OnkologieMundschleimhaut-Entzündungen naturheilkundlich behandeln

In der ergänzenden Krebstherapie hat sich die naturheilkundliche Behandlung der Mukositis bewährt. Z.B. mit pflanzlichen Spülungen, Ölziehen und bestimmten Nahrungsmitteln.

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Materialien zur Mundpflege, Öl in Mundwasserflasche
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Zur täglichen Pflege und bei sehr trockenen Mundschleimhäuten ist das Ölkauen oder Ölziehen zu empfehlen.

Spülen und Gurgeln mit pflanzlichen Präparaten

Entzündungen der Mundschleimhaut (Mukositiden) treten als Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie auf. Da diese Beschwerden dazu führen können, dass die Betroffenen nicht mehr genügend Nahrung aufnehmen können, ist es wichtig, als Therapeut diese Problematik rechtzeitig zu behandeln, um dadurch schwerwiegende Probleme und Folgeerscheinungen (wie z. B. Gewichtsverlust) zu minimieren.

Am besten wird der Patient auf das konsequente Gurgeln und Spülen des Mund- und Rachenraums hingewiesen, bevor Beschwerden auftreten. Hierzu eignen sich mehrmals täglich Spülungen mit Kamillen- oder Salbei-Extrakt [1], OPC-basierten Mundspüllösungen [2] oder erfahrungsheilkundlich die topische Anwendung von Silicea-Balsam oder Sanddornfruchtfleischöl.

Ein preisgünstiges Mittel ist das Spülen mit einem Teeaufguss aus blauen Malvenblüten, Kamille, Salbei, Thymian oder Zistrosenkraut. Besonders Teeaufgüsse bergen allerdings wegen des eher adstringierenden Effekts die Gefahr, das Austrocknen der Mundschleimhaut zu verstärken. Wenn die Nasenschleimhäute ebenfalls trocken und gereizt sind, scheinen Nasenöle (z. B. GeloSitin mit Sesamöl) etwas besser als Meerwasser-Sprays zu sein.

Spülen und Gurgeln mit pflanzlichen Präparaten

  • Salbei-Extrakt (z. B. Salviathymol oder Dr. Hauschka Salbei)
  • Ontocure MucoPad mit Traubenkernen, Gänsefingerkraut, Ringelblume, Lavendel und Salbei (Issel Pharma)
  • Kamillenextrakt (z. B. Sonnenmoor Gurgelwasser ohne Alkohol)
  • Silicea Balsam: mehrmals täglich 1:3 mit lauwarmem Wasser verdünnt spülen und gurgeln
  • Regulatpro Dent Healthy Mouth (Dr. Niedermaier Pharma): morgens und abends 10 ml
  • preiswert: Teeaufguss zum Gurgeln aus blauen Malvenblüten, Kamille oder Zistrosenkraut (z. B. Pandalis Cystus Sud 052 oder Salus Cistus Kräutertee Bio)
  • Aloe Vera Frischpflanzensaft: wichtig 100% Direktsaft aus dem Blattgel der Aloe Vera barbadensis Miller, Bio-Qualität, ohne Konservierungsmittel, ohne Zitronensäure (z. B. von SantaVerde oder Pharmos)
  • Bei gleichzeitiger Mundtrockenheit hilft ein Versuch mit Sanddornfruchtfleischöl 3- bis 5-mal täglich 5–6 Tropfen oder bei starken Beschwerden 1 TL im Mund zergehen lassen (z. B. AromaCura).

Während der laufenden Chemo-Infusion hat sich das Lutschen von Eiswürfeln (ideal mit Ananas) bewährt [3]: Einfach ein Stück Ananas oder kleine Stückchen in Eiswürfelform mit Wasser einfrieren. Eine gute Alternative zu Eiswürfeln aus Ananas: Eiswürfel aus Lavendel- oder Pfefferminzhydrolat ohne Alkohol, z. B. von AromaCura, Oshadhi oder Jophiel.

Bei schwerwiegenden Beschwerden kann als Therapieversuch das Spülen mit dem Komplexhomöopathikum Traumeel S empfohlen werden (5-mal täglich eine Ampulle (à 2,2 ml) mindestens 30 Sekunden im Mund spülen und anschließend schlucken), auch wenn bisher nur eine Studie mit nur 32 Patienten veröffentlicht wurde [4]. Die aktuelle AGO-Leitlinie Brustkrebs lässt die Verwendung dieses Komplexmittels als „kann“-Empfehlung offen.

Honiganwendungen

Bei Radiatio im Kopf-Hals-Bereich ist die Anwendung von Honig besonders effektiv und einfach durchzuführen: je 20 ml 15 min vor, 15 min nach und 6 Stunden nach Bestrahlung (z. B. mit Waldhonig, Lindenblütenhonig). Eine kleine Studie zeigte hier, dass dadurch das Auftreten von schwerwiegenden Schleimhautentzündungen mehr als halbiert wurde [5]. In dieser Studie wurden 40 Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren untersucht, die eine Radiatio bis 60–70 Gy erhielten. Die Behandlungsgruppe erhielt 20 ml Honig wie oben angegeben. Bei den mit Honig behandelten Patienten war eine signifikante Verringerung der symptomatischen Mukositis Grad 3/4 im Vergleich zu den Kontrollen zu verzeichnen (20% gegenüber 75% (p<0,0006)). Die Compliance der mit Honig behandelten Patientengruppe war besser als bei den Kontrollen. 55% der mit Honig behandelten Patienten zeigten keine Veränderung des Gewichts oder sogar eine Gewichtszunahme im Vergleich zu 25% im Kontrollarm (p=0,053), von denen die Mehrheit abnahm.

Auch eine andere, aktuelle Studie kam zu dem Schluss, dass die Behandlung mit einer Thymianhonig-Mundspülung die durch Krebstherapie verursachte Mundtrockenheit lindern kann [6].

Honiganwendungen

(nicht bei Allergie gegenüber Honigbestandteilen)

  • Während einer Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich ist die Anwendung von Honig effektiv: Je 1 EL 15 Minuten vor, 15 Minuten nach und 6 Stunden nach Bestrahlung (z. B. mit Waldhonig, Lindenblütenhonig, Thymianhonig oder Buchweizenhonig von AromaCura).
  • Hanoson-Propolis Urtinktur Tropfen: Bei akuten Problemen jede halbe bis ganze Stunde, maximal 6-mal täglich, je 5 Tropfen einnehmen, bei leichten Beschwerden 1- bis 3-mal täglich je 5 Tropfen
  • Manuka Health Mundspray oder bei Wunden im Mund Medi Honey Gelverband (medihoney.de)

Weitere Maßnahmen

Zwei kleinere Studien zeigten, dass sowohl Mundspülungen mit Glutamin (16 g/Tag; 17 Patienten) [7] als auch die intravenöse Gabe von Glutamin (0,3 g/kg/Tag; 29 Patienten) [8] das Auftreten, den Schweregrad und die Dauer einer strahleninduzierten oralen Mukositis bei Kopf-Hals-Tumoren verringern können.

Außerdem zeigte eine Studie an Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, dass die Gabe von Selen (500 µg als Natriumselenit) parallel zur Strahlentherapie zu einer Verringerung der Schluckbeschwerden und Schleimhautentzündungen führte [9].

Kleinere Studien zeigten positive Effekte auf den Speichelfluss durch Hypnose [10], Akupunktur [11] [12] oder Aloe vera [13]. Auch die Anwendung von Hopfen (als Tee), frischem Ingwer (als Ingwerwasser) oder Bitterstoffen ist prinzipiell denkbar.

Tägliche Pflege der Mundschleimhaut

Ein weiterer Tipp zur Gesunderhaltung von Mundschleimhaut und Zahnfleisch ist folgender: Verwendung von Jophiel Aromapflegeöl Nr. 14 Mund- und Zahnfleischöl (jophiel-aromaoele.de) oder Primavera Mund-Vital-Öl: 2–3 Tropfen nach dem Zähneputzen auf ein Zahnzwischenbürstchen geben und das Bürstchen zwischen den Zähnen hin und her bewegen. Anschließend jeweils 2–3 Tropfen Öl auf den Zeigefinger geben und das Zahnfleisch leicht einmassieren. Diese Anwendung kann auch mit anderen Ölen (z. B. von Ölmühle Solling/Bruno Zimmer) oder Kurkumatropfen, z. B. mit Paramirum Curcuma Tropfen (Dr. Schulz Erbasens), durchgeführt werden.

Auch Gels oder Balsame eignen sich zum Einmassieren bei Zahnfleischentzündungen, z. B. Hübner Schwarzkümmelöl Gel, DentoMit Zahn Gel, Hoffmann‘s Gingiva Fit, Weleda Zahnfleischbalsam, Wala Mundbalsam.

Ölkauen oder Ölziehen

Zur täglichen Pflege und bei sehr trockenen Mundschleimhäuten ist das Ölkauen oder Ölziehen 1- bis 2-mal täglich mit minimal 1 TL bis maximal 1 EL zu empfehlen. Dabei wird das Öl am besten morgens vor dem Frühstück etwa 15 Minuten lang langsam gesaugt, gespült und durch die Zähne gesogen und dann wieder ausgespuckt. Am besten wird ein Bio-Pflanzenöl verwendet, z. B. Sonnenblumenöl, Sesamöl, Kokosöl, Hanföl oder ein anderes Öl, das gut schmeckt.

An den Tagen einer Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich das Ölkauen bitte nicht unmittelbar vor der Strahlentherapie anwenden, da immer Ölreste auf der Mundschleimhaut verbleiben und diese durch die Strahlentherapie ähnlich wie in einer Bratpfanne überhitzt werden können.

Wenig, aber konsequent

Um einen möglichst guten Therapieerfolg zu erreichen, ist es sinnvoll, einige Empfehlungen zeitgleich durchzuführen; häufig reichen aber auch einzelne Maßnahmen.

Außerdem sollten die Patienten ein Mittel verwenden, das gut schmeckt und daher angenehm und konsequent durchführbar ist. Denn Anwendungen im Mundbereich helfen nur, wenn sie auch regelmäßig durchgeführt werden.

Und schließlich helfen auch bestimmte Nahrungsmittel dabei, die Beschwerden der Mundschleimhaut zu lindern [14].

Nahrungsmittel als Balsam für die Mundschleimhaut

  • Waldhonig, Thymianhonig oder Weißtannen-Waldhonig, da „fermentiert“ (wurde zuvor von den Tannenläusen gegessen und der zu hohe Zuckergehalt wieder ausgeschieden), unser heimischer „Manuka“
  • Schafsquark, da Schafsmilchprotein besser bekömmlich für die Darmschleimhaut ist, ergänzt mit Dattelsirup; auch anderer Quark tut der Mundschleimhaut gut, da kühlend
  • Kokosmilch ist cremig und damit sanft zur Mundschleimhaut.
  • Kinder-Tomatensoße (Rapunzel), da mild im Mund, antikrebsaktives Lykopin
  • Butter und Nussmuse
  • gefrorene Ananas/Ananassaft lutschen
  • Papaya, Wassermelonen
  • Aloe-vera-Saft
  • Frischer Ingwer kann den Speichelfluss anregen (wird mit heißem Wasser übergossen und als Tee getrunken); aber nicht zu viele Tassen, auf Magenverträglichkeit achten

Ausblick – Hilfe aus dem Darm?

Ein ganz neuer Blickwinkel ergibt sich durch neue Forschungsergebnisse. So reduzierte die Gabe von Probiotika bei Patienten mit Nasopharynxkarzinomen die Radiochemotherapie-bedingte orale Mukositis (OM).

Die Forscher prüften dabei die Wirkung einer Probiotikagabe parallel zur Radiochemotherapie (Cisplatin plus Radiatio mit 70 Gy) auf die Mukositis-Schwere bei 99 Patienten mit lokal fortgeschrittenen Nasopharynxkarzinomen [15]. Dabei erhielten die Patienten randomisiert ein Probiotikaprodukt mit Bifidobacterium longum, Lactobacillus lactis und Enterococcus faecium. Insgesamt reduzierte die Probiotikagabe die Inzidenz der Mukositis der Gruppe, die Probiotika erhielten. Insbesondere eine schwergradige Mukositis (≥Grad 3) wurde signifikant seltener (15,5 vs. 45,7%) beobachtet. In der Placebo-Gruppe entwickelten hingegen alle Patienten eine Mukositis vom Grad 2 und höher. In der Probiotika-Gruppe dagegen war die Mukositis in der Mehrzahl der Fälle mild ausgeprägt (keine OM: 12,1%, Grad-1/2-OM: 72,4%, Grad-3-OM: 15,5%) [15]. Möglicherweise kann also sogar eine Probiotikagabe die strahlentherapiebedingte orale Mukositis bei Patienten mit Nasopharynxkarzinom reduzieren [16].

Dr. med. Nicole Weis
Beratende Ärztin der GfBK

Interessenkonflikt: Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  1. Nagi R, Patil DJ, Rakesh N. et al. Natural agents in the management of oral mucositis in cancer patients-systematic review. J Oral Biol Craniofacial Res 2018; 8: 245-254
  2. Holzhauer P, Koula-Jenik H, Pempelfort K, Schneider B. Prophylaxe der Chemotherapie-assoziierten oralen Mukositis. Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2015; 47: 36-40 DOI: 10.1055/s-0034-1395859.
  3. de AC, Almeida R, de Sousa Lima FCM, do E, Vasconcelos BC. Is bromelain an effective drug for the control of pain and inflammation associated with impacted third molar surgery? Systematic review and meta-analysis. Int J Oral Maxillofac Surg 2019; 48: 651-658 DOI: 10.1016/j.ijom.2018.07.028.
  4. Oberbaum M, Yaniv I, Ben-Gal Y. et al. A randomized, controlled clinical trial of the homeopathic medication TRAUMEEL S in the treatment of chemotherapy-induced stomatitis in children undergoing stem cell transplantation. Cancer 2001; 92: 684-690
  5. Biswal BM, Zakaria A, Ahmad NM. Topical application of honey in the management of radiation mucositis: a preliminary study. Support Care Cancer 2003; 11: 242-248 DOI: 10.1007/s00520-003-0443-y.
  6. Charalambous A, Lambrinou E, Katodritis N. et al. The effectiveness of thyme honey for the management of treatment-induced xerostomia in head and neck cancer patients: A feasibility randomized controlled trial. Eur J Oncol Nurs 2017; 27: 1-8
  7. Huang EY, Leung SW, Wang CJ. et al. Oral glutamine to alleviate radiation-induced oral mucositis: a pilot randomized trial. Int J Radiat Oncol Biol Phys 2000; 46: 535-539
  8. Cerchietti LC, Navigante AH, Lutteral MA. et al. Double-blinded, placebo-controlled trial on intravenous L-alanyl-L-glutamine in the incidence of oral mucositis following chemoradiotherapy in patients with head-and-neck cancer. Int J Radiat Oncol Biol Phys 2006; 65: 1330-1337
  9. Bruns F, Büntzel J, Mücke R. et al. Selenium in the treatment of head and neck lymphedema. Med Princ Pract 2004; 13: 185-190
  10. Schiff E, Mogilner JG, Sella E. et al. Hypnosis for postradiation xerostomia in head and neck cancer patients: a pilot study. J Pain Symptom Manage 2009; 37: 1086-1092.e1
  11. Deng G, Hou BL, Holodny AI, Cassileth BR. Functional magnetic resonance imaging (fMRI) changes and saliva production associated with acupuncture at LI-2 acupuncture point: a randomized controlled study. BMC Complement Altern Med 2008; 8: 37
  12. Pfister DG, Cassileth BR, Deng GE. et al. Acupuncture for pain and dysfunction after neck dissection: results of a randomized controlled trial. J Clin Oncol 2010; 28: 2565-2570
  13. Mohsin AHB, Reddy SV, Kumar MP, Samee S. Aloe vera for dry mouth denture patients – palliative therapy. J Clin Diagn Res 2017; 11: ZC20-ZC23
  14. Weis N, Bihlmaier S. Ernährung bei Gewichtsverlust – Vitalität stärken mit Genuss. Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2019; 51: 130-138 DOI: 10.1055/a-0915-4839.
  15. Jiang C, Wang H, Xia C. et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of probiotics to reduce the severity of oral mucositis induced by chemoradiotherapy for patients with nasopharyngeal carcinoma. Cancer 2019; 125: 1081-1090 DOI: 10.1002/cncr.31907.
  16. Klein F. Orale Mukositis bei Nasopharynxkarzinom-Therapie: Hilfe aus dem Darm?. Im Fokus Onkologie 2020; 23: 35 DOI: 10.1007/s15015-019-2307-4.