Long-COVIDME/CFS bei Long-COVID: Häufig lang anhaltende Symptome

Die Datenanalyse aus einer Long-COVID-Ambulanz zeigt: Etwa 30 % der Patient*innen leiden unter ME/CFS, nach über einem Jahr waren es noch knapp 20 %.

Frau liegt erschöpft mit dem Kopf auf dem Tisch
Tiko/stock.adobe.com; Stockphoto - Posed by a Model.

Fatigue, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen sind häufig berichtete Symptome bei Long-COVID.

  • In einer Langzeitauswertung des Post-COVID-Zentrums am Uniklinikum Jena zeigten über 90% der mehr als 1000 betrachteten Patient*innen vielfache Langzeitsymptome nach einer COVID-19-Erkrankung.
  • Weit über die Hälfte berichtete von Erschöpfung und Konzentrationsschwäche, die über die Zeit leicht abnahmen.
  • Auch nach über einem Jahr leidet etwa ein Fünftel der Betroffenen an ME/CFS.
  • Das Autorenteam betont, dass spezifische interdisziplinäre Therapiekonzepte und deren Evaluierung dringend notwendig sind.  

Häufigste berichtete Langzeitsymptome

Das Jenaer Post-COVID-Zentrum hat eine Langzeitauswertung vorgestellt, in die Daten von 1022 Patient*innen aufgenommen werden konnten. Bei knapp der Hälfte davon wurde auch die Entwicklung bis zum Folgetermin betrachtet. Fast alle Betroffenen in der Studie beklagten mehrere Langzeitsymptome als Folge der Sars-CoV-2-Infektion.

Am häufigsten gaben die Betroffenen neuropsychologische Symptome an:

  • 80 Prozent litten an Fatigue,
  • zwei Drittel berichteten von Konzentrationsschwäche,
  • über die Hälfte von Gedächtnisstörungen.

Bei den körperlichen Symptomen überwogen

  • Kopf- und Muskelschmerzen,
  • Schlafstörungen,
  • Kurzatmigkeit,
  • Riech- und Schmeckstörungen. 

Ein Fünftel der Long-COVID-Betroffenen leidet auch nach über einem Jahr an ME/CFS.

Beim Folgetermin berichteten viele Patient*innen eine leichte Verbesserung, die bei Fatigue und der Konzentrationsfähigkeit am deutlichsten war. Die objektiven Screeningergebnisse für Fatigue, Depressionsanzeichen und Gedächtnisvermögen ergaben bei der zweiten Visite jedoch kaum Verbesserungen im Vergleich zum ersten Besuch.

30 Prozent der Betroffenen litten an ME/CFS

Über 30 Prozent der Betroffenen erfüllten die vollständigen Kriterien für ME/CFS. Diese schwere neuroimmunologische Erschöpfungserkrankung kann durch Virusinfektionen ausgelöst werden. Die Krankheitsmechanismen sind bislang kaum verstanden. Bei der zweiten Visite litten immer noch knapp 20 Prozent unter ME/CFS. Die Infektion lag zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich über ein Jahr zurück.

Typisch für ME/CFS ist, dass sich der Zustand der Betroffenen nach Anstrengung deutlich verschlechtert. „Deshalb ist es für diese Patienten besonders wichtig, ihre physischen und mentalen Kräfte konsequent einzuteilen. Das als Pacing bezeichnete Konzept spielt eine zentrale Rolle bei der Therapie“, betont Philipp Reuken. „Long-COVID ist eine langwierige Erkrankung, eine Verbesserung ist erreichbar, aber nur langsam.“

Ein großes Problem ist, dass ein relevanter Anteil der Patient*innen nicht mehr arbeiten gehen kann bzw. in der Versorgungsarbeit in der Familie deutlich eingeschränkt ist. Das macht die soziale Dimension der Erkrankung deutlich. „Wir benötigen spezifische interdisziplinäre Therapiekonzepte und müssen diese in Studien evaluieren, um den Patient*innen eine zielgerichtete, aber eben auch wirksame Behandlung anbieten zu können“, sagt Prof. Dr. Andreas Stallmach, Leiter des Post-COVID-Zentrums am UKJ.

2. Long-COVID-Kongress in Jena

Auf dem 2. Long-COVID-Kongress stehen neue Forschungsergebnisse auf dem Programm, aber auch das Thema Teilhabe mit Long-COVID.

Termin: 24.-25.11.2023

Ort: Jena

Weitere Informationen: long-covid-kongress.de

Quelle: Universitätsklinikum Jena

Literatur

Reuken PA, Besteher B, Finke K et al. Longterm course of neuropsychological symptoms and ME/CFS after SARS-CoV-2-infection: a prospective registry study. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 2023;  https://doi.org/10.1007/s00406-023-01661-3