HaarverlustHilfe für Haare: Welche Behandlung hilft bei Haarausfall?

Die drei häufigsten Formen von Haarausfall sind androgenetischer Haarausfall, diffuser Haarausfall und kreisrunder Haarausfall. Unsere Autorin betrachtet krankhaften Haarausfall aus westlichem und östlichem Blickwinkel.

Inhalt
Frau mit Haarausfall und vielen Haaren in der Haarbürste.
Siam/stock.adobe.com

Für Haarausfall kann es aus westlicher medizinischer Sicht verschiedene Ursachen geben, zum Beispiel chronische Erkrankungen, erbliche Faktoren oder Medikamente.

Haare gelten als Schönheitssymbol und spiegeln in den Augen vieler Menschen Gesundheit und Vitalität wider. Dennoch ist es normal, dass wir täglich 60–100 Haare verlieren. Jahreszeitlich bedingt kann der Haarverlust im Herbst und/oder Frühjahr kurzzeitig höher sein. Der saisonale Haarwechsel ist aber kein Grund zur Sorge, da die Haare dabei immer wieder nachwachsen.

Wenn jedoch auf einmal büschelweise Haare beim Duschen ausfallen oder morgens auf dem Kopfkissen liegen, ist der Schock groß. Auch wenn die Haare mit zunehmendem Alter immer dünner werden und schließlich endgültig ausfallen, ist der Leidensdruck gerade bei Frauen immens.

Haarausfall kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und behandelt werden. In diesem Beitrag steht zunächst die westliche schul- und komplementärmedizinische Sicht im Fokus. Anschließend sind einige Aspekte aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) aufgegriffen.

Behandlungsbeginn aus westlicher Sicht

Wenn Patienten in die Praxis kommen, die über verstärkten Haarausfall klagen, befragt man diese bei der Anamnese insbesondere zur familiären Vorbelastung, Ernährungsgewohnheiten, chronischen Erkrankungen sowie Medikamenten. Darüber hinaus sucht man nach einem Zusammenhang zu weiteren möglichen Ursachen, zum Beispiel psychische Belastungen, Trauer, Stress, fieberhafte Infekte, Operationen, Impfungen oder haarschädigenden Einflüssen wie Haarfärbungen oder Umformungen.

Merke

Fallen über mehrere Wochen mehr als 100 Haare täglich aus, spricht man von Effluvium, dem krankhaften Haarausfall.

Inspektion

Bei der Kopfhautinspektion untersucht man, ob eine sichtbare Haarverminderung und ein bestimmtes Haarlichtungsmuster vorliegen. Hierbei achtet man insbesondere auf entzündliche Rötungen und Schuppungen, da Schuppenbildung, Hautpilzbefall und Ekzeme Haarausfall begünstigen können.

Diagnostik

Die Diagnostik kann bei entsprechender Ausstattung und Fachkenntnis ohne Probleme in der Heilpraktikerpraxis durchgeführt werden.

Hintergrundwissen Terminal- und Vellushaare

Terminalhaare: lange, dicke, markhaltige und meist pigmentierte Haare

Vellushaare: maximal 2 cm lang, dünn, ohne Mark und Pigment. In der Pubertät entwickeln sich am Körper (Achsel- und Schambehaarung) aus Vellushaaren unter Hormoneinfluss Terminalhaare. Beim krankhaften Haarausfall kommt es umgekehrt zur Bildung von kurzen, dünnen Vellushaaren aus langen, dicken Terminalhaaren.

Der Haarzugtest bietet eine erste Orientierung im Hinblick auf die Diagnosestellung. Dazu nimmt man an verschiedenen Stellen des Kopfes einige Haarsträhnen zwischen Daumen und Zeigefinger und lässt die Haare mit leichtem Zug durch die Finger gleiten. Hierdurch kann man feststellen, wie fest die Haare in der Kopfhaut verankert sind. Lösen sich vermehrt Haare, so kann dies auf eine akute Haar- und Kopfhauterkrankung hindeuten.

Zur Routinediagnostik zählt mittlerweile die auflichtmikroskopische Untersuchung (Trichoskopie). Sie hat in der Haardiagnostik das schmerzhafte und aufwendige Trichogramm, bei dem etwa 20 Haare mit einer gummiarmierten Arterienklemme epiliert werden, nahezu vollständig verdrängt.

Für die Trichoskopie ist in der Regel ein einfaches Handdermatoskop mit 10-facher Vergrößerung ausreichend (zum Beispiel Digitales Handmikroskop Q-Scope QS.20200-P, Fa. Euromex). Die Videodermatoskopie ermöglicht durch stärkere Vergrößerung (bis 140-fach) eine bessere Beurteilung von Blutgefäßen und Haarschaftveränderungen und unterstützt vor allem die Dokumentation und Verlaufskontrolle von Haarerkrankungen während der Therapie.

Es gibt keine speziellen Ziffern im GebüH für diese Untersuchungen, infrage kommen die Ziffern 1, 2 und 4. Die Kosten für die Haarsprechstunde müssen auch beim Dermatologen selbst getragen werden.

Physiologisch finden sich auf der Kopfhaut gleichmäßig verteilte Haarfollikelöffnungen, aus denen üblicherweise 2–3 Terminalhaare austreten. Die Haarschaftdicke ist im Bereich der gesamten Kopfhaut weitgehend konstant. Vellushaare (siehe Kasten „Terminal- und Vellushaare“) treten nur vereinzelt auf. Bei einem positiven Haarausfallbefund variiert die Haarschaftdicke deutlich. Es überwiegen Follikelöffnungen, aus denen nur ein Terminalhaar austritt und es gibt vermehrt Bereiche mit Vellushaaren oder kahlen Stellen.

Besonders häufig sind folgende drei Formen von Haarausfall.

3 Formen von Haarausfall

Erblich bedingter bzw. androgenetischer Haarausfall

Bei Frauen zeigt sich erblich bedingter (androgenetischer) Haarausfall vor allem durch schütteres Haar im Mittelscheitelbereich, bei Männern durch Geheimratsecken und Haarverlust im Bereich der Tonsur. Als Ursache wird bei dieser Form eine erblich bedingte erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber DHT (Dihydrotestosteron) angenommen. DHT ist die metabolisch aktive Form des Hormons Testosteron und zählt zu den Androgenen. Unter dem Einfluss von DHT verkürzt sich die Wachstumsphase der Haare. Es kommt zu einer Miniaturisierung der Haarfollikel in den genetisch vorbestimmten Arealen. In diesen Arealen sind vermehrt Androgenrezeptoren vorhanden – das sind entsprechend bei der Frau der Mittelscheitelbereich und bei Männern Geheimratsecken und der Tonsurbereich. Nach dem Andocken hemmen die Androgene die Wachstumsaktivität des Haarfollikels.

Neuere Forschungsarbeiten zeigen zudem einen Einfluss des entzündungsfördernden Gewebshormons Prostaglandin D2. Diese ergaben, dass Haare unter dem Einfluss von Prostaglandin D2 ihr Wachstum einstellen. Das Gewebshormon tritt in kahlen Kopfhautarealen vermehrt auf [[1]].

Schulmedizinische Therapien

Bei Männern mit androgenetischem Haarausfall wird vom Arzt häufig Finasterid eingesetzt, das die Umwandlung von Testosteron in DHT hemmt. Die Erfolgsquote wird bei ca. 90 % angegeben. Allerdings ist der Wirkstoff aufgrund von häufigen Nebenwirkungen (Libidomangel, Impotenz, Depressionen) umstrittenen. Alternativ können Männer und Frauen Minoxidil (verschreibungsfrei) topisch anwenden. Die Wirkung beruht wahrscheinlich auf einer verbesserten Kopfhautdurchblutung. Nach Absetzen des Mittels, kommt es allerdings zu erneutem Haarausfall. Daher ist eine lebenslange Anwendung notwendig (2 × tgl.).

Mesotherapie

Bei der Mesotherapie werden spezielle Wirkstoffkomplexe (zum Beispiel Vitamin A, B-Vitamine, Q 10, Aminosäuren, bioidentische Wachstumsfaktoren) mit sehr feinen Kanülen in die Kopfhaut injiziert (Beachte: Off-Label-Use!). Anwendungsbeobachtungen zeigen, dass bei etwa 80 % der Patienten der Haarausfall ab der dritten Behandlung nachlässt und nach zwei bis drei Monaten volleres Haar nachwächst. Wichtig ist der rechtzeitige Beginn der Behandlung. Wenn bereits eine Glatze vorhanden ist und die Haarfollikel abgestorben sind, kann durch die Mesotherapie keine Regeneration des Haarwuchses erwartet werden [[2]].

Lasertherapie

Bei der Low-Level-Laser-Behandlung wird die Kopfhaut mit einem speziellen Laserlicht im nahen Infrarotbereich (optimale Wellenlänge 700–800 nm) bestrahlt. Die niederenergetischen Laserstrahlen regen den Stoffwechsel und die lokale Durchblutung an und wirken abschwellend und entzündungshemmend. Auf dieser Grundlage basiert auch die Möglichkeit, die Laserbestrahlung bei Haarausfall oder Minderwuchs einzusetzen. Das Laserlicht sollte durch einen Lichtleiter direkt auf die Kopfhaut appliziert werden [[3]]. Ideal ist daher der Einsatz eines Laserkamms (zum Beispiel Laserdusche PowerTwin 21, Fa. MKW). Die Behandlung sollte mindestens 2-mal wöchentlich für etwa 2–3 Monate erfolgen.

Pflanzliche Unterstützung

5α-Reduktase ist das Enzym, welches Testosteron in die aktive Form DHT umsetzt.

So werden 5α-Reduktase-Hemmer bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, die mit der Wirkung von DHT zusammenhängen, zum Beispiel bei gutartigen Prostatavergrößerungen, aber auch bei androgenetischen Haarausfall. Zu den pflanzlichen 5α-Reduktase-Hemmern gehört zum Beispiel Kürbiskernöl. In einer koreanischen Studie konnte mit der täglichen Einnahme von 400 mg Kürbiskernöl der Haarwuchs bei androgenetischem Haarausfall innerhalb von 6 Monaten um 30 % im Vergleich zur Placebogruppe gesteigert werden [[4]]. Auch Sägepalmextrakt erwies sich in einigen Studien als wirksamer 5α-Reduktase-Hemmer [[5]].

Über die 5α-Reduktase-Hemmer hinaus gibt es weitere pflanzliche Wirkstoffe, welche DHT beeinflussen.

Senfölglykoside (Sulforaphane) unterstützen den Abbau von DHT im Blut. Sie sind beispielsweise ist in allen Kohlgemüsen, Meerrettich, Rucola und Kresse enthalten. Für die Pflege der Kopfhaut und Haarlängen eignet sich das senfölglykosidreiche Brokkolisamenöl.

Die Wirkstoffe Trigonellin und Diosgenin in den Samen des Bockshornklees sollen die Bildung von DHT hemmen (zum Beispiel als Aktivierter Bockshornklee Kapseln, Fa. Dr. Pandalis, erhältlich).

In den Randschichten von Leinsamen befinden sich sogenannte Lignane. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Gruppe der Phytoöstrogene gehören und unter anderem DHT hemmen sollen.

Mit Rosmarin kann eine weitere Wirkung erzielt werden: Er fördert die Durchblutung und ist in vielen Haarwässern (zum Beispiel Belebendes Haar-Tonikum, Fa. Weleda) zur Anregung des Haarwuchses enthalten. In einer Studie hatte Rosmarinöl die gleiche haarwuchsanregende Wirkung wie Minoxidil [[6]]. Hier ist eine kurmäßige Anwendung 1 × tgl. über 6 Monate angezeigt.

Diffuser Haarausfall

Bei diffusem Haarausfall lichten sich die Haare gleichmäßig auf dem ganzen Kopf. Man unterteilt den diffusen Haarausfall in telogenes und anagenes Effluvium entsprechend der physiologischen Haarwachstumszyklen:

  • Anagenphase: 2–6 Jahre, Wachstumsphase
  • Katagenphase: 2 Wochen, Übergangsphase
  • Telogenphase: 2–4 Monate, Ruhephase

Beim telogenen Effluvium treten die Haare vermehrt von der Wachstumsphase in die Ruhephase ein. Sind Haare in dieser Phase, fallen sie nach etwa zwei bis drei Monaten aus, was bei dieser Form des Haarausfalls verstärkt passiert. Als Ursache kommen Stress, Schilddrüsenstörungen, Beginn oder Absetzen oraler hormoneller Kontrazeptiva, Crash-Diäten, Nährstoffmängel, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Leaky-gut-Syndrom, fieberhafte Infekte, Vollnarkose oder verschiedene Medikamente (Betablocker, Heparin-Spritzen, Retinoiden, Cholesterinsenker) infrage.

Beim anagenen Effluvium fallen die Haare schon in der Wachstumsphase aus. Dann kann bereits kurz nach dem Schädigungszeitpunkt ein rasanter Haarausfall entstehen. Dieser Haarverlust tritt bei manchen Chemotherapien, Bestrahlungsbehandlungen oder auch starken Vergiftungen mit Schadstoffen (Quecksilber, Thallium, Blei, Cadmium, Arsen) auf.

Behandlung nach Ursache

Um die Ursache des Haarausfalls einzugrenzen und entsprechend behandeln zu können, sollten verschiedene Blutwerte überprüft werden.

Zum einen sind einige Mikronährstoffe (siehe S. 50) wichtig für ein gesundes Haarwachstum. Insbesondere zu überprüfen – und entsprechend zu supplementieren oder ausreichend in die Ernährung einzubinden – sind: Eisen (diagnostisch: Ferritin, Hämoglobin, Transferrin), Zink, Biotin, Silizium, Omega-3-Fettsäuren, Selen, Magnesium und Vitamin D.

Zum anderen beeinflussen verschiedene Hormone das Haarwachstum. Hier sollten die TSH-, T3-, T4- und Schilddrüsenantikörper (TPO, TRAK)-Werte ermittelt werden. Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion als auch eine -unterfunktion kann zu Haarausfall führen. Insbesondere Patienten mit Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis klagen begleitend über vermehrten Haarausfall. Vitamin D, Jod, Eisen, Selen und Zink sind für die Bildung der Schilddrüsenhormone und zur Regulation des Immunsystems wichtig.

Bei Frauen vor oder während der Menopause sollte man die Spiegel des Luteotropen Hormons (LH), des Follikelstimulierenden Hormons (FSH), des Östradiols (E2) und Progesterons ermitteln:

  • LH: Ein zu hoher Wert kann ein Hinweis auf das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) sein; diese Erkrankung geht häufig mit Haarausfall einher.
  • FSH: Ist der Quotient LH/FSH > 1,5, kann dies auch auf PCOS hinweisen.
  • Progesteron: Ein niedriger Wert zum Beispiel durch einen zu hohen Prolaktinwert oder die Menopause kann mit Haarausfall in Verbindung stehen.
  • Östrogen: Die Menopause oder sonstige Hormonbildungsstörungen können durch einen Östrogenmangel Haarausfall auslösen.

Individuelle Kräuterteemischungen können die körpereigene Hormonproduktion anregen. Angelikawurzel, Schafgarbe, Beifuß, Holunderblüten, Himbeerblätter und Rosmarin können die Eizellreifung und den Eisprung in der ersten Zyklushälfte unterstützen – hier werden therapeutisch die Östrogene angesprochen. Bei einem Progesteronmangel kann ab dem Eisprung Mönchspfeffer (Agnolyt®, Fa. Madaus, morgens 40 Tr.) oder Frauenmantel (Alchemilla Urtinktur, Fa. Ceres, 3 × tgl. 5 Tr.) die Gelbkörperhormonbildung anregen.

Alopezia areata (kreisrunder Haarausfall)

Der kreisrunde Haarausfall ist nach der androgenetischen und diffusen Alopezie die dritthäufigste Form des Haarausfalls. Hierbei entstehen oft plötzlich kreisförmige, kahle Stellen an Kopfhaut, Augenbrauen, im Bartbereich oder am ganzen Körper. Bei 30 % der Betroffenen tritt nach 6 Monaten eine Spontanheilung auf. Nach einem Jahr sind bis zu 80 % beschwerdefrei. Bisher ist immer noch ungeklärt,

  • warum eine Alopecia areata auftritt,
  • warum die Haare Zentimeter neben einem Alopezie-Areal normal wachsen und
  • warum bei einigen Patienten eine Spontanremission eintritt.

Heilpilze bei Haarausfall

Heilpilze sind aus der TCM für unterschiedliche gesundheitlichen Problemen bekannt. Bei Haarausfall kommen vor allem Reishi sowie Polyporus umbellatus (Eichhase) zum Einsatz. Reishi hemmt nachweislich die 5-α-Reduktase. Polyporus enthält viele für das Haarwachstum wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Er soll sich positiv auf die Länge der Wachstumsphase der Haare auswirken.

Vermutlich führt eine Autoimmunreaktion zu dieser Form des Haarausfalls. Bei Kopfhautbiopsien von Patienten mit kreisrundem Haarausfall zeigten sich in der Bulbusregion dichte, bienenschwarmartige Infiltrationen von Lymphozyten und anderen Immunzellen. Durch zytotoxische T-Lymphozyten und Zytokine (Interferon-γ, Interleukin-2) wird der Haarfollikel reversibel geschädigt, sodass das Haar ausfällt [[8]].

Schulmedizinische Therapien

In der Schulmedizin setzt man bei kreisrundem Haarausfall Cortison systemisch oder als lokale Anwendung (Areale werden unterspritzt) an. Auch wird DCP (Diphenylcyclopropenon) oder Quadratsäuredibutylester (SADBE) als lokale Reiztherapie verwendet. Zur Modulation des Immunsystems kommt Zink zur Anwendung. Die Therapie mit Cortison oder Quadratsäuredibutylester kann in manchen Fällen den Schub stoppen und zeitweise zu nachwachsenden Haaren führen.

Verschiedene komplementärmedizinische Verfahren möglich

Gering ausgeprägte Formen des kreisrunden Haarausfalls lassen sich oft mit der Mesotherapie behandeln (siehe Abschnitt „Mesotherapie“). Zudem können eine Akupunktur und/oder Heilkräutertherapie entsprechend der TCM-Diagnose sowie lokal eingesetzte Nadeln als Reiztherapie eingesetzt werden. Zur Gewebeumstimmung und Anregung der Durchblutung kann unterstützend die Low-Level-Laser-Therapie hilfreich sein. Die Wahl von geeigneten homöopathischen Komplexmitteln sowie Schüßlersalzen kann man beispielsweise kinesiologisch austesten. Häufig ergeben sich hierbei:

  • CRI-regen® spag. Tropfen (Fa. Pekana)
  • Hautfunktionstropfen N Cosmochema® (Fa. Heel)
  • Schüßlersalz Nr. 5 (Kalium phosphoricum) in D6
  • Schüßlersalz Nr. 11 (Silicea) in D12

Sichtweise der TCM

Der Kopf ist der yangbetonteste Teil des Körpers. Alle Yang-Meridiane führen zum Kopf. Daher kann es bei exzessiver Hitze oder Fülle schnell zum Aufsteigen der Yang-Energien und zu einem Yin-Mangel kommen. Auch eine Bluthitze oder Stase des Blutes sowie ein allgemeiner Qi- und Blutmangel können zu Haarausfall führen. Je nach Lokalisation des Haarausfalls können unterschiedliche Organsysteme betroffen sein.

Alopezie-Bereiche und entsprechend betroffene Meridiane sind [[9]]:

  • Stirn und oberer Schläfenbereich: Magen, Dickdarm
  • Scheitel: Leber, Perikard
  • Seiten: Gallenblase, Dreifach-Erwärmer
  • Occiput: Blase, Dünndarm

Das Haarwachstum hängt von der Ernährung durch die Nieren- Essenz und das Nieren-Yin ab. Die Niere manifestiert sich im Kopfhaar. Bei schwacher Nieren-Essenz wird das Haar dünn, brüchig und fällt mit der Zeit aus.

Die Haare werden außerdem durch das Blut ernährt. Der Funktionskreis Milz/Magen verwertet hierfür die feste und flüssige Nahrung, die wir zu uns nehmen. Das Nahrungs-Qi (Nährstoffe) wird von der Lunge mit dem Atem-Qi (Sauerstoff) zum Herzen transportiert. Zusammen mit dem Nieren-Jing (Knochenmark) wird dort das sauerstoffreiche, rote Blut produziert, welches in der Leber gespeichert wird. Für die Verteilung des Blutes sind Leber, Milz und Herz zuständig. Bei einem Qi-Mangel dieser Organsysteme verlangsamt sich die Zirkulation. Alle Körpergewebe wie auch Kopfhaut und Haarwurzeln werden nicht optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, und es kann zu Haarausfall kommen.

Diffuser Haarausfall: Yin- und blutstärkende Nahrungsmittel

Über die Wahl der Nahrungsmittel können das Yin und das Blut gestärkt werden. Geeignete Nahrungsmittel sind mineralstoffreich, energetisch leicht kühlend und enthalten viel Wasser, zum Beispiel: Ananas, Äpfel, rote Beeren, Birnen, Spargel, Tofu, Tomaten, Wassermelone, Granatapfel, Mango, Yamswurzel, Gurke, Jogurt, Quark, grüne Bohnen, grünes Blattgemüse, Algen und Sprossen.

Dünsten, Dampfgaren oder Kochen mit Wasser sind bei einem Yin-Mangel und zur Blutstärkung geeignete Kochmethoden.

Merke

Zur Yin- und Blutstärkung über den Tag verteilt viel Wasser trinken, zum Beispiel stündlich 1 Glas Wasser, und ausreichend Ruhephasen einlegen.

Lokalisierten Haarausfall kausal behandeln

Yin- und Blutmangel verursachen diffusen Haarausfall. Je nach anderen Ursachen wie Magenhitze oder stagniertes Leber-Qi können aber auch bestimmte Bereiche der Kopfhaut betroffen sein. In diesen Fällen wird einmal pro Woche mit Akupunktur behandelt, ca. 10 Behandlungen.

TCM bei kreisrundem Haarausfall

Eine 35-jährige Patientin, selbstständige Reisebürokauffrau, leidet seit 1,5 Jahren unter kreisrundem Haarausfall.

Anamnese: Schlafstörungen, Erschöpfung, häufige Infekte, starke Menstruationsblutung, hohe Arbeitsbelastungen, Beziehungsstress, mehrere kleine und größere kreisförmige kahle Stellen am Vorderund Hinterkopf

Diagnostik: Die blasse Zunge mit Zahneindrücken deutet auf einen Qi- und Blutmangel hin; der Leberpuls ist gespannt: Leber-Qi-Stagnation, Blutmangel, Herz-Hitze (Zungenspitze ist etwas gerötet, hoher Ruhepuls von 90 Schlägen pro Minute)

Therapie: Kräutertee zum Qi- und Blutaufbau und Bewegen des Leber- Qi (Angelikawurzel, Mariendistel, Brennnesselblätter, Hagebuttenschalen, Schafgarbe, Süßholzwurzel); Eisen, Zink, Magnesium, B-Komplex, Ernährungsberatung: warmes Porridge zum Frühstück, Eintöpfe, Kraftsuppen, grünes Blattgemüse, rote Beeren, Rohkost in Maßen; Akupunktur, Tuina-Massage, 2 × wöchentlich lokale Bestrahlung der Kopfhaut mit einem Low Level Laser für 8–10 Minuten (ca. 4–6 Joule pro Stelle, insgesamt 20 Behandlungen)

Behandlungsdauer: ca. 7 Monate. Nach 3 Monaten sind die Stellen am Oberkopf vollständig zugewachsen. Nach 6 Monaten wachsen auch die Stellen am Hinterkopf zu. Der kreisrunde Haarausfall ist nicht wieder aufgetreten.

 Haarausfall im Stirnbereich: Hitze und Magenfeuer ausleiten: Magen 44, Dickdarm 4, Dickdarm 11; Magen-Qi harmonisieren und absenken: Ren 12, Mu-Punkt Magen; Yin tonisieren: Milz 4; Mitte stärken: Milz 6, Blase 20 Shu-Punkt Magen, Blase 21 Shu- Punkt Milz

Haarausfall im Bereich des Scheitels und der Seiten: Leber-Qi bewegen und harmonisieren: Leber 3, Leber 5, Gallenblase 40; Harmonisieren der Mitte, gegenläufiges Qi absenken: Perikard 6; Leber- Yang absenken und Leber-Feuer ausleiten: Gallenblase 43, Leber 2; Leber-Blut tonisieren: Leber 8

Haarausfall im Bereich des Hinterkopfes: Yuan-Qi stärken: Ren mai 4; Nieren tonisieren: Niere 3, Blase 23 Shu-Punkt Niere, Du mai 4; Qi und Blut tonisieren: Magen 36, Milz 6

Annette Gude
Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin, Kinesiologie und Bioresonanz.

Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  1. Garza LA, Liu Y, Yang Z. et al. Prostaglandin D2 inhibits hair growth and is elevated in bald scalp of men with androgenetic alopecia. Science Translational Medicine 2012; 4 (126) 126-34
  2. Hundgeburth A, Knoll B. Prospektive observative HCPR-Studie. Köln, München: Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie; 2018
  3. Lanzafame RJ, Blanche RR, Bodian AB. et al. The growth of human scalp hair mediated by visible red light laser and LED sources in males: THE GROWTH OF HUMAN SCALP HAIR. Lasers in Surgery and Medicine 2013; 45 (08) 487-495
  4. Cho YH, Lee SY, Jeong DW. et al. Effect of pumpkin seed oil on hair growth in men with androgenetic alopecia: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine: ECAM 2014; 549-721
  5. Pais P, Villar A, Rull S. Determination of the potency of a novel saw palmetto supercritical CO2 extract (SPSE) for 5α-reductase isoform II inhibition using a cell-free in vitro test system. Research and Reports in Urology 2016; 8: 41-49
  6. Panahi Y, Taghizadeh M, Marzony ET, Sahebkar A. Rosemary oil vs minoxidil 2% for the treatment of androgenetic alopecia: a randomized comparative trial. Skinmed 2015; 13 (01) 15-21
  7. Burgersteins UP. Handbuch Nährstoffe. 11. Aufl. Stuttgart: Haug; 2007
  8. Wolff H, Fischer TW, Blume-Peytavi U. The diagnosis and treatment of hair and scalp diseases. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 377-86
  9. Thambirajah R. Kosmetische Akupunktur. München: Urban & Fischer; 2007