Inhalt

Knospe einer Schwarz-Erle (Alnus glutinosa).
Botanik
Die Schwarz-Erle gehört zur Familie der Birkengewächse(Betulaceae). Sie ist ein sommergrüner Baum mit geradem Wuchs, der bis zu 25m hoch werden kann. Meist sieht man sie mit einer pyramidalen Krone , aber sie ist auch fähig, andere Formen zu bilden.
Ihre Rinde ist in jungen Jahren noch grünlich-braun und glänzend mit vielen Korkporen, bei älteren Bäumen entwickelt sich eine dunkelbraune bis dunkelgraue, schuppige Borke.
An den Ästen trägt sie wechselständig angeordnete, lang gestielte und doppelt gesägte Blätter. Ihre Form ist charakteristisch: verkehrt-eiförmig bis rundlich, an der Basis breit-keilförmig und an ihrer Spitze eingerundet, als ob ein Stück fehlen würde. Die Blattoberseite ist von sattem Grün, die Unterseite etwas heller, beide sind kahl und nach dem Austrieb noch leicht klebrig – daher der botanische Beiname „glutinosa“ für klebrig.
Die Schwarz-Erle ist einhäusig und bildet ab dem 10. Lebensjahr männliche und weibliche Blütenstände, die sie schon im Vorjahr anlegt. Die männlichen Blüten hängen als lange Kätzchen herab, bis zu fünf in einer Gruppe. Die weiblichen Blüten stehen ebenfalls in Kätzchen zusammen. Diese sind jedoch viel kleiner und leicht pink gefärbt. Die Blütezeit reicht von Februar bis April, noch vor dem Blattaustrieb, wobei die männlichen Blüten deutlich früher blühen als die weiblichen.
Nach der Befruchtung durch den Wind bilden sich bis zum Oktober hin aus den weiblichen Blütenständen kleine, verholzende Zapfen. In jeder Schuppe sitzen drei kleine, braune, flache Nussfrüchte mit seitlichen luftgefüllten Pölsterchen, mit deren Hilfe die Früchte schwimmen können. Ende Herbst, Winter und im kommenden Frühjahr fallen die Nüsschen aus den Zapfen und werden von Wind und Wasser verbreitet. Die leeren Zapfen bleiben den Winter über am Baum sitzen.
Schaut man im Winter in die Wipfel einer Schwarz-Erle hinauf, kann man ihre typischen „Winterzeichen“ gut erkennen: zum einen die hängenden Kätzchen mit den männlichen Blüten, zum anderen die sehr kleinen weiblichen Blüten, die als Kätzchen zusammenstehen – beide überdauern den Winter. Daneben sieht man die verholzten schwarzen Zapfen.
Schwarz-Erlen bilden Herzwurzeln, wobei die meisten in die Tiefe gehen und nur wenige seitwärts gerichtet sind.
Phytotherapie
Die Schwarz-Erle wird in der rationalen Phytotherapie nicht verwendet.
Volksheilkunde
Volksheilkundlich wird die Schwarz-Erle eher stiefmütterlich behandelt. Sowohl bei Plinius wie auch bei Hildegard von Bingen wurden die Blätter als Auflagen bei Hautgeschwüren erwähnt. Ansonsten seien sie nutzlos, meinte Hildegard.
Hieronymus Bock empfahl das frische Laub für kühlende Umschläge bei Verbrennungen – ein Baum, der so eng mit dem wässrigen Element verbunden ist, musste seines Erachtens eine kühlende Eigenschaft haben. Später wurde v.a. die gerbstoffhaltige Rinde als Abkochung zum äußerlichen Einsatz bei Haut- und Schleimhautverletzungen, Halsschmerzen und entzündetem Zahnfleisch eingesetzt.
Knospenbotanik
Die Endknospen sind schmal-länglich, verkehrt-eiförmig und nicht größer als die Seitenknospen. Diese haben die gleiche Form, sind deutlich gestielt und stehen vom Zweig ab.
Meist erkennt man nur zwei Knospenschuppen, die braun-rötlich gefärbt sind, meist aber leicht ins Violette gehen. Zudem sind sie klebrig und – im Gegensatz zu den Knospen der Grau-Erle (Alnus incana) – kahl, dafür mit grauen, punktförmigen Wachsausscheidungen überzogen.
Die Blattnarben weisen drei Blattspurstränge auf. Zur Herstellung des Gemmopräparats werden die End- und Seitenknospen der Schwarz-Erle gesammelt.
Leitlinie
Heftige, zu Chronifizierung neigende Entzündungen
Wirkungen und Indikationsgebiete
Das Schwarz-Erlen-Gemmopräparat hat viel mit dem wässrigen Element zu tun. Dabei steht nicht die Ausscheidung im Vordergrund, sondern die „Kühlung“ verschiedener Gewebe, v.a. bei starken Entzündungen, die Gefahr laufen, chronisch zu werden. Oft werden diese Entzündungen von Exsudaten wie Eiter oder Schleim begleitet.
Im Bereich der Schleimhäute der Atemwege und Ohren wirkt die Schwarz-Erle entzündungshemmend, antiviral und antibakteriell bei Stockschnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung, Ohrenentzündung, Bronchitis bis hin zur Lungenentzündung.
Auf das Herz wirkt das Mittel unterstützend bei Herzmuskelentzündung, koronarer Herzkrankheit und Status nach Herzinfarkt. Im Bereich des arteriellen Blutkreislaufs hilft die Schwarz-Erle bei Folgeerkrankungen durch Ablagerungen an den arteriellen Blutgefäßwänden, indem sie Entzündungen hemmt, den Blutfluss verbessert, die Gefäße schützt und leicht blutverdünnend wirkt. Auch auf venöse Gefäßerkrankungen zeigt sie positive Effekte.
Im Verdauungstrakt wirkt sie ebenfalls entzündungshemmend auf die Schleimhäute vom Mund bis zum Dickdarm. Im Bereich des Bewegungsapparats kommt die Schwarz-Erle u.a. bei akuten Gelenkentzündungen zum Einsatz.
Zu den kleineren Indikationsgebieten, die dennoch nicht zu unterschätzen sind, gehören die Haut mit (allergischer) Hautentzündung und Ekzemen sowie das zentrale Nervensystem mit Durchblutungsstörungen von Konzentrationsschwierigkeiten, Migräne, Schwindel bis zu Demenz und Status nach Schlaganfall.
Eine positive Wirkung wurde bei viralen Erkrankungen, v.a. bei Grippe, Röteln und dem Pfeiffer'schen Drüsenfieber festgestellt. Im Bereich der Harnwege hilft die Schwarz-Erle bei akuter Blasenentzündung und in der Frauenheilkunde bei gestörtem Milchfluss und Brustdrüsenabszessen.
Bewährte Kombinationen und Dosierungen
Grippe (Influenza)
- Heckenrose, bis zu stündlich 2–3 Sprühstöße
- Schwarze Johannisbeere, 3–4-mal täglich 2–3 Sprühstöße
- Schwarz-Erle, 3-mal täglich 2–3 Sprühstöße
Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Schwarz-Erle, alle 2 Stunden 2–3 Sprühstöße
- Moor-Birke, morgens und abends je 2–3 Sprühstöße
Sobald das Druckgefühl im Kopf nachlässt und es zum Fließen der Sekrete kommt, kann die Häufigkeit der Einnahme von Schwarz-Erle verringert werden.
Wundrose
- Schwarz-Erle, morgens und mittags je 2–3 Sprühstöße
- Walnussbaum, abends 2–3 Sprühstöße
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.