MigräneViele Migräne-Betroffene erhalten keine spezifischen Medikamente

Die Kopfschmerztherapie gehört in fachärztliche Hände. Wichtig ist zudem, den Lebensstil zu modifizieren und Migräne-Auslöser zu vermeiden.

Animation eines Migräneanfalls
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Nicht einmal jede*r zehnte Migräne-Betroffene erhält spezifische Migräne-Medikamente.

Hohe Prävalenz von Migräne und Kopfschmerzen

Migräne betrifft 14,8 % der Frauen und 6 % der Männer in Deutschland. Auch Spannungskopfschmerzen sind weit verbreitet, besonders bei Frauen. Die Anzahl der Krankmeldungen aufgrund von Kopfschmerzen hat sich seit 2003 vervierfacht, besonders junge Menschen sind betroffen. Migräne ist dabei besonders belastend, da sie häufig von Übelkeit und Erbrechen begleitet wird.

Fehlende ärztliche Beratung trotz wirksamer Medikamente

Obwohl es spezielle Migräne-Medikamente wie Triptane, Gepante und Ditane gibt, holen sich viele Betroffene keinen ärztlichen Rat. Viele Betroffene in Deutschland greifen auf freiverkäufliche Schmerzmittel zurück, ohne die damit verbundenen Risiken zu kennen.

Eine Studie des Robert Koch-Instituts zeigte, dass nur 7,3 % der Migräne-Patient*innen in Deutschland Triptane verwenden. Stattdessen greifen viele auf freiverkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen (46 %), Paracetamol (17 %) oder Acetylsalicylsäure (10 %) zurück. Dies deutet darauf hin, dass viele Patient*innen keine neurologische Behandlung suchen, obwohl Migräne eine neurologische Erkrankung ist.

Gefahren durch langfristige Einnahme freiverkäuflicher Schmerzmittel

Die langfristige Einnahme freiverkäuflicher Schmerzmittel kann der Gesundheit schaden. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSRA) wie Ibuprofen können bei übermäßigem Gebrauch die Nieren schädigen und im schlimmsten Fall zu Dialyse führen. Zudem kann eine zu häufige Einnahme von Schmerzmitteln Kopfschmerzen auslösen, ein Phänomen, das als Medikamentenübergebrauchskopfschmerz bekannt ist. Triptane bergen dieses Risiko zwar auch, doch unter ärztlicher Aufsicht wird die Dosierung kontrolliert und kann bei Bedarf angepasst werden.

Vorbeugung durch Lebensstiländerungen

Neben Medikamenten sind auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wichtig, um Migräne vorzubeugen. Regelmäßiger Ausdauersport kann die Häufigkeit und Intensität von Migräneanfällen reduzieren. Es ist auch entscheidend, persönliche Auslöser wie grelles Licht, Lärm, Übermüdung oder Stress zu vermeiden. Alkohol gilt ebenfalls als häufiger Auslöser von Migräneattacken.

Neue Risikofaktoren: Sodbrennen-Medikamente und hoher Blutdruck bei Frauen

Aktuelle Studien haben zwei neue Risikofaktoren für Migräne identifiziert. Die Einnahme von säurebindenden Medikamenten gegen Sodbrennen erhöht das Migränerisiko erheblich – um 70 % bei Protonenpumpenhemmern, 40 % bei H2-Hemmern und 30 % bei Antazida. Diese Medikamente werden oft unbedacht eingenommen, obwohl spezifische Migräne-Medikamente wie Triptane nicht zu solchen Nebenwirkungen führen.
Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen hohem diastolischem Blutdruck (≥ 90 mm Hg) und einer erhöhten Migräne-Prävalenz bei Frauen festgestellt. Warum dieser Effekt stärker bei Frauen als bei Männern auftritt, ist noch unklar. Regelmäßiger Sport kann jedoch den diastolischen Blutdruck senken und so das Migränerisiko verringern.

Fazit

Migräne-Betroffene sollten ärztliche Beratung in Anspruch nehmen und nicht auf freiverkäufliche Schmerzmittel setzen. Eine fachärztliche Behandlung sowie Lebensstiländerungen können die Lebensqualität erheblich verbessern und das Risiko schwerwiegender Folgen, wie Schlaganfälle, senken.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

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