LärmVerkehrslärm: Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Expert*innen haben in einer Datenanalyse starke Hinweise gefunden, dass Transportlärm eng mit kardio- und zerebrovaskulären Erkrankungen zusammenhängt.

Holzmännchen hält sich die Ohren zu
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Eine internationale Lärm-Expert*innen-Gruppe hat aktuelle epidemiologische Daten analysiert: Sie fanden starke Hinweise darauf, dass Transportlärm eng mit kardio- und zerebrovaskulären Erkrankungen zusammenhängt.

Die Forscher*innen fordern, dass Verkehrslärm als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anerkannt wird.

Lärm erhöht das kardiovaskuäre Risiko

Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Verkehrslärm – etwa Straßen-, Schienen- oder Fluglärm – das Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität erhöht. Dafür liegen qualitativ hochwertige Hinweise für die Entwicklung von kardiometabolischen Erkrankungen wie ischämischen Herzerkrankungen, Herzschwäche, Schlaganfall und Diabetes vor.

Nach Angaben der WHO gehen in Westeuropa jährlich mehr als 1,6 Millionen gesunde Lebensjahre durch verkehrsbedingten Lärm verloren.

Besonders nächtlicher Verkehrslärm führt zu einer häufigen Unterbrechung und auch Verkürzung des Schlafs, zu einer Erhöhung des Stresshormonspiegels und einem erhöhten oxidativen Stress im Gefäßsystem und im Gehirn – und so zur vermehrten Bildung freier Radikale. Diese Faktoren können Gefäßstörungen, Entzündungen und Bluthochdruck fördern und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Transportlärm

In der aktuellen Übersichtsarbeit hat sich das internationale Autorenteam auf die indirekten, nicht-auditorischen, kardiovaskulären Gesundheitseffekte von Transportlärm konzentriert. Eine in den Übersichtsartikel integrierte aktuelle Analyse zum Thema Verkehrslärm und Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegt:

Pro 10 dBA steigt das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz um 3,2 % signifikant an.

Die Autoren schlagen neue Risikomarker vor, um lärminduzierte kardiovaskuläre Effekte in der Allgemeinbevölkerung anzugehen.

„Bei einem zunehmenden Anteil der Bevölkerung, der schädlichem Verkehrslärm ausgesetzt ist, sind Lärmschutzbemühungen und Gesetze zur Lärmreduzierung für die künftige öffentliche Gesundheit von großer Bedeutung“, resümiert der Hauptautor Prof. Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz. Verkehrslärm sollte aufgrund der starken Evidenz als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anerkannt werden.

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz