StatineCholesterinsenker wirken nicht antidepressiv

Kleine Studien hatten auf eine mögliche antidepressive Wirkung von Statinen hingewiesen. Eine neue großangelegte Studie widerlegt diese Hinweise.

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Statine senken das Cholesterin. Antidepressive Effekte konnten in einer neuen Studie nicht nachgewiesen werden.

Ergebnisse aus kleineren Studien hatten darauf hingewiesen, dass Statine antidepressiv wirken könnten. Forschende der Charité sind dem nun in einer großangelegten Studie nachgegangen. Sie kommen zu folgendem Schluss:

  • Es konnten keine antidepressiven Zusatzeffekte durch Statine nachgewiesen werden.
  • Die Forschenden empfehlen die Verordnung von Statinen als Cholesterinsenker gemäß den allgemeinen Leitlinien, nicht aber zur Behandlung von Depressionen.

Hochqualitative, kontrollierte Studie

In einer randomisierten, doppelblinden Studie ging das Forschungsteam den Hinweisen auf eine mögliche antidepressive Wirkung von Statinen nach.

  • An der Studie nahmen 161 Patient*innen teil, die an Depression und gleichzeitig an Adipositas erkrankt waren.
  • Alle Teilnehmenden wurden während der 12-wöchigen Studie mit einem Standard-Antidepressivum (Escitalopram) behandelt.
  • Der einen Hälfte der Teilnehmenden wurde zusätzlich ein Cholesterinsenker (Simvastatin) verabreicht. Die andere Hälfte erhielt ein Placebo.

"Das Vorgehen sollte uns zeigen, ob wir bei Teilnehmenden, die das Statin erhielten, einen stärkeren antidepressiven Effekt ausmachen können als in der Placebo-Gruppe", erklärt Co-Erstautorin PD Dr. Woo Ri Chae.

Die Schwere der Depression der Patient*innen erfassten die Forschenden zu Beginn und zum Ende des Studienzeitraums mithilfe etablierter klinischer Interviews sowie anhand von Selbstauskunft-Fragebögen. Aus Blutproben der Teilnehmenden wurden zudem Blutfettwerte und der Wert für das C-reaktive Protein (CRP) bestimmt, ein bekannter Anzeiger für Entzündungsprozesse im Körper.

"Menschen mit Adipositas und/oder Depression weisen im Blut häufig leicht erhöhte Entzündungswerte auf. Diese können bei einem Teil der Betroffenen sogar für die Depression verantwortlich sein", erklärt Christian Otte. Die Hypothese war: "Wenn sich durch die Statin-Gabe die Entzündungswerte bessern, könnte dies bei manchen Studienteilnehmenden womöglich mit einem antidepressiven Effekt einhergehen."

Statine ersetzen kein Antidepressivum

Zu Beginn der Studie waren die Teilnehmenden moderat bis schwer depressiv. Über die 12-wöchige Studienphase besserte sich die Depressionssymptomatik bei allen Patient*innen deutlich – jedoch ohne Unterschied zwischen der Statin- und der Placebo-Gruppe:

  • "Durch die Gabe des Cholesterinsenkers besserten sich wie erwartet die Blutfettwerte, und auch der Entzündungsmarker CRP nahm deutlich ab" sagt Woo Ri Chae. Das sei jedoch nicht mit einer zusätzlichen antidepressiven Wirkung einhergegangen.
  • Statine haben demnach keinen zusätzlichen Nutzen in der Behandlung von Depressionen, ergänzt Prof. Christian Otte. Und: "Klassische Antidepressiva bleiben nach jetzigem Kenntnisstand der Goldstandard."

Statine sollten gemäß der geltenden Leitlinien zum Schutz vor Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verordnet werden – und das selbstverständlich auch bei Patient*innen, die zusätzlich unter Depressionen leiden, empfehlen die Forschenden.

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin