NephrologieErnährung als Therapie? Ketogene Diät bei Zystennieren

Eine Kölner Ernährungsstudie zeigt, dass ketogene Ernährung positive Auswirkungen auf Zystennieren haben kann. Viel Fett und wenig Kohlenhydrate sind dabei die Devisen.

ketogene Ernährung: Hühnerfleisch, Fisch, Eier, Olivenwenig
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Die ketogene Ernährung beinhaltet wenig Kohlehydrate und mehr Fette und Eiweiße.

Die vererbbare polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) (Zystennieren) betrifft rund zehn Prozent aller Fälle von Nierenversagen und ist die häufigste genetische Nierenerkrankung weltweit. Eine randomisierte kontrollierte Ernährungsstudie der Uni Köln zeigt, dass eine ketogene Ernährung positive Auswirkungen auf Zystennieren haben kann. 

In der Keto-ADPK-Studie untersuchten die Forscher*innen die ketogene Diät als Therapie für die polyzystische Nierenerkrankung. 

Die Keto-ADPKD Studie

Bereits 2022 hatte Prof. Roman-Ulrich Müller die Keto-ADPKD-Studie auf der „Kidney Week“ der American Society of Nephrology vorgestellt. Die nun vorliegenden Endergebnisse der Phase-II-like-Studie zeigten erneut positive Auswirkungen einer ketogenen Ernährungsumstellung auf die Nierenfunktion von ADPKD-Patient*innen.

Für die Studie wurden 66 Betroffene Patient*innen untersucht. Sie wurden in drei Gruppen unterteilt:

  • Gruppe eins ernährte sich drei Monate lang ketogen.
  • Gruppe zwei praktizierte monatlich dreitägiges Wasserfasten, bei dem ausschließlich Wasser getrunken wurde. Dieses hat einen ähnlichen Effekt auf den Stoffwechsel wie eine ketogene Diät. 
  • Gruppe drei befolgte die gängigen Ernährungsempfehlungen.

95 Prozent der Patient*innen in der ketogenen Gruppe und 85 Prozent in der Wasserfasten-Gruppe bewerteten die Ernährung als machbar. Genau das hatten viele Kritiker*innen vorab in Abrede gestellt: Es sei gar nicht möglich im Alltag die Ernährung entsprechend umzustellen. Das sahen die Teilnehmenden nun anders. Zusätzlich konnten die Forschenden mithilfe von Biomarkern die Ketonkörper im Blut der Proband*innen nachweisen. Diese Biomarker bekräftigten, dass sie tatsächlich so gegessen hatten, wie von den Forschenden vorgeschlagen.

Studienergebnisse

Bereits nach nur drei Monaten zeigten sich positive Veränderungen in wichtigen Parametern wie der Nierenfunktion. Unerwartete Nebenwirkungen traten nicht auf. Die positiven Veränderungen der Nierenfunktion waren dabei statistisch signifikant und übertrafen die Erwartungen der Forscher*innen.
Prof. Dr. Roman-Ulrich Müller ist überzeugt, dass die Ergebnisse der Studie ein wichtiger Schritt in Richtung einer möglichen neuen Therapie für die Zystennierenkrankheit sind. Er betont jedoch auch, dass diese Daten aus einer Studie mit Phase-II-like Design noch nicht ausreichten, um eine allgemeine Empfehlung für die ketogene Ernährung bei ADPKD auszusprechen. Weitere größere multizentrische Studien seien erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen und um zu klären, ob sich auch auf längere Sicht nachhaltige Verbesserungen der Nierenfunktion erzielen lassen und Nebenwirkungen ausbleiben.

Generell sei die vorliegende Studie allerdings bereits unter anderem deswegen so wichtig, da sie dank des Designs wie bei einer Arzneimittel-Studie belege, dass Nahrung so wirksam wie ein Medikament sein kann. Müller ist überzeugt: „Das könnte der Auftakt für viele ähnliche Ernährungstherapien sein.“

Hintergrund: Die ketogene Diät

Die ketogene Diät enthält wenig Kohlenhydrate wie Zucker oder Mehl, dafür vermehrt Fette. Diese Ernährungsform wird seit langem auch in Hinblick auf ihre lebensverlängernde Wirkung untersucht. Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie ist, dass sie von den Patient*innen alltäglich umsetzbar erscheint. 

Müller schildert es ganz plastisch: „Die Brötchen müssen Sie weglassen und auch die süßen Teilchen; dafür sollten Sie zum Beispiel mehr Olivenöl zu sich nehmen – auch fettreiche Fische wie Lachs sind ein tolles Nahrungsmittel.“

Quelle: Universität zu Köln