InterviewWegovy: Hype oder echte Ergänzung zur Behandlung von Adipositas?

Spritze gegen Adipositas: Das Medikament Wegovy ist nun auch in Deutschland auf dem Markt. Prof. Till Hasenberg ordnet ein, für wen das Mittel geeignet ist und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Übergewichtiger spritzt sich in den Bauch
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Was bringt die Spritze gegen Adipositas? "Es ist keine Wunderspritze für eine schnelle Diät, kann aber eine Adipositastherapie sinnvoll ergänzen", sagt Prof. Till Hasenberg.

Seit Juli 2023 ist das Medikament Wegovy in Deutschland auf dem Markt. In den Medien und auf Social Media ist das Mittel immer wieder Thema. Prof. Dr. Till Hasenberg vom Helios Adipositas Zentrum West erklärt im Gespräch, für wen das Mittel geeignet ist, warum so viel darüber diskutiert wird und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Für wen ist Wegovy geeignet?

Das Medikament ist zur langfristigen Gewichtskontrolle bei Adipositas, also krankhaftem Übergewicht, zugelassen. Bis dato gab es in Deutschland zwei verfügbare Medikamente, die im Rahmen einer mehrteiligen Adipositastherapie verschrieben werden konnten. Nun kommt mit Wegovy ein drittes hinzu. Eine Behandlung gegen Adipositas sollte immer in ein Multimodales Behandlungskonzept (kurz MMK) eingebunden sein, in dem eine Ernährungsumstellung, Bewegung, eine Veränderung des Lebensstils und in manchen Fällen medikamentöse sowie chirurgische Therapie zusammenwirken.

Wegovy kann indikationsgerecht ab einem BMI von 30 auf Rezept verschrieben werden, bei Diabetes oder Bluthochdruck auch ab einem BMI ab 27, und muss von den Patient*innen für eine dauerhafte Wirkung lebenslang einmal wöchentlich als Spritze verabreicht werden. Ein Lifestylemittel, um vor dem Urlaub die Traumfigur zu erreichen, ist das Medikament also nicht.

Wie wirkt Wegovy?

 In Wegovy ist der Wirkstoff Semaglutid enthalten – ein sogenanntes GLP-1-Analogon, das unter anderem die Insulinausschüttung reguliert. Es ahmt die Wirkung eines körpereigenen Hormons nach, verstärkt dadurch das Sättigungsgefühl und vermindert Heißhungerattacken.

Prof. Dr. Till Hasenberg ist Chefarzt der Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie sowie Leiter des Adipositas Zentrum West an der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen.

Eins muss klar sein: Wegovy ist ein rezeptpflichtiges Medikament, das nur nach entsprechender Diagnose und im Rahmen einer ärztlichen Behandlung eingenommen werden darf. Es ist keine Wunderspritze für eine schnelle Diät. Es kann aber eine sinnvolle Ergänzung einer konservativen Therapie gegen Adipositas sein.

Wie effektiv ist Wegovy?

Erste Studien haben gezeigt, dass Patient*innen mit der Einnahme von Wegovy und einer Anpassung ihrer Gewohnheiten 10 bis 15 Prozent ihres Körpergewichts abnehmen konnten. Wenn beispielsweise Schwerstübergewichtige vor einer bariatrischen OP einige Kilos abnehmen müssen, damit der Eingriff risikoärmer durchführbar ist, kann das Medikament dabei unterstützen. Andererseits kann das Medikament bei beginnender Adipositas ergänzend zu Ernährungsumstellung, Verhaltensänderung und Bewegung eingesetzt werden. Dabei sind die Nebenwirkungen zu berücksichtigen.

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?

Der Wirkstoff Semaglutid greift in den Stoffwechsel ein. Es kann daher zu gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Gallensteine, ein Risiko für niedrigen Blutzucker und Sehstörungen bei Typ-2-Diabetikern. Zudem prüft die europäische Zulassungsbehörde EMA aktuell, ob Wegovy in einzelnen Fällen Suizidgedanken hervorrufen und bei Typ-2-Diabetes-Patient*innen Schilddrüsenkrebs begünstigen kann.  

Wird Wegovy von der Krankenkasse bezahlt?

Patient*innen müssen eine Behandlung mit Wegovy derzeit selbst bezahlen. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft setzt sich für eine Kostenübernahme in Fällen ein, in denen Wegovy medizinisch angezeigt ist, etwa wenn andere Therapieoptionen nicht helfen.

Quelle: Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen

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