Nachhaltigkeit im GesundheitswesenBlisterstreifen erhebliche Müllquelle im Gesundheitswesen

Eine platzsparende Anordnung von Tabletten in Blisterverpackungen könnte jährlich etwa 3000 Tonnen an nicht recyclebarem Verpackungsmaterial einsparen. 

Mensch in Kittel hält verschiedene Tabletten-Blister
K. Oborny / Thieme

Tablettenblister verursachen erhebliche Mengen an vermeidbarem, nicht recyclebarem Verpackungsmüll.

Kleine Veränderungen können einen großen Unterschied machen: Wissenschaftler*innen haben erhebliches Einsparpotenzial bei nicht recyclebarem Verpackungsmüll für Tabletten und Kapseln identifiziert. 

Etwa 70 % des Materials nicht recycelbar

Olivia Falconnier Williams und Prof. Walter E. Haefeli von der Uni Heidelberg haben die Blisterverpackungen der 50 häufigsten in Deutschland verschriebenen Medikamente vermessen und gewogen. Sie stellten fest:

Die Abstände zwischen den Kammern der Blisterstreifen machen etwa 70 Prozent des Gesamtmaterials aus. Dieses Material, das derzeit nicht recycelbar ist, landet jedes Jahr im Restmüll.

3000 Tonnen nicht recycelbarer Verpackungsmüll vermeidbar

Die Studie schätzt, dass allein in Deutschland bis zu 3000 Tonnen nicht recycelbaren Verpackungsmüll pro Jahr vermieden werden könnten, wenn Tabletten und Kapseln platzsparender angeordnet wären. Die Lösung könnte in einer Anordnung der Medikamente in 2 Reihen mit jeweils 2 Millimetern Abstand bestehen, was zu einer erheblichen Reduzierung von Blistermaterial führen würde.

Haefeli betont, dass die vorgeschlagenen Anpassungen keine Auswirkungen auf die Haltbarkeit oder Wirksamkeit der Medikamente haben würden. Die bisherige Praxis, Blisterstreifen im Restmüll zu entsorgen, sei eine Ressourcenverschwendung, die durch einfache Anpassungen vermieden werden könnte. "Solange es noch nicht möglich ist, Blister zu recyclen, ist ihre flächendeckende Umgestaltung eine einfache und vor allem zeitnah umsetzbare Strategie der Abfallvermeidung", sagt er.

Abiturientin ist Initiatorin

Die Initiative für diese Studie stammte von der Abiturientin Olivia Falconnier Williams, die darauf abzielte, mit einem alltäglichen Beispiel aufzuzeigen, welchen großen Unterschied kleine, unscheinbar erscheinende Anpassungen machen können. "Ich wollte Menschen motivieren, Dinge in ihrem Alltag kritisch zu hinterfragen und bestenfalls zu optimieren, um unseren Alltag Stück für Stück ökologischer zu gestalten", erklärt Falconnier Williams.

Die Forscher*innen hoffen, dass ihre Erkenntnisse insbesondere bei Großabnehmern wie Kliniken und ihren Einkaufsgenossenschaften Beachtung finden werden. Die Umgestaltung der Blisterverpackungen könnte zu erheblichen Einsparungen führen und gleichzeitig einen Beitrag zur Reduzierung von nicht recycelbarem Verpackungsmaterial im Gesundheitswesen leisten. Haefeli appelliert auch an eine kritische Überprüfung anderer Verpackungsformen im Hinblick auf ökologische Optimierungen.

Quelle: Uniklinikum Heidelberg