganfälle.

Schlaganfall: Schnell handeln bei Erstversorgung und Rehabilitation

Bei der Erstversorgung des Schlaganfalls kommt es Schnelligkeit an. Ist ein Hirnareal von der Blutversorgung abgeschnitten, sterben jede Minute Millionen von Nervenzellen ab. Nur eine rasche  Wiederherstellung der Durchblutung kann dauerhafte neurologische Ausfälle verhindern oder zumindest reduzieren.

Nach einem Schlaganfall können gespeicherte Informationen und selbst die einfachsten Bewegungsabläufe durch die Verletzung der entsprechenden Gehirnareale ausgelöscht werden, sodass man sie wieder neu erlernen muss. Für die betroffenen Personen sind rehabilitative Maßnahmen für eine erfolgreiche Erholung entscheidend, denn in den ersten Stunden und Tagen ist das Gehirn am besten in der Lage, die Funktionen des betroffenen Gewebes wiederzuerlangen.

Wird ein Schlaganfall schnell behandelt, bestehen große Chancen auf Ausgleich der Symptome. Daher beginnt die Rehabilitation meist schon sofort nach der Diagnose. Durch motorische Rehabilitationsmaßnahmen können die Symptome oft ausgeglichen werden. Jedoch sollte man möglichst schnell damit beginnen.

5 Übungen zum Training der Feimotorik nach einem Schlaganfall

Jede Übung sollte 1 Minute lang ausgeführt werden oder bis die Übung beendet ist (Labyrinth). Messen Sie also jedes Mal die Zeit oder zählen Sie die Punkte und notieren Sie sie. Beim nächsten Mal  sollte die Punktzahl übertroffen bzw. die Zeit unterboten werden.

  • Zielbewegungen: Mit einem Kugelschreiber vorgegebene Punkte unterschiedlicher Größe der Reihe nach von links nach rechts antippen (Abb. 1, siehe unten). Dabei werden nur die getroffenen Punkte gewertet (1  Minute / Anzahl getroffene Punkte). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen. 
  • Tippen: Nacheinander mit den Fingern auf den Tisch tippen, dabei mit dem Daumen beginnen. Jeder fehlerfreie Durchgang wird mit einem Punkt bewertet (1 Minute / Anzahl fehlerfreier Durchgänge).
  • Münzen umdrehen: Eine Münze (je kleiner, desto schwieriger) zwischen Daumen und Fingern der betroffenen Hand halten und drehen (1 Durchgang / Anzahl der Halbumdrehungen). Wenn die Münze hinunterfällt, darf die andere Hand helfen, sie wieder in die betroffene Hand zu geben.
  • Labyrinth: Mit einem Kugelschreiber zügig ein vorgedrucktes Labyrinth nachzeichnen, ohne dabei die Labyrinthlinie zu überqueren (Abb. 2, siehe unten). Bei jedem Fehler wird zur erforderlichen Zeit eine Strafsekunde addiert (1 Durchgang / Sekunden inkl. Strafsekunden). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen. 
  • Schrauben: Bei dieser Übung sollen Muttern auf Schrauben gedreht und wieder abgedreht werden, wobei nur mit der betroffenen Hand gedreht werden darf. Die weniger betroffene Hand hält  dabei die Schraube (1 Minute / Anzahl aufgedrehter Muttern).

Die Gehirnstrukturen sind plastisch, also lernfähig, sodass durch intensives Training die Repräsentation der geübten Funktion im Gehirn gestärkt wird (z. B. die Handregion durch Fingerübungen). Diese Fähigkeit des Gehirns nennt man »Neuroplastizität«.

Vorlagen für die Übungen Zielbewegung und Labyrinth

Sind Sie selbst von einem Schlaganfall betroffen oder haben Sie viel Kontakt mit Schlaganfallpatienten? In dem Buch "Schlaganfall - Das Übungsbuch" von Cornelia Cox finden Sie Übungen und praktische Tipps, wie Sie gezielt die Wiedererlangung sprachlicher und motorischer Fähigkeiten fördern können.

Cornelia Cox ist Physiotherapeutin mit einem M.Sc. in Neurorehabilitation. Seit Januar 2024 ist sie Therapiedirektorin der Rehaklinik Zihlschlacht, die hochspezialisiert ist auf die Rehabilitation von Menschen mit Hirn- und Nervenverletzungen. Davor leitete sie die Physiotherapie im Neurozentrum des Luzerner Kantonspitals. Durch ihre langjährige praktische Erfahrung in der Physiotherapie und speziell der Rehabilitation von neurologischen Störungen verfügt Cornelia Cox über spezialisiertes Fachwissen und kombiniert dieses mit den neuesten Forschungsstandards. Mit der Gründung ihrer Firma BodyMindFusion (www.bodymindfusion.ch) hat sie es sich zum Ziel gesetzt, Coachings und Kurse für Angehörige von Schlaganfallbetroffenen anzubieten.