Depression in Deutschland: Eine wachsende Herausforderung
Die Autoren des aktuellen Gesundheitsatlas des WIdO haben festgestellt, dass im Jahr 2022 etwa 12,5 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 10 Jahren an Depression litten. Damit ist die Prävalenzrate der Erkrankung in den letzten 5 Jahren kontinuierlich gestiegen. „Die Zahlen spiegeln wider, dass junge und ältere Menschen die besonders vulnerablen Gruppen in der Pandemie waren,“ erklärt Helmut Schröder, Geschäftsführer des WIdO.
Regionale Unterschiede
Die Studie zeigt deutliche regionale Unterschiede in der Verbreitung von Depressionen:
- Mit 14,2 Prozent weist das Saarland die höchste Prävalenzrate auf.
- Sachsen verzeichnet mit 11,1 Prozent die niedrigste.
- Besonders stark betroffen sind bestimmte Städte, wie Offenbach am Main, wo fast 18 Prozent der Menschen an Depressionen leiden.
Frauen stärker betroffen
Depressionen betreffen Frauen häufiger als Männer. Besonders auffällig sind die hohen Prävalenzraten bei Frauen im Alter zwischen 80 und 84 Jahren, wo 27,7 Prozent betroffen sind. Bei Männern liegt der Höchstwert in der Altersgruppe ab 90 Jahren mit 17,6 Prozent.
Ökonomische Belastung durch Depressionen
Depressionen verursachen nicht nur Leid, sondern auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten. Die direkten Krankheitskosten betrugen 9,5 Milliarden Euro, während die krankheitsbedingten Fehltage bei AOK-Versicherten mit durchschnittlich 43 Tagen pro Fall besonders hoch waren. Dies führte 2022 zu geschätzten Produktionsausfallkosten von 6,9 Milliarden Euro. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann helfen, Betroffenen Unterstützung zu bieten und die Relevanz von Depressionen in Unternehmen zu erkennen.
Zusammenhang mit Begleiterkrankungen
Der Gesundheitsatlas untersucht auch, wie Begleiterkrankungen wie Angststörungen und Rückenschmerzen die Depressionsprävalenz beeinflussen. Regionen mit hohem Anteil an Menschen, die unter diesen Erkrankungen leiden, weisen ebenfalls höhere Depressionsraten auf.
Aufklärung und Stigma Abbau notwendig
Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland, aber immer noch mit Vorurteilen behaftet. Der Gesundheitsatlas soll helfen, Wissenslücken zu schließen und das öffentliche Bewusstsein für Depressionen zu schärfen. „Obwohl das Krankheitsbild immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt, bleibt das Bild über die Betroffenen oft von Vorurteilen und Stigmata geprägt“, so Schröder. Ziel ist es, Berührungsängste abzubauen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.
Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK WIdO