
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen konstruktiv umzugehen.
Eine aktuelle Auswertung der Gutenberg-Gesundheitsstudie mit über 12.000 Teilnehmenden ergab:
"Wer psychisch resilient ist, schützt sein Herz. Diese Schutzwirkung ist ähnlich wie bei klassischeren Faktoren wie körperliche Aktivität oder gesunde Ernährung", so der Mainzer Stressforscher Dr. Omar Hahad.
Resilienz als Schutzfaktor
Im Fokus der aktuellen Auswertung stand die psychische Resilienz. Dieser bislang in der Herzmedizin kaum berücksichtigte Faktor bezeichnet die Fähigkeit, mit Stress, Krisen und Schicksalsschlägen konstruktiv umzugehen.
Die Forschenden nutzten für ihre Auswertung die international etablierte "Brief Resilient Coping Scale". Damit wird gemessen, wie gut Menschen mit schwierigen Situationen umgehen können.
Die Ergebnisse zeigen:
- Menschen mit niedriger Resilienz hatten ein um 38 % erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden - im Vergleich zu Menschen mit hoher Resilienz.
- Das Risiko innerhalb eines mittleren Beobachtungszeitraums von 4,5 Jahren zu versterben war um 36 % erhöht.
- Das erhöhte Risiko bestand auch dann, wenn andere Risikofaktoren wie Alter, Bluthochdruck oder Rauchen einbezogen wurden.
- Besonders deutlich war der Zusammenhang bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit mit 61% erhöhtem Risiko.
„Unsere Daten suggerieren: Wer psychisch resilient ist, schützt sein Herz. Diese Schutzwirkung ist ähnlich wie bei klassischeren Faktoren wie körperliche Aktivität oder gesunde Ernährung“, sagt Studienleiter Dr. Omar Hahad.
Die Ergebnisse könnten wichtige Implikationen für eine moderne Präventionsmedizin liefern, die Körper und Psyche gemeinsam in den Blick nimmt.
Nicht nur eine individuelle Fähigkeit
Auch aus gesellschaftlicher Perspektive ist das relevant. Resilienz ist nicht nur eine individuelle Fähigkeit. Sie wird auch von sozialen Faktoren wie Bildung, sozialer Unterstützung oder beruflicher Stabilität beeinflusst. Menschen in belastenden Lebenslagen sind daher gleich doppelt gesundheitlich gefährdet – psychisch und körperlich.
Neue Wege in der Prävention
Die Autor*innen der Studie plädieren dafür, psychische Schutzfaktoren künftig systematisch in der kardiologischen Versorgung und Vorsorge zu berücksichtigen. Etwa durch Resilienztrainings, psychologische Begleitung bei chronischer Erkrankung oder stärkere Berücksichtigung psychosozialer Belastungen in der Hausarztpraxis.
Solche Maßnahmen könnten insbesondere auch älteren Menschen, Alleinerziehenden oder chronisch Kranken zugutekommen. Diese Gruppen sind häufig in mehrfacher Hinsicht gesundheitlich benachteiligt. Programme wie Achtsamkeitstraining, kognitive Verhaltenstherapie oder soziale Gruppenangebote könnten helfen, die psychische Widerstandskraft zu stärken – und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.
Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung