Post-COVIDBlutreinigung gegen schwere Post-COVID-Fatigue?

Die Studie EXTINCT Post COVID untersucht, ob die sog. Immunadsorption wirksam und sicher bei Post-COVID ist. Dafür werden noch Teilnehmer*innen gesucht.

Coronavirus auf blauem und rotem Hintergrund
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In einer Studie wird untersucht, ob die Entfernung von Autoantikörpern aus dem Blut die Fatigue-Symptomatik bei Post-COVID verbessern kann.

Etwa jede*r Zehnte leidet länger an den Folgen einer Corona-Infektion: anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung, Herzprobleme, Konzentrationsschwäche und Luftnot. In Deutschland betrifft das nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) etwa zwei Millionen Menschen. Dauern die Beschwerden länger als zwölf Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion an und können andere Ursachen ausgeschlossen werden, spricht man vom Post-COVID-Syndrom.

Vor allem die schwere Erschöpfung, das chronische Fatigue-Syndrom (CFS), stellt für die Patient*innen und das Gesundheitssystem eine große Herausforderung dar. Die Ursache ist noch nicht eindeutig geklärt. „Es gibt aber Hinweise darauf, dass eine fehlregulierte Immunantwort an der Entstehung beteiligt sein könnte“, sagt die Nephrologin Dr. Vega Gödecke von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Symptombesserung durch Blutwäsche?

Eine Therapiemöglichkeit ist, die Antikörper durch sog. Immunadsorption aus dem Blut zu entfernen. In Einzelfällen wurde über eine Verbesserung der Fatigue-Symptomatik nach der Blutwäsche berichtet. Ein wissenschaftlicher Nachweis fehlt jedoch bislang.

Die MHH-Klinik will das jetzt nachholen. In Kooperation mit weiteren internen Fachabteilungen und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover untersucht sie die therapeutische Wirksamkeit einer Immunadsorption bei Post-COVID-Betroffenen. Die Studie „EXTINCT post COVID“ wird vom Land Niedersachsen im Rahmen des COVID-19-Forschungsnetzwerks Niedersachsen (COFONI) für zwei Jahre mit rund 800.000 Euro gefördert.

Studienteilnehmer*innen gesucht

Die Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen bietet noch Plätze zur Teilnahme an der Studie EXTINCT Post COVID an.

Gesucht werden Patient*innen mit Post-COVID-Syndrom, die unter dem chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) leiden.

Weitere Informationen zu Studie und Teilnahmebedingungen

E-Mail: zse-kontaktformular@mh-hannover.de

Über den aktuellen Wissensstand zu Long-/Post-COVID klärt auch das MHH-Infoportal auf.

Studie: EXTINCT Post COVID

Die DGfN fordert seit geraumer Zeit kontrollierte Studien über den Nutzen der Immunadsorptions-Therapie. Bislang liegen lediglich unkontrollierte Fallstudien vor. Die MHH-Wissenschaftler*innen haben deshalb eine interventionelle placebokontrollierte Studie initiiert: In der EXTINCT Post COVID-Studie soll die therapeutische Wirksamkeit eines extrakorporalen Aphereseverfahrens (Immunadsorption) bei der Behandlung des Post-COVID-Syndroms untersucht werden. Ziel sei, belastbare Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie zu erhalten.

  • In die Studie eingeschlossen werden nur Menschen mit mittelschwerer bis schwerer CFS.
  • Im zweiten Schritt erhalten alle Proband*innen stationär eine Apherese unter Beteiligung des Akutdialyse-Teams. Dabei werden aus dem Blutplasma gezielt Antikörper entfernt. Das Blutreinigungsverfahren erfolgt extrakorporal. Das gereinigte Blut wird im Anschluss wieder in den Körper zurückgegeben.

Die Studie soll den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, ob die Immunadsorption die Fatigue-Symptomatik verbessern kann. Zudem wollen die Wissenschaftler*innen grundlegende Einblicke in die genauen Krankheitsabläufe des Post-COVID-Syndroms gewinnen. Sie suchen nach Biomarkern und wollen herausfinden, welche Antikörper mit den Symptomen bei CFS nach COVID in Verbindung stehen.

Sollte die Studie beweisen, dass eine Immunadsorption die Fatigue-Symptomatik verbessert, könnte die Behandlung in Zukunft auch in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden.

Quelle: Kirsten Pötzke/Medizinische Hochschule Hannover