LungenkrebsLow-Dose-CT bringt Vorteile zur Lungenkrebs-Früherkennung

Eine frühe Diagnose senkt die Lungenkrebs-Sterblichkeit. Ein Low-Dose-CT-Screening könnte bei starken (Ex-)Raucher*innen Vorteile bringen.

stilisierte blaue Rauchwolke vor weißem Hintergrund
K. Oborny/Thieme

Ein Low-Dose-CT-Screening kann 5 von 1000 Raucher*innen innerhalb von etwa 10 Jahren davor bewahren, an Lungenkrebs zu sterben.

Ein Lungenkrebs-Screening mit Niedrigdosis-Computertomografie (Low-Dose-CT) bietet starken aktiven und ehemaligen Raucher*innen mehr Nutzen als Schaden:

  • Das Low-Dose-CT-Screening kann einige Personen davor bewahren, an Lungenkrebs zu sterben.
  • Für manche verlängert sich möglicherweise auch das Gesamtüberleben.

Zu diesem Ergebnis kam die Nutzenbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 2020.

Am 1. Juli 2024 tritt die Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) in Kraft. Das heißt, ein Screening mit Low-Dose-CT ist dann strahlenschutzrechtlich zulässig.

Vor diesem Hintergrund hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) 2023 das Beratungsverfahren zur Einführung eines solchen Screenings eröffnet. Das IQWiG wurde mit einer Aktualisierung der Nutzenbewertung beauftragt. Zusätzlich sollten mögliche Untersuchungsintervalle, technische Ausstattung und Bildbefundung bewertet werden.

Das IQWiG-Fazit lautet:

  • Die aktuelle Evidenz unterstreicht die Vorteile eines Low-Dose-CT-Screenings.
  • Der Nutzen überwiegt etwaige Schadensaspekte wie das Risiko von falschen Diagnosen oder Überdiagnosen.
  • Der Vorteil bei der Sterblichkeit erhöhte sich gegenüber 2020 von einem Anhaltspunkt (niedrige Aussagesicherheit) auf einen Hinweis für einen Nutzen (mittlere Aussagesicherheit).

Raucher*innen können vom Low-Dose-CT-Screening profitieren

Für den aktuellen Bericht wertete das IQWiG die Ergebnisse einer weiteren Studie und damit insgesamt 9 randomisierten kontrollierten Studien mit mehr als 94.000 Personen aus. Mit deutlichem Ergebnis:

Ein Low-Dose-CT-Screening kann 5 von 1000 (ehemals) starken Raucher*innen innerhalb von etwa 10 Jahren davor bewahren, an Lungenkrebs zu sterben.

Als starke Raucher*innen gelten z.B. Menschen, die 20 Jahre lang mindestens eine Packung Zigaretten pro Tag geraucht haben oder 10 Jahre lang mindestens zwei Packungen pro Tag.

Derzeit kein systematisches Screening auf Lungenkrebs

Lungenkrebs wird oft erst in späten Stadien entdeckt. 5 Jahre nach der Diagnose lebt nur noch ein Fünftel bis ein Sechstel der Betroffenen. Derzeit existiert in Deutschland kein systematisches Screening auf Lungenkrebs.

Mit der stahlenschutzrechtlichen Genehmigung für das Low-Dose-CT-Screening durch das BMUV könnte das Lungenkrebs-Screening zunächst als Selbstzahlerleistung angeboten werden. Gibt der G-BA grünes Licht, könnte die Untersuchung in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden, später auch als nationales Früherkennungsprogramm.

Studien zur Ausgestaltung eines Lungenkrebs-Screenings

In der IQWiG-Bewertung sollte die mögliche Ausgestaltung des Screenings für (ehemals) starke Raucher*innen adressiert werden. Zur Nutzenbewertung von Varianten eines Lungenkrebs-Screenings mit Low-Dose-CT lag allerdings nur eine Studie vor. Diese verglich ein jährliches Screening mit einem 2-jährlichen Screening:

Insgesamt ließ sich nicht klären, ob das 2-jährliche Low-Dose-CT-Screening im Vergleich zum jährlichen einen höheren Nutzen oder Schaden hat oder zumindest gleichwertig ist. Weitere Varianten von Screeningintervallen, wie eine risikobasierte Anpassung des Screeningintervalls, werden aktuell in Studien untersucht.

Zu allen anderen Aspekten fehlt es an Evidenz. Dazu gehören Gerätestandards, Bildbefundung und Abklärungsalgorithmen bei auffälligen oder unklaren Befunden sowie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Laufende Studien zur Implementierung eines Low-Dose-CT-Screenings

Die laufende HANSE-Studie geht Fragen zur Implementierung eines Lungenkrebsfrüherkennungsprogramms in Deutschland nach. Dazu gehören z.B. Ansätze für die Definition von Risikopopulationen sowie wie mögliche Zielgruppen für eine Teilnahme am Screening gewonnen werden können.

Weitere Aspekte der Studie sind begleitende Screeningmaßnahmen wie Raucherentwöhnung, Screening-Intervalle und Bildbefundung, auch mit KI zur Bildanalyse.

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen