HypertonieBluthochdruck führt schon früh zu Nierenveränderungen

Früherkennung und konsequente Therapie von Bluthochdruck nutzen auch den Nieren. Das zeigt eine neue Studie.

Arzt misst Blutdruck bei einem Patienten
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Bluthochdruck könnte bereits vor dem Auftreten klinischer Symptome strukturelle Schäden in der Niere verursachen.

Bluthochdruck kann auch ohne weitere Vorerkrankungen wie Diabetes zu Auffälligkeiten an den sog. Podozyten, spezialisierten Zellen im Nierenfilter, führen. Das fanden Forschende in einer Analyse von Gewebeproben bei Patient*innen mit Hypertonie heraus.

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Früherkennung und konsequenter Therapie von Bluthochdruck, um Niernschäden zu vermeiden.

Studie: Bluthochdruck und Nierenveränderungen

Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien hat strukturelle Veränderungen der Nieren bei Patient*innen mit Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes untersucht. 

Die Forschenden analysierten Nierengewebe von insgesamt 99 Patient*innen, die entweder an Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und zusätzlich Typ-2-Diabetes litten oder keine der beiden 
Erkrankungen aufwiesen.

Das Nierengewebe war zwischen 2013 und 2018 im Rahmen von operativen Tumornephrektomien entnommen worden. Mithilfe bildgebender und computergestützter Verfahren wurden die Größe und 
Dichte der Podozyten sowie das Volumen der Nierenkörperchen (Glomeruli) in den Gewebeproben bestimmt.

Podozyten sind spezialisierte Zellen der Nierenkörperchen (Glomeruli), die eine entscheidende Rolle bei der Filterfunktion der Niere spielen. Ihre Größe  und Dichte sind wichtige Indikatoren für die Gesundheit des Nierengewebes.

Bei der Analyse kam Künstliche Intelligenz in Form einer Deep-Learning-basierten Bildauswertung zum Einsatz. Mithilfe eines speziell trainierten Algorithmus wurden digitale Gewebeschnitte automatisch ausgewertet, um die Struktur von Podozyten und Glomeruli präzise zu erfassen.

Ergebnisse: Filterfunktion der Niere beeinträchtigt

  • Bei Patient*innen mit Bluthochdruck zeigten die Gewebeproben eine reduzierte Dichte an Podozytenund vergrößerte Zellkerne im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen, berichtet Erstautor Christoph Paschen. 
  • Diese Veränderungen traten unabhängig von der zusätzlichen Diagnose eines Typ-2-Diabetes auf und deuten auf eine beeinträchtigte Nierenfunktion hin.
  • Die Studienautor*innen sehen darin einen Hinweis darauf, dass Bluthochdruck bereits in einem frühen Stadium und vor dem Auftreten klinischer Symptome strukturelle Schäden in der Niere verursachen kann.

„Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung könnten dazu beitragen, das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verlangsamen und langfristige Schäden zu verhindern“, so die Studienleiter Rainer Oberbauer 
und Heinz Regele.

Hintergrund: Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes

Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes gehören zu den häufigsten Ursachen für chronische Nierenerkrankungen. Während die Auswirkungen von Diabetes auf die Nierenfunktion bereits gut erforscht sind, war bislang unklar, inwieweit Bluthochdruck auch ohne zusätzlichen Diabetes direkte strukturelle Veränderungen verursacht.

Die aktuelle Studie liefert neue Erkenntnisse, die für die Früherkennung und Therapieplanung von Bedeutung sein könnten.

Quelle: Medizinische Universität Wien