Etwa 10 Prozent der Deutschen leiden an einer chronischen Nierenerkrankung (CKD). Diese verlaufen meist schleichend: Die Nierenfunktion nimmt in der Regel langsam, aber stetig ab, wenn nicht gegengesteuert wird. Besonderes Potenzial bildet die Ernährung. Bereits kleinere Modifikationen können den Erhalt der Nierenfunktion unterstützen. Worauf es ankommt, erläutern Prof. Julia Weinmann-Menke und Dr. Susanne Fleig von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.
Salz und Phosphat reduzieren
Salz erhöht den Blutdruck und Bluthochdruck schädigt die Nieren:
Die Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 6 Gramm Salz (ca. 1 Teelöffel) täglich. Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei Männern in Deutschland mit 10 Gramm und bei Frauen mit 8,4 Gramm weit darüber [1].
Vorsicht gilt vor allem bei „verstecktem Salz“. Es ist mittlerweile auch in Nahrungsmitteln enthalten, in denen man es nicht sofort vermutet: z.B. in Brot, Käse, Wurst, Fertiggerichten, Konserven oder Cornflakes, Säften und Süßigkeiten.
Ein weiteres Nierengift sind Phosphate – in hoher Konzentration sind sie in hochprozessierten Lebensmitteln enthalten, also in Fertiggerichten, Konserven, Wurst- und Käsewaren. „Wer eine beginnende Nierenkrankheit hat, beschleunigt durch eine phosphatreiche Kost ihr Fortschreiten“, erklärt Prof. Julia Weinmann-Menke.
Ballaststoffreich, frisch, wenig verarbeitet
Die Ernährungsempfehlungen zum Nierenschutz lassen sich auf eine einfache Faustformel runterbrechen: „Gesunde ballaststoffreiche Mischkost, frisch zubereitet, und zwar aus Zutaten, die nicht industriell verarbeitet wurden.“ Damit ließe sich ein Großteil an Phosphat und Salz einsparen, ohne wirklich Verzicht üben zu müssen.
Aus medizinischer Sicht ist eine rein pflanzliche Ernährung nicht erforderlich. „Man kann sich auch vegetarisch sehr ungesund ernähren, nämlich, wenn man zu wenig frische unverarbeitete Nahrungsmittel zu sich nimmt […]. Die Zusammensetzung dessen, was man isst, ist entscheidend“, sagt die Nephrologin Dr. Susanne Fleig.
Ein hoher Anteil der Ernährung sollte (frisch und) pflanzlich sein. Pflanzenbasiert bedeutet jedoch nicht automatisch, auf tierische Lebensmittel komplett zu verzichten.
Vielfalt ist entscheidend
Frühere Ernährungsdogmen bei Nierenkrankheit haben heute an Empfehlungsstärke verloren. Die Vielfalt ist entscheidend – das gilt auch für Menschen mit weit fortgeschrittenen Nierenerkrankungen. Früher lautete die Empfehlung, in dieser Situation am besten gar kein Eiweiß zu essen, um die kranken Nieren „zu entlasten“. Heute weiß man, dass das zu einer gefährlichen Mangelernährung führen kann.
Auch der Rat, über die Nahrung möglichst wenig Kalium zuzuführen, wird heute nicht mehr so rigoros erteilt. Kalium ist in Obst und Gemüse enthalten, darauf zu verzichten, bedeutet auch, auf wichtige Ballaststoffe zu verzichten. Ballaststoffgebunden wie in Obst und Gemüse wird auch viel weniger Kalium aufgenommen als z.B. aus verarbeiteten Lebensmitteln ohne Ballaststoffe. Betroffenen wird daher ein bewusster, maßvoller Umgang mit Kalium und Eiweiß empfohlen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)
Literatur
[1] Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland. (2023, 1. Februar)."Verbraucherzentrale Fragen und Antworten zu Salz: Das sollten Sie wissen" Im Internet: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/fragen-und-antworten-zu-salz-das-sollten-sie-wissen-11384 (09.08.2023)
[2] Deutsche Gesellschaft für Nephrologie. (2023, 4. August). "Experteninterview Ernährung und CKD". Im Internet: https://www.dgfn.eu/files/content/downloads/patinfo/2023/08/20230804_PM_Experteninterview%20Ern%C3%A4hrung%20und%20CKD.pdf (09.08.2023)