
Alkohol kann möglicherweise in die regulatorischen Prozesse des Herzens eingreifen.
Alkohol ist eines der stärksten Zellgifte überhaupt. Mediziner des LMU-Klinikums haben nun in der MunichBREW II-Studie herausgefunden:
- Binge Drinking („Komasaufen“) kann selbst bei jungen gesunden Menschen eine bedenkliche Wirkung auf das Herz haben.
- Es zeigten sich klinisch relevante Herzrhythmusshythmusstörungen in erstaunlich vielen Fällen.
Schon 2015 hatte das Team des LMU Klinikums beim Münchener Oktoberfest die MunichBREW I-Studie gestartet. Damals haben die Ärzte exzessiven Alkoholgenuss in Verbindung mit Herzrhythmusstörungen gebracht. Allerdings untersuchten sie dies nur in einer Momentaufnahme im EKG.
Alkoholkonsum zeigt sich im EKG
In der MunichBREW II-Studie standen nun der akute Alkoholkonsum und EKG-Veränderungen im Langzeit-EKG über mehrere Tage im Fokus.
Die Forschenden werteten die Daten von über 200 Partygängern aus, die mit Spitzenblutalkoholwerten bis 2,5 Promille klar über den Durst tranken. Im EKG wurde 48 Stunden lang deren Herzrhythmus überwacht. Die Forschenden unterschieden zwischen dem Ausgangswert (Stunde 0), der Trinkphase (Stunden 1-5), der Erholungsphase (Stunden 6-19) und 2 Kontrollphasen jeweils 24 Stunden nach der Trinkphase bzw. der Erholungsphase.
Die akuten Alkoholwerte während der Trinkperiode wurden mehrfach ermittelt. Die EKGs wurden auf Herzfrequenz, Variabilität der Herzfrequenz, Vorhofflimmern und weitere Arten von Herzrhythmusstörungen untersucht. Die EKGs hatten dabei trotz der ausgelassenen Stimmung der Studienteilnehmenden, fast durchweg eine hohe Qualität.
Herzrhythmusstörungen bei 5 % der Teilnehmenden
„Klinisch relevante Arrhythmien traten bei über 5 % der ansonsten gesunden Teilnehmer auf“, erklärt Dr. Moritz Sinner, „und zwar überwiegend in der Erholungsphase.“
Die Alkoholzufuhr in der Trinkphase führte zu einem immer schneller werdenden Puls mit über 100 Schlägen pro Minute. Alkohol, so scheint es, kann profund in die autonomen regulatorischen Prozesse des Herzens einzugreifen.
„Unsere Studie liefert aus kardiologischer Sicht einen weiteren negativen Effekt von akutem exzessivem Alkoholkonsum auf die Gesundheit“, betont Brunner. Welche langfristen schädlichen Effekte die alkoholbedingten Rhythmusstörungen auf die Herzgesundheit haben, bleibt Gegenstand weiterer Forschung.
Quelle: Klinikum der Universität München