Post-CovidStationäre Reha: Studie zu Post-Covid mit ermutigenden Ergebnissen

Eine stationäre Reha kann Post-Covid-Patient*innen mit mittelschwerem Post Covid helfen. Das zeigt die PoCoRe-Studie.

Illustration: 5 Glühbirnen, eine davon mit Licht an, Unterschrift: Post-Covid-Syndrom
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Starke Erschöpfung, Atembeschwerden, Schmerzen, kognitive Leistungseinschränkungen - die Liste möglicher Long-Covid-Symptome ließe sich beliebig fortsetzen.

Eine stationäre Rehabilitation kann Post-Covid-Betroffenen helfen, körperlich und seelisch wieder auf die Beine zu kommen. Das zeigt eine erste Auswertung der kürzlich abgeschlossenen PoCoRe-Studie.

Um den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern, sei jedoch bei vielen Betroffenen eine ambulante Nachsorge und Wiedereingliederung notwendig, so die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM).

Studie mit rund 1100 Post-Covid-Erkrankten

Starke Erschöpfung, Atembeschwerden, Schmerzen und kognitive Leistungseinschränkungen – diese Symptome machen Menschen mit Post-Covid-Syndrom das Leben schwer. Zum Teil sind die Beschwerden so ausgeprägt, dass sie einer Berufsausübung im Wege stehen oder die Teilhabe am sozialen Leben unmöglich machen.

In der PoCoRe-(Post-Covid-Rehabilitation-)Studie wurden in 6 stationären Einrichtungen insgesamt knapp 1100 Menschen mit Post-Covid-Syndrom behandelt. Die Betroffenen litten meist unter einer Kombination mehrerer Symptome: insbesondere unter ausgeprägter Fatigue, Atemproblemen und kognitiven Defiziten. „Sie entsprachen damit dem, was wir heute als mittelschweres Post-Covid-Syndrom bezeichnen würden“, sagt Studienleiter Prof. Thomas Loew vom Universitätsklinikum Regensburg.

Die Studienteilnehmenden waren im Durchschnitt 50 Jahre alt, der Frauenanteil lag bei 72 Prozent. Rund 60 Prozent waren zum Zeitpunkt der Aufnahme arbeitsunfähig – davon bestand bei 80 Prozent die Arbeitsunfähigkeit seit mehr als 6 Monaten.

Interdisziplinäre Therapiemodule

Während des meist 5-wöchigen Reha-Aufenthalts nahmen die Post-Covid-Patient*innen an interdisziplinären Therapiemodulen teil. Diese adressierten körperliche, psychische und kognitive Probleme. Flankiert wurde die Therapie von Informations- und Aufklärungsveranstaltungen. Zu den therapeutischen Modulen zählten:

  • kognitives Training,
  • Atemtherapie,
  • Achtsamkeitsübungen,
  • psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche,
  • Yoga oder Qi Gong sowie
  • ein individuell angepasstes Bewegungstraining.

„Besonders letzteres wurde im Vorfeld zuweilen kritisch gesehen“, sagt Prof. Volker Köllner vom Reha-Zentrum Seehof, einem der teilnehmenden Zentren. Die Befürchtung, ein Bewegungstraining würde die Betroffenen überfordern, die Fatigue verstärken und letztlich einen völligen Zusammenbruch herbeiführen, habe sich jedoch nicht bestätigt:

Objektive Parameter gebessert

  • Objektive Parameter wie die 6-Minuten-Gehstrecke haben sich im Reha-Verlauf signifikant verbessert, berichtet Köllner: von 493 auf 534 Meter. Vorraussetzung dafür sei allerdings, dass die Intensität des Trainings der individuellen Belastbarkeit angepasst wird.
  • „Am Ende lagen die Durchschnittswerte nahe an der normalen körperlichen Belastbarkeit“, so Loew.
  • Auch die Lungenfunktion und andere Messwerte wie Laktat, pCO2 und pO2 als Indikatoren für Kondition und Atmung verbesserten sich deutlich, ebenso wie psychische Symptome.
  • Die Effekte bei Fatigue und kognitiven Einschränkungen hingegen waren geringer.

Hohe Behandlungszufriedenheit

Aus Sicht der Studienautoren besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die subjektive Behandlungszufriedenheit sehr hoch war. „Rund 90 Prozent der Teilnehmer*innen bewerteten die Qualität der Behandlung als gut bis ausgezeichnet, würden selbst wiederkommen und die Reha auch weiterempfehlen“, bilanziert Loew. 

Von zentraler Bedeutung für die Betroffenen ist die Frage, wann sie wieder in ihren Beruf einsteigen können. „Wann wie viele der Teilnehmenden ihre Arbeit schlussendlich wieder voll oder teilweise aufnehmen können, wissen wir noch nicht, weil die Nachbeobachtungsphase noch läuft“, sagt Köllner. Doch bereits jetzt lassen sich aus den Daten Prädiktoren ableiten, die eine erste Einschätzung erlauben, wie sich die Arbeitsfähigkeit entwickelt.

So war die Chance, dass sich Patient*innen 6 Monate nach Ende der Reha selbst wieder als arbeitsfähig einstuften, um so größer, je höher zu Beginn der Maßnahme die Fähigkeit war, Aufmerksamkeit („Alertness“) zu aktivieren und je stärker sich dieses Vermögen während des Aufenthalts verbesserte. Keine Rolle spielten dagegen Alter und Geschlecht. 

„Das größte Problem für die sozialmedizinische Prognose sind die Fatigue und die kognitiven Einschränkungen, die trotz aller Verbesserungen noch bestehen“, resümiert DGPM-Experte Köllner. Sie müssten durch eine gezielte Reha-Nachsorge und eine langfristig angelegte Begleitung bei der beruflichen Wiedereingliederung adressiert werden. 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie