KnochengesundheitVitamin D: Substitution auch im Sommer notwendig?

Eine Studie aus der Unfallchirurgie der Uni Rostock legt nahe, dass die Vitamin-D-Werte für Norddeutschland auch in den Sommermonaten zu niedrig sind. 

Gelbe Pillen formen ein D; Symbolbild Vitamin D
natchas/stock.adobe.com

Vitamin D ist u.a. für gesunde Knochen enorm wichtig.

Eine aktuelle Studie der Universität Rostock legt nahe, dass die Vitamin-D-Spiegel möglicherweise auch in den Sommermonaten zu niedrig sind.

In die Studie wurden 613 Patient*innen eingeschlossen, die sich wegen Knochenbrüchen nach Stürzen einer stationären Behandlung in der Unfallchirurgie unterzogen. Das Alter der Studienteilnehmer*innen lag zwischen 45 und 97 Jahren.

Im Studienzeitraum von 12 Monaten wurde bei den Patient*innen im Rahmen des Studienlabors der Vitamin-D-Spiegel bestimmt. Das Studienlabor wurde in den ersten Tagen nach der Aufnahme abgenommen und umfasste alle Laborparameter entsprechend der aktuellen DVO-Leitlinie Osteoporose.

Bei der Aufnahme wurden die Patient*innen zur Vitamin-D-Zufuhr befragt und dementsprechend in die folgenden drei Gruppen eingeteilt:

  • Gruppe 1 nahm Vitamin D als Nahrungsergänzung im Rahmen der Selbstmedikation ein.
  • Gruppe 2 nahm kein Vitamin D ein.
  • Gruppe 3 substituierte Vitamin D auf Anraten ihres Arztes/ihrer Ärztin.

Erste Ergebnisse

Die Zwischenauswertung (mit 309 Patient*innen) für die Monate April bis September legt nahe, dass die Vitamin-D-Werte ohne Substitution auch in den Sommermonaten nicht ausreichend sind.

  • Die Patient*innen, die Vitamin D weder auf ärztliche Verordnung noch als Selbstmedikation einnahmen (Gruppe 2), hatten unzureichende Vitamin-D-Spiegel: im Schnitt 45 nmol/l. Das betraf alle Altersgruppen.
  • Gruppe 1 (Nahrungsergänzung als Selbstmedikation) wies mittlere Vitamin-D-Werte auf (im Mittel 108 nmol/l).
  • Gruppe 3 (Substitution nach ärztlicher Verordnung) zeigte Werte im unteren Normbereich (durchschnittlich 78 nmol/l).

Erstes Fazit

Die Forscher*innen ziehen (vorbehaltlich der Gesamtauswertung) ein erstes Fazit:

„Bei Patient*innen, die kein zusätzliches Vitamin-D-Präparat einnahmen, lag der Vitamin-D-Wert in einem unzureichenden Bereich“, sagt Studienleiterin und Osteoporoseexpertin Dr. Steffi Falk. „Da auch Patient*innen mit Vitamin-D-Zufuhr nur im unteren Zielbereich eines gesunden Serumspiegels lagen, schlussfolgern wir, dass besonders ältere Menschen in den Sommermonaten bei uns im Norden ihre Speicher nicht ausreichend auffüllen können und eine zusätzliche Vitamin-D-Zufuhr auch im Sommer sinnvoll ist.“ Die bisherigen Ergebnisse zeigten ebenfalls, dass alle Patient*innen, die Nahrungsergänzungsmittel oder verordnete Vitamin-D- Präparate einnahmen, nicht in den Bereich einer Überdosierung kamen.

Für Dr. Steffi Falk waren die Resultate zum Teil überraschend: „Wir haben über den Jahresverlauf gesehen, dass die Patient*innen auch in den Sommermonaten den Zielbereich für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung selbst mit Ergänzungsmitteln oft nicht erreichten. Besonders ältere Menschen scheinen sich nicht ausreichend in der Sonne aufzuhalten. Vor diesem Hintergrund muss man nicht nur an Osteoporose, sondern auch an Osteomalazie, also Knochenerweichung, denken, wenn ältere Patient*innen mit Knochenbrüchen zu uns kommen.“ Inwieweit sich dies Ergebnisse auf die Normalbevölkerung übertragen lassen, muss in weiteren Studien geklärt werden.

Das Team hat erste Zwischenergebnisse der Studie auf dem Kongress Osteologie 2022 präsentiert (Das Abstract finden Sie hier zum Nachlesen) und dafür ein Stipendium des Bundesverbandes der Osteologen Deutschland erhalten. Die Gesamtstudie befindet sich aktuell in der Auswertung. 

Hintergrund: Vitamin D

Vitamin D ist u.a. für die Knochenstabilität enorm wichtig. Für die endogene Synthese von Vitamin D ist der Aufenthalt in der Sonne von April bis September nötig. Die Syntheseleistung der Haut nimmt allerdings mit dem Alter ab. Die Empfehlungen lauten:

  • Ein 40-Jähriger benötigt 11-15 Minuten Sonnenexposition am Mittag.
  • Menschen ab 70 Jahren brauchen das Doppelte.

Der Vitamin-D-Bedarf für Erwachsene liegt bei 20 Mikrogramm pro Tag.

Quelle: Unimedizin Rostock/Ni