Karlsruhe - Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin 2021 geht an Dr. Bettina Berger. Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe hat sie für Menschen mit Typ 1 Diabetes in einer Machbarkeitsstudie ein mehrtägiges Fasten untersucht.
Fasten, der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum, wird in zahlreichen Kulturen und Religionen praktiziert und ist aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken. Denn als therapeutische Intervention konnte eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Menschen mit Typ-1-Diabetes wird bisher vom Fasten abgeraten. Vor allem wird dies mit der komplizierten Steuerung des Insulinhaushalts begründet. Nur wenige Ärzt*innen sind bereit, Menschen mit Typ-1-Diabetes während des Fastens zu betreuen.
Dr. Bettina Berger und ihre Arbeitsgruppe haben hier einen ersten Schritt gewagt. In einer Studie haben sie die Machbarkeit, die positiven Auswirkungen und auch fastenbedingte Nebenwirkungen untersucht. Dazu fasteten 20 Personen mit Diabetes und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. Das Buchinger Fasten ist eine leitlinienbasierte multimodale Intervention und umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten wie Brühe, Gemüsesaft, Wasser und Tee auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeit. Selbstverständlich wurde die Insulindosierung an das Fasten angepasst und alle Werte regelmäßig kontrolliert.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Blutzuckerwerte sind überwiegend im Zielbereich geblieben; es gab keine schweren Hypo- oder Hyperglykämien.
- Gewicht und BMI haben sich signifikant verbessert, sowohl direkt nach dem Fasten als auch in einer Nacherhebung.
In der qualitativen Befragung 4 Monate nach der Intervention konnten neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen im Diabetes-Management festgestellt werden: eine gesteigerte Flexibilität im Umgang mit Essensvorschriften und die Entwicklung der Fähigkeit zum intermittierenden Fasten.
Prof. Harald Matthes, Vorstand der Hufelandgesellschaft und Juryvorsitz, begründet die Auswahl wie folgt: “Die Jury hält diese Studie der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ-1-Diabetiker*innen; nunmehr ist deren Sicherheit und Nutzen gut belegt und sollte auf größere Patient*innenkollektive angewandt werden.“
Und Ragnar Watteroth, Stiftungsrat der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung betont: “Den Stiftern war es ein großes Anliegen, die komplementäre Medizin zu fördern. Mit der Vergabe dieses Forschungspreises, einem der wichtigsten Preise im Bereich Integrative Medizin, kommen wir dem Wunsch der Stifter nach. Und dass wir in diesem Jahr bereits zum 15. Mal nicht nur eine hochkarätige Forschungsarbeit auszeichnen dürfen, sondern auch noch eine der Patientengruppen im Mittelpunkt steht, die sonst wenig von Komplementärmedizin profitieren durfte, freut uns ganz besonders.“
Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.
Quelle: Pressemitteilung/www.hufelandgesellschaft.de/holzschuhpreis