RückenschmerzenMuskelzusammensetzung Biomarker für Rückenschmerzen?

Ein höherer Fettanteil der Muskelmasse könnte mitverantwortlich für chronische Rückenschmerzen sein. Bewegung kann helfen, aber mit Maß.

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Rückenschmerzen betreffen über 80 Millionen Menschen in Europa und sind die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit.

Ein höherer Fettanteil der Rückenmuskulatur sowie geringere Muskelmasse könnten mit chronischen Rückenschmerzen zusammenhängen. Das zeigt eine neue Analyse der NAKO Gesundheitsstudie.

Muskelzusammensetzung bei chronischen Rückenschmerzen

Ausgewertet wurden die Ganzkörper-MRT-Daten von 27.518 NAKO-Teilnehmenden im Alter von 19 bis 74 Jahren. 21,8 Prozent berichteten von chronischen Rückenschmerzen. Mittels MRT-basierter und KI-gestützter Muskelsegmentierungen wurde die Rückenmuskulatur markiert und zwischen verfetteter und nicht verfetteter Muskulatur unterschieden.

In der statistischen Auswertung berücksichtigten die Wissenschaftler*innen weitere Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, körperliche Aktivität und Erkrankungen wie Diabetes, Dyslipidämie, Osteoporose oder Osteoarthritis. Alle diese Faktoren können sich nachweislich auf die Zusammensetzung der Muskulatur auswirken.

Häufiger Rückenschmerzen bei mehr muskulärem Fettgewebe 

Die Analysen der Forschenden ergaben:

  • Ein höherer Wert an muskulärem Fettgewebe war mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für chronische Rückenschmerzen verbunden.
  • Eine höhere Muskelmasse war hingegen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit assoziiert.

Die Studie liefert zudem Belege, dass körperliche Aktivität mit Maß mit der niedrigsten Häufigkeit von Rückenschmerzen korrelierte. Demgegenüber erhöhte sowohl zu wenig als auch zu viel Bewegung das Risiko für Rückenschmerzen. Die Welt Gesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 150 Minuten moderater bis anstrengender Bewegung pro Woche.

Die Studie verdeutlicht, dass die Erfassung der Muskelzusammensetzung zur Risikoeinschätzung chronischer Rückenschmerzen hilfreich sein könnte.

Einschränkend erklären die Forschenden, dass das Studiendesign lediglich Aussagen über Assoziationen ermögliche. Gerade Rückenschmerzen werden von vielen Faktoren beeinflusst. Weitere Studien seien erforderlich, um kausale Zusammenhänge herauszufinden.

"Die Zusammensetzung der Muskulatur wird in der Routinediagnostik oft vernachlässigt, scheint jedoch – insbesondere in Kombination mit weiteren Faktoren wie Lebensstil, psychologischen und biomechanischen Aspekten – ein mögliches Puzzleteil für chronische Rückenschmerzen zu sein", so Dr. Sebastian Ziegelmayer vom TUM München. 

Quelle: NAKO Gesundheitsstudie