MRSAStudienstart zu Wirkstoff gegen Staphylococcus aureus

Der neue Wirkstoff HY-133 gegen den Krankenhauskeim Staphylococcus aureus wird nun in einer ersten klinischen Studie im Menschen geprüft.

gefärbte rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von senffarbenen kugelförmigen Staphylococcus aureus-Bakterien, umgeben von weißen Blutkörperchen
NIAID/Frank DeLeo

Digital gefärbte rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von senffarbenen kugelförmigen Staphylococcus aureus-Bakterien, umgeben von angreifenden weißen Blutkörperchen (hier: blaugefärbt).

Der neuartige Wirkstoff HY-133 hat im März 2024 die Genehmigung für die Prüfung der Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit in einer klinischen Phase-I-Studie erhalten.

HY-133 wirkt spezifisch gegen Staphylococcus aureus, ein Bakterium, das im nasalen Mikrobiom von etwa einem von drei Menschen vorkommt. Die Besiedlung ist im normalen Leben harmlos, kann aber bei Operationen und Krankenhausaufenthalten zum Problem werden.

Der Wirkstoff soll die Besiedlung der Nase mit S. aureus, einschließlich Methicillin-resistenter S. aureus (MRSA)-Stämme, und damit das Risiko seiner klinischen Verbreitung sowohl im Patienten als auch im Krankenhausumfeld bekämpfen.

Bakteriophagen gegen Bakterien

Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien gezielt abtöten können. Sie stellen eine potenziell wertvolle Ergänzung zur Antibiotikatherapie bei der gezielten Bekämpfung von Infektionskrankheiten dar.

Bei HY-133 handelt es sich um ein Phagenlysin – ein Protein aus einem Phagen, das hochspezifisch Staphylococcus-aureus-Bakterien einschließlich Methicillin-resistenter S. aureus (MRSA)-Stämme angreift und auflöst. Das lysierende Protein wurde künstlich hergestellt und als Designer-Protein unter dem Namen HY-133 optimiert.

Staphylococcus aureus

 "Etwa 30-40% der Menschen sind natürlicherweise in der Nasenhöhle mit einem Staphylococcus aureus-Stamm besiedelt“, erklärt Studienleiter Prof. Karsten Becker von der Uni Greifswald.

„Kommt es bei einem Krankenhausaufenthalt zu einer Infektion mit diesem Erreger – beispielsweise einer Sepsis oder Wundinfektion – ist zu einem sehr hohen Prozentsatz genau dieser Stamm aus der Nasenhöhle dafür verantwortlich. Handelt es sich um einen MRSA-Stamm, wird eine antibiotische Therapie durch dessen Multiresistenz zusätzlich erschwert. Hinzu kommt ein hoher krankenhaushygienischer Aufwand, um eine Ausbreitung eines MRSA-Stammes im Krankenhaus zu verhindern. Um diese Gefahren zu verringern, braucht es ein wirksames Mittel, um den Erreger aus der Nasenhöhle zu entfernen. Mit der bisher vorrangig eingesetzten Nasensalbe erreicht man eine Erregerbeseitigung jedoch erst nach mehrfacher Gabe über mehrere Tage und als antibiotikahaltiges Mittel unterliegt es auch selbst einer Resistenz­­entwicklung“, so der Mikrobiologe.

Studie untersucht Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit

In der randomisierten, doppelt verblindeten, placebokontrollierten Phase-I-Studie werden Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des rekombinanten chimären Bakteriophagen-Endolysins HY-133 untersucht. In einer erweiterten Phase werden die Auswirkungen auf das nasale Mikrobiom untersucht.

Aufgrund der erfolgreichen präklinischen Entwicklung des Wirkstoffs hat die Arzneimittelbehörde die erste klinische Studie im Menschen genehmigt. Die Forschenden konnten in vorklinischen Arbeiten belegen, dass HY-133 innerhalb weniger Minuten Staphylococcus-aureus-Zellen zerstören kann. Ein Vorteil des Phagenlysins sei, dass es die Mikrobiota in der Nasenhöhle nicht beeinträchtige, erläutert Prof. Andreas Peschel von der Uni Tübingen. Auch das solle in der klinischen Studie untermauert werden. 

Die Studie ist im Juli 2024 am Studienzentrum Immundermatologie am Universitätsklinikum Tübingen gestartet. Es werden nun Proband*innen rekrutiert – klinisch gesunde Freiwillige, die positiv auf eine Nasenbesiedlung mit S. aureus getestet wurden, aber keine Erkrankungssymptome aufweisen. 

Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

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