Laut einer aktuellen Studie des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) und der Süddänischen Universität in Odense werden in Deutschland etwa 40 Prozent der Kleinkinder mit Breitbandantibiotika behandelt, wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben ambulante Antibiotika erhalten. Im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil in Dänemark lediglich 6 Prozent. Die Unterschiede könnten schwerwiegende Folgen haben, wie die Forschung zeigt.
Vergleich Dänemark und Deutschland
Die Studie analysierte Daten aus dänischen Gesundheitsregistern und deutschen Krankenkassendaten für Kinder, die zwischen 2004 und 2016 geboren wurden. Die Ergebnisse zeigten deutliche Unterschiede zwischen beiden Ländern.
Studien-Erstautor Dr. Oliver Scholle, Erstautor der Studie, berichtet: „Im Geburtsjahrgang 2016 betrug die Zeit bis zur ersten Antibiotikaverschreibung in Dänemark etwa 21 Monate, während sie in Deutschland bei etwa 28 Monaten lag. Die Rate der Antibiotikabehandlungen pro 1.000 Personenjahre betrug 537 in Dänemark und 433 in Deutschland. Dies weist zunächst auf ein zurückhaltenderes Verschreibungsverhalten in Deutschland hin.“
Dennoch sei es besorgniserregend, dass in Deutschland etwa 40 Prozent der Kleinkinder Breitbandantibiotika als erstes Antibiotikum erhielten. In Dänemark seien es nur 6 Prozent.
Rückgang der Verschreibungshäufigkeit von Antibiotika
Die Studie zeigt jedoch auch positive Veränderungen bei Antibiotikaverschreibungen im Zeitverlauf: Demnach war das , darunter einen Anstieg des Alters bei Erstverschreibung und einen Rückgang der Verschreibungshäufigkeit. Dennoch besteht deutlicher Verbesserungsbedarf, insbesondere hinsichtlich der Art der verordneten Antibiotika in Deutschland.
„Der Ländervergleich bietet wertvolle Ansatzpunkte zur Verbesserung des Verschreibungsverhaltens. Es gilt, den verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika insgesamt und von Breitbandantibiotika im Besonderen sicherzustellen, um Nebenwirkungen und die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu minimieren“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS und Letztautorin der Studie.
Die Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit einer Überprüfung und Anpassung der Antibiotikaverschreibungspraktiken, um die Gesundheit von Kleinkindern zu schützen und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zu minimieren
Quelle: Leibnizinstitut für Präventionsforschung und Epidemiologie Bremen