Am 17. Mai 2022 ist Welt-Hypertonie-Tag. Dieser jährliche Aktionstag soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf die arterielle Hypertonie lenken, insbesondere auf deren Entdeckung. Eine aktuell in „The Lancet“ publizierte Studie zeigt: In Deutschland beträgt die Dunkelziffer fast 30 %.
In der Studie analysieren die Autor*innen die Entwicklung der Krankheitslast (Prävalenz) und der Krankheitskontrolle (Anteil der behandelten Patient*innen) zwischen 1990 und 2019 anhand von 1202 populationsbasierten Studien weltweit.
Für Deutschland errechneten sie, dass nur 71 % aller weiblichen und 72 % aller männlichen Betroffenen um ihre Erkrankung wissen. Medikamente erhalten nur 64 % der Patientinnen und 61 % der Patienten. Schaut man sich an, wie viele erfolgreich behandelt sind und Blutdruckwerte im Zielbereich aufweisen, ist das in dieser Erhebung nicht einmal die Hälfte der Betroffenen (48 % der Frauen, 43 % der Männer).
Wenig Symptome – gefährliche Folgen
„Das ist eine traurige Bilanz“, erklärt Prof. Dr. med. Ulrich Wenzel, Hamburg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Zumal das Robert Koch-Institut 2015 noch die Bluthochdruckdunkelziffer mit 20 % angegeben hatte [2]. Beide Datensätze sind schwer vergleichbar, die Zahlen lassen aber die Interpretation zu, dass die ‚Awareness‘ für Bluthochdruck tendenziell abnimmt. Womöglich wird die Corona-Pandemie diesen Trend noch verstärken, da andere Gesundheitsprobleme im Fokus standen und viele Menschen aus Angst vor Ansteckungen die Routineuntersuchungen bei der Hausärztin/beim Hausarzt nicht mehr so engmaschig wahrgenommen haben.“
Ein unbehandelter Bluthochdruck ist gefährlich, langfristig sogar lebensgefährlich. Fast die Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte und fast ein Drittel aller Nierenkrankheiten lassen sich auf einen Bluthochdruck zurückführen. Auch Demenzerkrankungen und sogar Erblindungen zählen zu den Langzeitfolgen von dauerhaft erhöhten Blutdruckwerten. Eine Auswertung von Gesundheitsdaten der WHO-Länder zeigte, dass die Anzahl der Todesfälle infolge von Herz- und Gefäßerkrankungen mit Bluthochdruck zusammenhängt: Je höher die Blutdruckwerte, desto mehr tödliche kardiovaskuläre Ereignisse.
Das Fazit von Dr. med. Marcel Schorrlepp, Mainz, Sprecher der AG Hausärztliche Internisten in der DGIM, lautet: „Bluthochdruck ist der Ausgangspunkt für viele Folgeerkrankungen und legt den Grundstein für die Multimorbidität der Betroffenen im höheren Alter. Bluthochdruck muss behandelt werden. Je früher und konsequenter, desto besser.“
Hypertonie: Die wichtigsten Fakten
Welche Blutdruckwerte sind normal?
- Optimal sind Blutdruckwerte unter 130/80 mm Hg.
- Ab Werten von 140/90 besteht eine Hypertonie, die behandelt werden sollte.
Die 5 häufigsten Warnsignale
- keine
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nasenbluten
- Ohrensausen
Die 5 häufigsten Ursachen
- Alter
- Übergewicht
- genetische Veranlagung
- zu wenig bewegung
- salzreiche Ernährung
Die 5 häufigsten Folgen
- Schlaganfall
- Herzinfarkt/Herzinsuffizienz
- Nierenerkrankung
- Verlust der Sehstärke
- Impotenz
Die 5 wichtigsten Maßnahmen
- Medikamente wie verschrieben einnehmen
- Gewicht reduzieren
- Bewegung
- gesund und salzarm essen
- auf Alkohol weitgehend verzichten
Aktuelle Kampagne animiert zum Blutdruckmessen
In vielen Fällen wird die Diagnose Bluthochdruck gar nicht gestellt. Meistens spüren Betroffene nichts von der Erkrankung. In einigen Fällen führt Bluthochdruck zu Kopfschmerzen, innerer Unruhe oder auch mal Schwindel, aber diese Krankheitszeichen werden, zumindest wenn sie nur gelegentlich auftreten, oft als „Unpässlichkeit“ hingenommen und nicht mit einer Bluthochdruckerkrankung in Zusammenhang gebracht. Aufschluss über die Diagnose gibt am Ende nur die Blutdruckmessung.
Ab Werten über 140/90 mm Hg sollte eine Therapie eingeleitet werden. Optimal sind Blutdruckwerte unter 130/80 mm Hg. Bei leicht erhöhten Werten kann durch einen gesünderen Lebensstil viel erreicht werden, im besten Fall die Normalisierung der Blutdruckwerte. Die wichtigsten Faktoren dazu sind: Gewicht verlieren, sich gesund ernähren und ausreichend bewegen.
Quelle: Pressemitteilung/Deutsche Hochdruckliga