Diabetes Typ 2Bewegung, Bewegung, Bewegung

Jeder Schritt zählt und jede Bewegungsform ist gut, bei der man ins Schwitzen kommt. Auch in der Diabetes-Typ-2-Therapie.

Frauenbeine in Sneakern und Jeans laufen auf der Straße
etemwanich/stock.adobe.com

Jeder Schritt zählt: 1000 Schritte entsprechen etwa 10 Minuten normaler Gehzeit.

Bewegung ist Medizin: Wie Menschen mit Diabetes die Motivation für körperliche Aktivität finden können, erklärte die Sportwissenschaftlerin Prof. Christine Joisten von der Deutschen Sporthochschule Köln auf dem Diabetes-Kongress.

Jeder Schritt zählt

Körperliche Aktivität bildet eine wichtige Therapiesäule bei Diabetes, v.a. bei Diabetes Typ 2. Bewegung wird zunehmend als Medizin bzw. Poly-Pill verstanden. Trotz dieses Wissens erreichen viele Menschen insbesondere mit Typ-2-Diabetes nicht das empfohlene Maß von 150 bis 300 Minuten moderater Bewegungszeit pro Woche. Dies entspricht 30 bis 60 Minuten an mindestens 5 Tagen, die nicht am Stück absolviert werden müssen. Jeder Schritt zählt!

Leider ist die Liste der wahrgenommenen Barrieren lang. Neben teils Diabetes assoziierten körperlichen Einschränkungen, gesundheitlichen Gründen und mangelnder Motivation finden sich insbesondere auch Scham, eine depressive Stimmungslage, ein vermindertes Selbstvertrauen und eine unzureichende Angebotslage.

Mehr Motivation zum Sport

Diabetessport kann ärztlich verschrieben werden. Allerdings ist die Zahl der Diabetes-Sportgruppen (zu) gering. (Eine Übersicht zu Diabetes-Sportgruppen findet sich z.B. hier)

In herkömmlichen Angeboten kommt es dagegen nicht selten zu negativen Erfahrungen, vor allem wenn neben der Diabeteserkrankung eine Adipositas vorliegt.

Eine weitere Sorge bei Menschen mit Typ-1- bzw. insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes ist das Erleben bzw. die Sorge vor einer Unterzuckerung durch die Belastung. Aufklärung, Schulungen und Diabetes-Management-Optionen, zum Beispiel der Einsatz von Diabetes-Technologie wie der kontinuierlichen subkutanen Glukosemessung und neuen Insulinpumpensystemen, können zu einer „Entängstigung“ bzw. einem kompetenten Umgang mit Sport, belastungsbedingten Stoffwechselveränderungen und (insulinpflichtigem) Diabetes beitragen.

Sport sei das beste Anti-Aging-Mittel für jede Form nicht übertragbarer Krankheiten, so Prof. Christine Joisten. Das äußere sich in:

  • besserer Lebensqualität
  • einem besseren und längerem Leben
  • besserer Funktionsfähigkeit
  • besserer Alltagsbewältigung

Joisten gab folgende Tipps:

Tipps für mehr Motivation

  • Jeder Schritt zählt!
  • Alles, was ins Schwitzen bringt, ist gut.
  • Jede Bewegungsform, die Diabetiker*innen gern durchführen, ist gut.
  • Sport ist das beste Anti-Aging-Mittel für jede Form nicht übertragbarer Krankheiten.

Aber: Man sollte nicht mit falschen Erwartungen herangehen - der Gewichtsverlust allein durch Bewegung ist überschaubar.

Im Zentrum der Gesundheits- und Bewegungsförderung sollten Partizipation und Empowerment stehen, um Patient*innen zu befähigen, neue persönliche Fähigkeiten zu entwickeln: z.B. Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und eine Steigerung der lebensstilbezogenen Gesundheitskompetenz. Dazu haben sich in der Praxis bewährt:

  • ein niederschwelliger Start, z.B. über die Steigerung der Alltagsaktivitäten,
  • Einbau von Bewegungseinheiten in Selbsthilfegruppen,
  • der Einsatz von Aktivitätstrackern und
  • die Entwicklung smarter Ziele.

Um das „Medikament Bewegung“ wirksam einsetzen zu können, bedarf es zusätzlich flächendeckender Angebote wie zum Beispiel der Diabetessportgruppen, in denen Betroffene kompetent angeleitet werden, sowie der bewegungsfreundlichen Ausgestaltung von Lebenswelten im Sinne verhältnispräventiver Maßnahmen.

Quelle: Pressekonferenz Diabetes-Kongress 2023/Ni