OnkologieHerz- und Hörprobleme nach Krebs im Kindesalter

Über 80 % der krebskranken Kinder können heute geheilt werden. Aber: Etwa zwei Drittel leiden im Laufe ihres Lebens an krankheits- oder therapiebedingten Spätfolgen.

Ein Tablet mit dem Text "Onkologie" auf dem ein Stethoskop liegt
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Mit einer Überlebensrate von über 80 Prozent haben krebskranke Kinder und Jugendliche heute gute Heilungschancen. Aber: Etwa zwei Drittel der Überlebenden leiden im späteren Leben an mindestens einer Spätfolge, die durch die Krankheit oder die Therapie bedingt ist. Eine deutschlandweit Studie unter der Leitung der Universitätsmedizin Magdeburg hat die Nachsorge von Kindern und Jugendlichen nach einer Krebserkrankung untersucht, um die Lebensqualität der Betroffenen weiter zu verbessern.

Erhöhtes Risiko für Herz- und Hörprobleme

Erste Analysen der Studie zeigen, dass Überlebende von Krebs im Kindes- und Jugendalter ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz- und Hörprobleme haben. Bereits in jungen Jahren treten häufig Herzklappenveränderungen, Kardiomyopathien sowie Hörminderungen bis hin zu Hörverlusten auf. Diese gesundheitlichen Probleme können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Weitere Analysen der Studie werden sich mit psychiatrischen und Stoffwechselerkrankungen befassen.

Übergang zur Erwachsenenmedizin als kritischer Punkt

Die Studie unterstreicht die besondere Bedeutung des Übergangs von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin. In Interviews mit Betroffenen und ihren Angehörigen wurde deutlich, dass dieser Übergang eine herausfordernde Lebensphase darstellt. „Die Ergebnisse dieser Gespräche können dazu beitragen, Empfehlungen für eine bessere Unterstützung in dieser Phase abzuleiten, die in die Weiterentwicklung der Nachsorgeleitlinien einfließen können“, erklärt Prof. Dr. Dr. Christian Apfelbacher, Direktor des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Gezielte Nachsorge ist entscheidend

Jährlich erkranken etwa 1.800 Kinder und Jugendliche an Krebs, und die 5-Jahres-Überlebensrate liegt derzeit bei etwa 85 Prozent. Angesichts dieser hohen Überlebensrate ist es entscheidend, die gesundheitlichen Risiken und Belastungen dieser Überlebenden frühzeitig zu erkennen und zu minimieren. Prof. Dr. Enno Swart, Leiter des Forschungskonsortiums, betont die Bedeutung einer gezielten Nachsorge.

Umfangreiche Datenbasis für umfassende Analysen

Die Studie basiert auf einer umfangreichen Datenbasis von rund 27.000 Überlebenden, die im bundesweiten Kinderkrebsregister der Universität Mainz erfasst sind. Zusätzlich wurden Daten von 13 kooperierenden Krankenkassen einbezogen, die etwa 60 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland repräsentieren. Insgesamt konnten über 100.000 anonymisierte Studienteilnehmende durch die Kombination von Informationen aus dem Krebsregister, den Abrechnungsdaten der Krankenkassen und einer Therapiedatenbank analysiert werden.
„Durch diesen innovativen methodischen Zugang gelingt es uns, langfristige gesundheitliche Belastungen durch die Krebserkrankung und deren Therapie zu erkennen“, erklärt Professor Swart.

Ziel: Verbesserung der Versorgungspraxis

Die Ergebnisse der VersKiK-Studie werden nun in enger Zusammenarbeit mit Expert*innen aus Nachsorgezentren, medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften und gesetzlichen Krankenkassen diskutiert. Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse schnellstmöglich in die Versorgungspraxis zu überführen und die bestehenden Leitlinien zu verbessern.

Quelle: Otto von Guericke Universität Magdeburg