Endometriose gilt als eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen. Sie wird oft erst sehr spät erkannt und zieht nicht selten einen jahrelangen Leidensweg nach sich. Allein in Deutschland erkranken laut Robert-Koch-Institut jedes Jahr über 40.000 Frauen neu daran, mehr als zwei Millionen Frauen sind deutschlandweit betroffen.
Neben der Behandlung unter anderem mit Schmerzmitteln, Hormonpräparaten und Operationen kann auch die Osteopathie dazu beitragen, die Folgen der Endometriose deutlich zu verbessern, so der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.
„Ich halte sehr viel von Osteopathie, implementiere sie seit Jahren in meine Arbeit“, unterstreicht die Endometriose-Expertin Prof. Sylvia Mechsner von der Berliner Charité. Mechsner verweist darauf, dass Endometriose als chronisch-entzündliche Erkrankung eine multimodale Therapie benötigt, und wünscht sich vermehrt aussagekräftige Studien, die ihre positiven Erfahrungen mit Osteopathie als komplementärmedizinische Begleitung bestätigen.
Chamäleon Endometriose
Aus bisher ungeklärtem Grund siedelt sich bei Betroffenen zwischen Pubertät und oft bis nach den Wechseljahren Gewebe der Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum an. Diese Herde unterliegen denselben hormonellen Veränderungen wie die Gebärmutterschleimhaut.
Symptome
- Krampfartige, oft unerträgliche Regelschmerzen (Dysmenorrhoe),
- chronische zyklische und unregelmäßige Unterbauch- oder Rückenschmerzen auch an blutungsfreien Tagen,
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie beim Wasserlassen oder Stuhlgang können durch Endometriose verursacht sein.
- Etwa 30 bis 50 Prozent der Frauen mit Endometriose leiden unter unerfülltem Kinderwunsch.
Die Schmerzstärke und auch die Kombination der Symptome können sehr unterschiedlich sein.
Dies macht Endometriose zu einem regelrechten Chamäleon unter den gynäkologischen Erkrankungen und erklärt zum Teil, warum sie oft so spät erkannt wird. Leider werden zyklusabhängige Schmerzen weiterhin zu oft bagatellisiert. Eine Heilung von Endometriose ist bisher nicht möglich.
Wie kann Osteopathie helfen?
Die Osteopathin Claudia Straube behandelt in der Praxis in Berlin-Steglitz betroffene Patientinnen; etwa 1.500 dürften es im Laufe der Jahre schon gewesen sein, oft zugewiesen von zertifizierten Endometriosezentren und niedergelassene Gynäkologinnen. Sie berichtet: „Durch die chronischen Schmerzen können erhebliche Einschränkungen im Alltagsleben entstehen. Vermehrte krankheitsbedingte Ausfälle und ein schmerzdominiertes Sexualleben führen häufig zu einem gestörten Selbstbildnis der Frauen an sich.“
Seit 2015 ist die Praxis zudem Kooperationspartner des Endometriosezentrums der Charité Berlin. „Wir behandeln in meiner Praxis jede Patientin mit Endometriose sehr individuell und erstellen eine sehr genaue Anamnese, die nicht nur die durch Endometriose verursachten Beschwerden betrifft“, so Straube und verweist darauf, dass ein derart komplexes Krankheitsbild viel Erfahrung im Bereich der Frauengesundheit, sehr gute Kenntnisse der weiblichen Anatomie, Physiologie und über das Hormonsystem erfordere.
Ausschließlich mit den Händen erspürt die Osteopathin Beweglichkeitsstörungen in Gelenken und Geweben, verursacht durch die chronisch-entzündlichen Prozesse und Vernarbungen durch Endometriose im Körper. Diese können unter anderem zu Muskelverspannungen im Beckenboden, in der Lendenregion oder zu Lymphstauungen im Bauchraum führen.
„Mit sanften Mobilisationstechniken versuchen wir, im ständigen Austausch mit der Patientin die Beweglichkeit der Gewebe und den Fluss der Gewebsflüssigkeiten zu verbessern. Der Handkontakt ist weich, denn oft ist es den Frauen wegen der langanhaltenden Schmerzsymptomatik oder vorangegangener operativer Eingriffe unangenehm, gerade am Bauch berührt zu werden“, so Claudia Straube.
Die Linderung der Beschwerden durch die verbesserte Beweglichkeit der Gewebe hat einen positiven Einfluss auf das Allgemein- und Wohlbefinden der Patientinnen, was sich in der Folge auch positiv auf die Psyche und damit günstig auf das Immunsystem auswirken kann.
Die Frauen erfahren durch die Behandlung, wie es sich anfühlen kann, wenn muskuläre Spannungen nachlassen, wie Stauungsgefühle und Schmerzen weniger werden. Durch zusätzliche häusliche Übungen bekommen sie das Gefühl, wieder selbst etwas für ihr Wohlbefinden tun zu können und erlangen so wieder mehr Kontrolle über ihren Körper. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist eine individuelle Beratung zur Ernährung und Lebensstilführung.
Studie zu Osteopathie bei Endometriose
Die Osteopathin Almut Boltz führt im Rahmen ihrer Masterarbeit eine klinische Studie zur Osteopathie bei Frauen mit Endometriose durch. Mit der Studie soll herausgefunden werden, ob Osteopathie die Schmerzwahrnehmung verändern und eine Linderung der Beschwerden bewirken kann.
Interessierte Patient*innen finden hier weitere Informationen.
Weiterführende Links zur Endometriose
Quelle: Verband der Osteopathen Deutschland