
Das Pankreaskarzinom wird meist erst entdeckt, wenn es für eine Heilung durch chirurgische oder konservative Behandlung zu spät ist.
Forschende haben untersucht, ob ein neuer Labortest bei Risikopatient*innen Bauchspeicheldrüsenkrebs ausschließen kann. Das Ergebnis:
"Dieser Metabolom-Test kann den Betroffenen invasivere Diagnoseverfahren ersparen und mit ihm lässt sich der Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren", sagt Prof. Julia Mayerle vom LMU Klinikum München.
Für Bauchspeicheldrüsenkrebs-Risikogruppen existiert bisher keine effektive Vorsorge- oder Früherkennungsmethode. Der Tumormarker CA19-9 ist nur dann aussagefähig, wenn das Pankreaskarzinom schon fortgeschritten oder bereits metastasiert, also nicht mehr heilbar ist.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Julia Mayerle vom LMU Klinikum München hat untersucht, ob sich bei Risikopatient*innen Bauchspeicheldrüsenkrebs durch Biomarkersignaturen im Blut ausschließen lässt.
Diagnostischer Test auf Metabolom-Signaturen
Die Arbeitsgruppe fokussierte sich in den letzten 12 Jahren auf die Frage, ob sich anhand von im Blut zirkulierenden Metaboliten, kleinen Stoffwechselprodukten wie Aminosäuren, Ceramiden oder Sphingolipiden, die sich massenspektrometrisch bestimmen lassen, ein diagnostischer Test für die Früherkennung des Pankreaskarzinoms entwickeln lässt.
In 3 aufeinander aufbauenden Studien nutzten sie Blut von Patient*innen mit Pankreaskarzinom, von Kontrollkohorten mit anderen Krankheiten oder von Gesunden. Daraus ließen sich aus über 1600 messbaren Metaboliten Muster identifizieren.
Diese Metabolom-Signaturen können mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Pankreaskarzinom bei Risiko-Patient*innen oder Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs ausschließen. Ein solches Testergebnis würde den Betroffenen weitere, unnötige und belastende Untersuchungen ersparen oder sogar eine Operation.
Studie: 1370 Patient*innen mit verdächtigem Befund
An der neuesten Studie haben 23 deutsche Kliniken teilgenommen. In die Studie aufgenommen wurden 1370 Patient*innen mit Raumforderung der Bauchspeicheldrüse. Deren Blutplasma wurde massenspektrometrisch auf das Vorliegen von Biomarkersignaturen untersucht:
- 12-Metaboliten-Panels
- 4-Metaboliten-Panels
- Tumormarker CA19-9
Die Patient*innen wurden 2 Jahre nachbeobachtet um sicherzustellen, ob ein Pankreaskarzinom vorlag oder sich entwickelte und ob eine andere Diagnose die Ursache des CT-Befunds war.
Kleines Panel schneidet gut ab
- Beide Biomarkersignaturen konnten wesentlich zuverlässiger als CA19-9 die Diagnose eines Pankreaskarzinoms ausschließen.
- Das kleinere Panel, bei dem nur 4 Metaboliten quantifiziert werden, schnitt genauso gut ab wie der aufwendigere Test.
- Noch wichtiger für die klinische Anwendung: Der negative Vorhersagewert, also dass ein Pankreaskarzinom ausgeschlossen werden kann, liegt bei über 90%.
Damit wurde ein in der klinischen Routine einsetzbarer Labortest bei erhöhtem Risiko für Pankreaskarzinom entwickelt. Der Test kann zur Überwachung von Patient*innen mit erhöhten Risiko oder bei Verdacht auf ein Pankreaskarzinom durch Bildgebung eingesetzt werden.
Hintergrund: Pankreaskarzinom
Das Pankreaskarzinom ist eine Tumorerkrankung mit sehr schlechter Prognose. Meist wird es erst entdeckt, wenn es für eine Heilung durch chirurgische oder konservative Behandlung zu spät ist.
Menschen mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Verwandte ersten Grades von Patient*innen mit einem Pankreaskarzinom, aber auch normalgewichtige Menschen, die im Alter von über 50 Jahren einen Diabetes entwickeln, haben ein deutlich erhöhtes Risiko an Pankreaskrebs zu erkranken.
Quelle: Klinikum der Universität München