SchlaganfallWarum kommt es zu wiederkehrenden Schlaganfällen?

Das und eine mögliche Therapie haben Wissenschaftler*innen im Tiermodell erforscht. Sie planen nun eine klinische Studie, die voraussichtlich 2025 in deutschen Kliniken startet.

Illustration: atherosklerotisches Plaque in einem Blutgefäß
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Schlaganfälle werden meist durch Arteriosklerose verursacht.

Wiederkehrende Schlaganfälle Tage und Woche nach dem ersten Ereignis sind ein häufiges Problem unter Patient*innen, bei denen Arteriosklerose die Ursache war. Ein Forschungsteam hat im Tierversuch erforscht, warum es zu den häufig wiederkehrenden Schlaganfällen kommt:

Aus Zellen freigesetzte Erbsubstanz (DNA) führt nach dem ersten Ereignis zu einer Entzündungsreaktion im gesamten Körper. Daraus resultiert eine Verschlechterung der arteriosklerotischen Gefäßablagerungen mit erneuten Gefäßverschlüssen.

Auf Basis der neuen Erkenntnisse schlagen die Forschenden eine neue Therapie vor: Die zellfreie DNA durch entsprechende Medikamente (DNasen) abzubauen. Sollten sich die Studienergebnisse im Menschen bestätigen, könnten sie zu einer verbesserten Schlaganfall-Therapie führen. 

Entzündungsreaktion lässt Arteriosklerose rasant fortschreiten

Meist werden Schlaganfälle durch Arteriosklerose verursacht. Zu diesem Prozess kommt es, wenn Immun- und Entzündungszellen in Fettablagerungen in die Wand von Blutgefäßen einwandern. In den entstehenden Plaques baut sich eine schädliche Entzündungsreaktion auf, die zu Verkalkungen und Engstellen führt und die Gefäße verstopft. Aus den Plaques können sich Gerinnsel lösen und kleine Gefäße im Gehirn blockieren. Warum es bei gut 10 Prozent der Patienten selbst bei bester Versorgung im Krankenhaus binnen Tagen und Wochen zu weiteren Schlaganfällen kommt, blieb lange ungeklärt.

Die Forschenden etablierten ein Tiermodell in der Maus, um wiederkehrende Schlaganfälle aus arteriosklerotischen Plaques wie im Menschen nachzustellen, um beteiligten Prozesse zu untersuchen.

Es zeigte sich:

  • In der frühen Phase nach einem Schlaganfall kommt es zu einer Entzündungsreaktion im gesamten Körper, obwohl keine Infektion vorliegt.
  • Als Ursache wurde zellfreie DNA im Blut festgestellt, die aus Zelltrümmern freigesetzt wird. Sie bewirkt eine Entzündung, die auch die Arteriosklerose rasant fortschreiten lässt.

„Diese zellfreie DNA aktiviert in bestimmten Immunzellen das AIM2-Inflammasom“, berichtet Prof. Arthur Liesz vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung an der LMU. Als Inflammasom wird ein Komplex aus Proteinen in Entzündungszellen bezeichnet, der zur massiven Bildung des Botenstoffs Interleukin-1 führt. Interleukin-1 breitet sich durch das Blut im ganzen Körper aus und wirkt insbesondere auf bereits entzündete Gewebe – wie die arteriosklerotisch veränderten Gefäße. Das wiederum destabilisiert Hochrisiko-Plaques, die einreißen und Gerinnsel freisetzen, was zu weiteren Schlaganfällen führt.

Therapie senkt Rate an erneuten Schlaganfällen

Mit diesem Wissen starteten die Forschenden bei den Mäusen nach dem ersten Schlaganfall eine Therapie: Durch die Gabe von Enzyme, die DNA zerstören, den sog. DNasen, sofort nach dem ersten Schlaganfall ließ sich der fatale Prozess stoppen. „Durch diese Behandlung haben wir die Rate wiederkehrender Schlaganfälle in unserem Tiermodell um bis zu 80 Prozent gesenkt“, sagt Liesz. Die DNA in Zellen bleibt von dieser Behandlung unberührt, weil DNasen nicht in Zellen eindringen können.

Klinische Studie in Planung

Die Forschenden planen nun eine klinische Studie, die bereits genehmigt wurde. Sie soll, so Liesz, „voraussichtlich 2025 an mehreren Kliniken in Deutschland beginnen.“

Quelle: LMU Klinikum