
von Kalyani Nagersheth
Ernährung, Lebensführung und Psyche bilden die Hauptfaktoren für Hautkrankheiten – Die ursächliche ayurvedische Therapie setzt bei genau diesen Faktoren an, ergänzt durch manuelle und ausleitende Verfahren sowie Phytotherapie.
Inhalt
Ursachen der Hautkrankheiten – kuştha nidāna
Die Haut wird im Āyurveda lediglich als der Ort der Manifestation von Hautkrankheiten, jedoch nicht als der auslösende Faktor dieser gesehen. Kuştha (Hautkrankheiten) werden durch Störungen der sieben Materialien verursacht: drei Doşas, Tvak (Haut), Mamsa (Muskelgewebe), Rakta (rote Blutkörperchen, Blutgewebe) und Lasika (Lymphe).
Die drei Doşas sind die Bioenergien Vāta (Wind), Pitta (Feuer) und Kapha (Wasser und Erde). Aus diesen Doşas setzen sich die gesunde Konstitution des Menschen und die Krankheiten zusammen.
Obwohl immer alle Hautkrankheiten durch eine Kombination von allen drei Doşas ausgelöst werden, werden die einzelnen Formen durch das Überwiegen einzelner Doşas unterschieden. So gibt es grob unterteilt 7 Arten: Vāta, Pitta, Kapha, Vāta-Pitta, Vāta-Kapha, Pitta-Kapha, Vāta-Pitta-Kapha. In allen Arten sind jedoch immer alle drei Doşas erhöht. Daher sind Hauterkrankungen auch so schwierig und langwierig zu behandeln.
Es ist im Āyurveda bei allen Erkrankungen wichtig, zunächst die Grundkonstitution festzustellen. Dann werden die vorherrschenden Doşas der Hautkrankheit bestimmt, um die Behandlungsstrategie festzulegen. Dabei sollte sehr genau auf den Krankheitsbeginn geachtet und ein möglicher auslösender Faktor gesucht werden. Natürlich müssen auch Allgemeinsymptome und verschlimmernde oder verbessernde Faktoren (Umwelt, Ernährung, Lebensführung) beachtet werden. Beruf, Arbeitsplatz, Lebensbedingungen, Genussmittel, Sexualverhalten und eingenommene Medikamente sollten erfragt werden. Sehr wichtig ist auch die Familienanamnese.
Ursachen der Hautkrankheiten – kuştha nidāna
In der ayurvedischen Medizin hat die Ernährung einen sehr großen Stellenwert. So kann die Kombination gegensätzlicher Nahrungsmittel (viruddha-annapāna, z. B. Milch mit Obst), aber auch unpassender Nahrung und Aktivitäten (Sport nach einer schweren Mahlzeit) schon Hautkrankheiten auslösen. Zu viel flüssige, ölige, schwer verdauliche Nahrung, überhaupt zu viel Nahrung kann schädlich sein. Die Nahrung sollte grundsätzlich zur Konstitution passen.
Zusammenfassung
Ayurvedisch werden Ekzeme individuell betrachtet und über Ernährung, Lebensführung, manuelle Therapie, ausleitende Verfahren sowie Kräuter therapiert. Zunächst müssen die Grundkonstitution und der individuelle Hauttyp festgestellt werden. Dann kann eine Behandlungsstrategie festgelegt werden, die viel Mitarbeit durch den Patienten erfordert.
Als förderlich für Hautkrankheiten werden zu viel Rohkost, zu viel frisches Getreide, Joghurt, Fisch, Salz, sauer, scharf, ölig, Urdbohnen (Urad Dal), Rettich, Gebäck, Sesamsamen, Milch, unraffinierter Zucker (Jaggery) und Weißmehl angesehen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Lebensführung. Natürliche Bedürfnisse sollten nicht unterdrückt werden, insbesondere Erbrechen bei Brechreiz (vegasamdhāraņa). Tagesschlaf sollte vermieden werden.
Gerade bei Hauterkrankungen werden auch im Āyurveda psychische Faktoren hervorgehoben. Man sollte sich keinen angsteinflößenden Situationen aussetzen. Sünden wie Schimpfen, Verleumdung, Töten, Stehlen oder auch Sünden aus dem vorangegangenen Leben, werden in der Literatur als Ursachen benannt [1].
Bei Hautkrankheiten sind die insgesamt sieben gestörten Substanzen zu betrachten: drei Doşas, Tvak (Haut), Mamsa (Muskelgewebe), Rakta (rote Blutkörperchen, Blutgewebe) und Lasika (Lymphe).
Pathogenese
Die auslösenden Faktoren erhöhen die Doşas. Diese dringen in die Kanäle ein, verunreinigen die Haut, Lymphe (lasika), Blut und Muskeln. Sie machen diese Gewebe schwach und locker. Die Doşas verlassen ihren Hauptort und führen zu Hautverfärbungen. Lässt man Zeit vergehen, breitet sich die Erkrankung über den ganzen Körper aus und dringt in alle Gewebe ein. Der Körper sieht unattraktiv aus. Die Erkrankung führt zu Feuchtigkeit in den Geweben. Dies führt zu vermehrtem Schweißfluss und Absonderung von Flüssigkeit, Verwesung, Bildung von kŗmi (Parasiten), welche dann zu größeren Problemen führen. Die Symptome dehnen sich auf die Haare, Haut, Sehnen, Arterien, Venen, Knorpel und andere umgebende Gewebe aus und manifestieren sich mit unterschiedlichen Symptomen.
Einteilung der Hautkrankheiten nach Symptomen
Hautkrankheiten können über die Symptome ihren auslösenden Faktoren, den Doşas (Vāta, Pitta und Kapha) zugeteilt werden.
Vāta-Symptome
- schwärzlich rote Hautareale, an Scherben erinnernd
- trocken, taub, rau, dünn, hart
- großflächig
- unregelmäßige Begrenzung
- dicht mit Haaren besetzt, Gänsehaut
- starke, stechende Schmerzen
- wenig Jucken
- schnelle Ausbreitung
Pitta-Symptome
dunkelrote Hautareale, mit kupferroten Anteilen
braune Haare auf weiß verfärbten Venen
dicke Haut
eine große Menge an Feuchtigkeit oder Blut absondernd
stark brennende Empfindungen und Schmerzen
rasche Manifestation
Verwesung, Geschwüre, Eiter
Geruch nach rohem Fleisch
Klebrigkeit
Haut schält sich
Kapha-Symptome
Hautareale konstant in Lokalisation, Form, Farbe, Größe, Auftrittszeitpunkt
hart, schwer, ölig, weißlich rot (entfärbt)
langsam entstehend, langsam sich ausbreitend
miteinander verbundene Hautareale
erhaben
juckend
Flüssigkeitsaustritt
glatte Konturen, gelblich und zirkulär
fühlt sich kalt an
Madenbildung
Klebrigkeit
Gegenüberstellung gesunde/kranke Haut
Das Hautbild ist abhängig von der angeborenen Grundkonstitution. Diese zeigt sich an sehr vielen Faktoren und erfordert eine umfassende Anamnese. Im Folgenden finden Sie eine etwas vereinfachte Gegenüberstellung. „Normal“ bedeutet hier der individuelle Zustand der Haut in einer subjektiv als gesund empfundenen Lebensphase.
Eigenschaften einer normalen Vāta-Haut:
feinporig, dünn, zart
dunkler Teint (leicht bräunlich, gräulich)
kühl (v. a. Hände und Füße)
klimaempfindlich (v. a. gegenüber Wind und Kälte)
trocken, rau, fleckenweise schuppig
Eigenschaften einer gestörten Vāta-Haut:
glanzlos, „schlaff“
rau, rissig, aufgesprungen
schuppige, trockene Ausschläge; Ekzeme
Verhärtungen
Eigenschaften einer normalen Pitta-Haut:
pfirsich- oder kupferfarbener Teint
Sommersprossen, Muttermale
weich, schimmernd, warm
sensibel (v. a. gegenüber Sonne und chemikalischen Verbindungen)
Eigenschaften einer gestörten Pitta-Haut:
brennende und nässende Ausschläge und Ekzeme
frühzeitige Faltenbildung
Entzündungen mit pustelartiger Akne; Mitesser
starke Schweißbildung
Eigenschaften einer normalen Kapha-Haut:
dick, feucht, leicht fettig
heller, blasser Teint
kühl, weich
straffes Gewebe (altert langsam), gut gepolstert und robust
Eigenschaften einer gestörten Kapha-Haut:
matt, teigig, fettig, unrein
vergrößerte Poren
Mitesser, große weiße Pusteln, zystische Gebilde
zähe, fettige Sekretionen
Hautpilze
Wassereinlagerungen
Kleiner Hauttest: Konstitutionsbezogene Hauteigenschaften
Betrachten und fühlen Sie die Haut unter den in [Tab. 1] aufgeführten Kriterien und erkennen Sie die typischen Merkmale der konstitutionsbezogenen Hauteigenschaften.
Es muss nicht immer eindeutig nur ein Doşa die Hauteigenschaften beschreiben, sondern die Konstitutionsmerkmale können sich natürlich auch mischen.
1) Aussehen
Schauen Sie Ihre Haut im Spiegel an und bestimmen Sie, welche Punkte zutreffen.
2) Fühlen
Fühlen Sie Ihre Haut und achten Sie darauf, ob sie sich warm, kalt, weich oder rau anfühlt.
3) Kälte- und Trockenempfindlichkeit
Wie reagieren Sie auf das äußere Klima und bei Temperaturschwankungen?
4) Sonnen- und Hitzereaktion
Denken Sie an ihren letzten Sommerurlaub zurück.
5) Hautveränderungen
Wenn Sie Hautunreinheiten oder -veränderungen haben, wo treten diese auf und in welcher Form äußern sie sich?
6) Haare
Betrachten und fühlen Sie nun Ihre Haare.
7) Fingernägel
Wie die Haare, so sind auch die Fingernägel Anhangsgebilde der Haut und verfügen über aufschlussreiche Konstitutionsmerkmale.
Tab. 1 Konstitutionsbezogene Hauteigenschaften der einzelnen Doşas
Vāta | Pitta | Kapha | |
1) Aussehen | blass, rau, trocken, Tendenz zu spröder Haut, feine Poren | gut durchblutet, leicht fettig, Tendenz zu Sommersprossen und Hautunreinheiten/Irritationen, erweiterte Äderchen, vergrößerte Poren in der T-Zone | helle Haut, dick, rein, glatt, sanft, fettig, große und offene Poren |
2) Fühlen | kalt, rau, etwas hart | warm, weich, etwas feucht oder ölig | feucht, kühl, weich, glatt |
3) Kälte- und Trocken-empfindlichkeit | starke Reaktion auf Kälte und Trockenheit, Neigung zu Schuppenbildung | kann Kälte gut vertragen und reagiert wenig auf Trockenheit | starke Empfindlichkeit gegen Kälte und sehr schwache gegen Trockenheit |
4) Sonnen- und Hitzereaktion | wenig empfindlich bei Sonne und nur zeitweise bei Hitze, die Haut bleibt relativ hell, bräunt leicht, jedoch z. T. mit dunkleren Flecken | starke Empfindlichkeit und leichte Sonnenbrandgefahr, die Haut färbt sich rot | unempfindlich bei Hitze und Sonne, wird langsam und gleichmäßig braun |
5) Hautveränderungen | wenig Hautunreinheiten, wenn, dann im Stirnbereich, Neigung zu Milien (Grieskörnern), dunkle Pigmentierung an den Wangen oder dunkle Augenringe | bekommt leicht rote Flecken, Entzündungen, Ausschläge, die Haut brennt und ist heiß, besonders im Nasen- und Wangenbereich | tief liegende und große Pusteln, Pickel und Knoten z. B. bei Akne, besonders im Mund-, Kinn- und Halsbereich |
6) Haare | trocken, dünn, spärlich, leicht lockig oder kraus | mitteldick, fein, weich, golden oder rötlich, früh ergraut oder Haarausfall | dickes Haar, fettig, üppig, wellig |
7) Fingernägel | trocken, klein, gerillt, brüchig, rau, verfärbt | rosa, weich, biegsam | dick, glatt, hell, kräftig |
Bei Hautkrankheiten sind nicht die Doşas alleine zu betrachten, sondern die insgesamt sieben gestörten Substanzen. Unter diesen ist besonders das Blutgewebe, rakta dhātu, hervorzuheben.
Rakta dhātu – Blutgewebe
Rakta dhātu lässt sich gut mit den roten Blutkörperchen vergleichen, da es eine ähnliche Funktion im Körper hat. Es steht für jīvana (das Leben) und ist zuständig für die Sauerstoffversorgung, Zirkulation, Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Abwehrfunktion und verleiht Farbe (rot). Die psychologischen Funktionen lassen sich über die Farbe herleiten: Enthusiasmus, Romantik, Aggression, Gewalt, Wettstreit, Glaube, Liebe, Wärme.
Aus dem rakta dhātu entstehen Blutgefäße, Kapillaren und Granulationsgewebe. Im Bildungsprozess wird überschüssiges, verschmutztes Pitta ausgeschieden. Das heißt, es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Pitta und rakta dhātu. Bei Vermehrung in schlechter Qualität und Verunreinigung von rakta dhātu entstehen bevorzugt Pitta- und Hautkrankheiten mit Entzündungen.
Rakta dhātu wird verunreinigt durch heiße, scharfe, salzige und saure Nahrung. Blutreinigend und damit hautreinigend wirken vorwiegend bittere Nahrungsmittel (z. B. Löwenzahn, Brennnessel, Schafgarbe, Aloe vera, Gelbwurz, Enzian, eigentlich alle grünen und gelben Pflanzen). Im Āyurveda werden schon seit ewigen Zeiten Bitterstoffe zur Therapie von Hautkrankheiten eingesetzt.
Erst seit wenigen Jahren weiß man in der modernen Wissenschaft, dass Bitterstoff-Rezeptoren außer in den Geschmacksknospen der Zunge auch im gesamten Verdauungstrakt und in nahezu allen anderen extraintestinalen Organen gebildet werden. Zum Beispiel kommt es über die Bitterstoff-Rezeptoren der Haut in den Keratinozyten zu einem Einstrom von Kalzium und zur Bildung von Proteinen und Lipiden, die an der Ausbildung der Hautbarriere beteiligt sind. Somit beleben Bitterstoffe den Stoffwechsel der Haut und regenerieren die Hautbarriere. Dies kann für die Behandlung von Hautkrankheiten mit einer Barrierestörung, z. B. bei Neurodermitis oder sehr trockener Haut, genutzt werden [2].
Im Āyurveda steht am Beginn jeder Therapie die Stärkung des Verdauungsfeuers durch scharfe oder bittere Gewürze und leicht verdauliche Kost.
Therapie
Wenn die Ursache bekannt ist, sollte diese natürlich vermieden werden (Nidānaparivarjana). Im Āyurveda steht am Beginn jeder Therapie die Stärkung des Verdauungsfeuers durch scharfe oder bittere Gewürze und eine leicht verdauliche Kost. Sobald das Verdauungsfeuer geregelt ist, muss die Ernährung wieder umgestellt werden. Grundsätzlich sind die fünf Therapiepfeiler im Āyurveda:
Ernährung,
Lebensführung,
manuelle Therapie,
ausleitende Verfahren und
Kräuter.
Ernährung
Bittere Nahrungsmittel sind empfehlenswert, saure Nahrungsmittel sollten vermieden werden.
Lebensführung
Regelmäßigkeit ist sehr wertvoll, da diese dem Stress entgegenwirkt. Hierbei ist eine ayurvedische Tagesroutine hilfreich: morgendliche Einölungen, Yoga und Meditation sollten in den Alltag integriert werden.
Manuelle Therapie
Dazu gehören natürlich die ayurvedischen Massagen. Es werden mit Kräutern medizinierte Öle verwendet, die besonders besänftigend auf die Haut wirken. Um die Psyche mit zu behandeln, bietet Āyurveda Stirngüsse. Es wird warmes Öl auf die Stirn gegossen. Dies klärt den Geist. Der Stress wird dadurch zwar nicht weniger, aber man lernt, besser mit ihm umzugehen.
Ausleitende Verfahren
Ekzeme sind aus ayurvedischer Sicht eine so ernste Erkrankung, dass eine komplette Pañcakarma-Reinigungskur durchgeführt werden sollte. Diese umfasst das therapeutische Erbrechen (um Kapha aus dem Körper zu entfernen), therapeutisches Abführen (Pitta), verschiedene Arten von Darmeinläufen (Vāta), nasale Instillationen (zur Entfernung festsitzender Doşas im Kopf) und bei Ekzemen unbedingt auch den Aderlass (raktamokşana).
Weiterhin sollte beachtet werden, dass der Körper drei Hauptwege der Entgiftung kennt: Leber (Darm), Nieren und Haut. Dabei ist die Haut eigentlich die Notlösung. Indem also die anderen Entgiftungswege aktiviert, angeregt oder auch gereinigt (durchlässig gemacht) werden, wird die Haut entlastet. Daher sollte bei Hauterkrankungen unbedingt auch eine Darmsanierung erfolgen. Dies kann ayurvedisch durch eine komplette Pañcakarma-Kur erfolgen.
Kräuter
Nach der Reinigung können Kräuter innerlich und äußerlich verabreicht werden. Aus der großen Vielzahl der Pflanzen werden hier zwei besonders vorgestellt: Curcuma und Gelber Enzian.
Curcuma longa, Gelbwurz
Curcuma wird auch gelber Ingwer genannt. Die Wurzel enthält den gelben Farbstoff Curcumin. Das Aroma ist pfeffrig-holzig mit einem leicht bitteren Nachgeschmack. Ayurvedisch gilt Curcuma als blutaufbauend, aber auch blutreinigend und dadurch reinigend für die Haut. Durch den bitteren Geschmack ist er hilfreich bei Verdauungsstörungen, kann den Juckreiz lindern, Wunden zum Abheilen bringen und Entzündungen lindern. Er kann innerlich und äußerlich eingesetzt werden, färbt allerdings gelb, was bei der indischen Haut nicht sehr auffällt, aber bei Mitteleuropäern doch sehr stören kann. Mit Curcuma können sogar Blutungen gestoppt werden. Daher ist er äußerlich besonders bei nässenden, blutenden, entzündlichen Hautkrankheiten geeignet. Mit Ghee (geklärter Butter) vermischt lässt er sich gut auftragen. Auch eine antiseptische Wirkung ist nachgewiesen.
Innerlich ist Curcuma nur schwer wasserlöslich und hat eine geringe Bioverfügbarkeit. Daher sollte man ihn in warmer Milch lösen und immer etwas Pfeffer dazugeben, um die Bioverfügbarkeit zu verbessern. Die Kombination von 200 mg Curcumawurzel + 50 mg Piperin entspricht aufgrund der besseren Resorption der Wirkung von 2 g Curcuma. Eine andere Möglichkeit besteht in der Einnahme moderner Fertigpräparate aus der Apotheke, die eine verbesserte Bioverfügbarkeit haben.
Curcuma hat noch eine Vielzahl an anderen positiven Eigenschaften, die nicht nur auf die Haut wirken. Daher ist er aus der āyurvedischen Küche nicht weg zu denken.
Curcuma longa gilt ayurvedisch als blutaufbauend, aber auch blutreinigend und dadurch reinigend für die Haut.
Gelber Enzian, Gentiana lutea L.
Die Wurzel wird verwendet, da sie viele Bitterstoffe (u. a. Amarogentin, Gentiopikrosid) enthält. Amarogentin wirkt über die Bitterrezeptoren der Haut und bildet einen antioxidativen Schutz. Die Droge zählt zu den bittersten aller einheimischen Bitterstoffdrogen und ist ein „reines Amarum“, da weitere Inhaltsstoffe die Wirksamkeit nicht mitbeeinflussen.
Bei vielen Hautkrankheiten kommt es zu Entzündungen und zu einer Schädigung der Epidermis, sodass die Haut keinen vollständigen Barriereschutz mehr besitzt. Dies begünstigt wiederum ein Austrocknen der Haut und dadurch Juckreiz und Anfälligkeit für bakterielle Infektionen. Pflanzliche Bitterstoffe, z. B. Amarogentin aus dem Gelben Enzian, binden an Bitterstoff-Rezeptoren der Haut und induzieren einen Kalziumeinstrom. In der Folge kommt es zur Bildung von Proteinen, die beim Aufbau der Hautbarriere eine wichtige Rolle spielen, z. B. Keratin 10, Involukrin und Filaggrin. Bitterstoffe des Gelben Enzians regen auch die Synthese von Hautlipiden in Keratinozyten an.
Achtung
Enzianschnaps enthält keine Bitterstoffe, sondern nur ätherisches Öl!
Mikrobiom
Auf der Haut findet sich eine starke mikrobielle Besiedlung. Interessanterweise findet sich zwar für alle Menschen ein mehr oder minder gleiches Grundmuster, dieses kann jedoch von Mensch zu Mensch ganz unterschiedliche, individuelle Züge annehmen. Das bedeutet, dass jeder Mensch seine eigene Flora besitzt.
Dies passt nun wiederum sehr gut zu der ayurvedischen Einteilung der Menschen in Vāta, Pitta und Kapha bzw. der sehr individuellen Betrachtungsweise. Das heißt, nicht alle Menschen benötigen dieselbe Flora. Daher sind z. B. die standardisierten Stuhluntersuchungen ayurvedisch kritisch zu betrachten.
Haut und Darm haben gemeinsam, dass sie Grenzflächen zwischen innen und außen, zwischen „self and not self“ darstellen. Aus ayurvedischer Sicht liegt die Ursache jeder Erkrankung im Darm. Dort haben die krankheitsverursachenden Doşas ihren Hauptsitz. Wird der Darm mitbehandelt, werden dementsprechend überschüssige Doşas ausgeleitet, was sich immer auch auf die Haut auswirkt.
Durch konsequente Darmsanierung können über GALT (Gut Associated Lymphoid Tissue) und MALT (mukosaassoziiertes lymphatisches Gewebe) die Ausschüttung von Immunglobulinen (sIgA) und eine flächendeckende Ansiedlung aller Zellen des Abwehrsystems gefördert werden.
Da Ekzeme ayurvedisch als hartnäckige Krankheit gesehen werden, ist eine Kombination von allen ayurvedischen Therapiemethoden erforderlich. Vom Patienten wird viel Mitarbeit und Disziplin gefordert. Grundsätzlich sollte eine Krankheit doppelt so lange behandelt werden, wie sie bestanden hat, damit sie nicht wiederkommt. Dies fällt vielen Patienten schwer und verursacht dann einen Rückfall. Im Āyurveda ist die Hauptaufgabe des Arztes, zu beraten, zu begleiten, zu motivieren und zu betreuen. Dies sollte kompetent und individuell geschehen.
Autorin
Dr. med. Kalyani Nagersheth
Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Dozentin für ayurvedische Medizin und Phytotherapie
Interessenkonflikt: Die Autorin erklärt, dass keine wirtschaftlichen oder persönlichen Verbindungen bestehen.
Literatur
Die Literaturliste finden Sie hier.