
An der Universitätsmedizin Greifswald wird eine neue Methode zur Behandlung von Depression eingesetzt: die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS). Diese medikamentenfreie und nebenwirkungsarme Methode bietet Patient*innen eine effektive Option, ihre Symptome zu lindern.
Repetitive transkranielle Magnetstimulation
Die Behandlung erfolgt mit einer Magnetspule, die auf den Kopf des/der Patient*in gelegt wird. Unterschiedliche Stimulationen führen dann zu einer Erregung oder Hemmung der darunter liegenden Hirnareale. Dadurch können Bereiche, die krankheitsbedingt ins Ungleichgewicht gekommen sind, verändert und wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
Dies sei bei Depressionen besonders effektiv, betont Prof. Michael Lucht von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. So gebe es Hirnareale, die bei Menschen mit Depressionen nur eingeschränkt funktionsfähig sind. „Dadurch können negative Emotionen und Gedanken nicht eingeordnet werden“, erklärt Lucht.
Für die Betroffenen bedeute das, dass es ihnen durch die verringerte Aktivität in dem Hirnareal schwerfalle, negative Informationen zu kontrollieren. „Die repetitive transkranielle Magnetstimulation verbessert dieses Aktivitätsniveau sowie die kognitive Kontrolle von negativen Gefühlen und Gedanken.“
Die Behandlung erfolgt stationär und umfasst je nach Schweregrad der Depression bis zu 30 Sitzungen a 15 Minuten, die täglich durchgeführt werden. Die rTMS ist in ein multimodales Behandlungskonzept eingebettet und wird von den Patient*innen gut toleriert. Die Therapie ist schmerzfrei, Risiken und Nebenwirkungen sind minimal: Gelegentlich können vorübergehende Kopfschmerzen oder ein unwohles Gefühl auftreten. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
Die rTMS wird auch an weiteren Kliniken bei stationärer Behandlung angeboten. Ambulante Patient*innen können im Rahmen einer Studienteilnahme die rTMS bei Depression in Anspruch nehmen.
Hintergrund
Die rTMS kommt aus der Neurologie, wo die Methode im Zusammenhang mit Schlaganfällen, Kopfschmerzen, Epilepsie und Multipler Sklerose erforscht wird. In jüngerer Zeit hat sich gezeigt, dass diese Methode auch bei psychiatrischen Erkrankungen, insbesondere bei Depression, wirksam ist.
Quelle: Universitätsmedizin Greifswald
Hilfe bei Suizidgedanken: Die Telefonseelsorge hilft in akuten Krisen kostenfrei rund um die Uhr unter Telefon 0800-1110111 oder 0800-1110222.
Eine Übersicht zu Hilfsangeboten in Ihrer Nähe finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention unter https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/
Die Deutsche Depressionshilfe hat unter https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/krisendienste-und-beratungsstellen Kontaktmöglichkeiten zu Krisendiensten und Beratungsstellen zusammengestellt.